Zurück zu Reiseberichte

Paraguay

5.4.2012                          Kilometerstand:  28 888 km  (abends)

Der heutige Grenzübertritt von Foz do Iguaçu nach Ciudad del Este, von Brasilien nach Paraguay, hat schon seinen besonderen Reiz! Zunächst einmal gibt es auf brasilianischer Seite eine eigene Spur für Motos, ca. 40 Zentimeter breit und rechts und links von einer etwa 30 cm hohen Betonmauer eingesäumt. Um den Nervenkitzel noch zu erhöhen gleicht diese Spur eher einem Labyrinth als einer Fahrspur. Wenn das für die relativ kleinen, wendigen „Mototaxis“ mit ihren 125er Maschinen, die zu Hunderten durch diese Gasse jagen, noch sehr gut zu schaffen ist, so ist es für mich eine echte Herausforderung, nach deren Bewältigung Edith bei mir erst einmal Schweiß tupfen kann. Den Ausreisestempel bekommen wir recht problemlos. Das Gros der Autos und Motos fährt unbehelligt, ohne anzuhalten einfach durch. Da ich vorschriftsmäßig ausreisen möchte, frage ich mich zum Zoll durch, was gar nicht so einfach ist. Vor der Tür steht ein Posten, der mir wortreich erklärt, dass ich warten möge bis das Putzkommando mit Schrubber und Eimer den Gang und Eingang gereinigt hätte. Die beiden „Mädels“ haben alle Zeit der Welt. Als nach etwa zehn Minuten zwei Angestellte über den frisch gereinigten Boden das Gebäude verlassen, frage ich vorsichtig nach, ob ich es denn jetzt betreten dürfe. Nein bedeutet mir der Beamte freundlich, der Chef käme persönlich herunter. Tatsächlich, nach weiteren zehn Minuten kommt ein ganz in schwarz gekleideter, schlanker Mann, wie der Sheriff aus „3 Fäuste für ein Hallelujah“, und fragt mich nach meinem Begehr. Auf spanisch versuche ich ihm klarzumachen, dass es um die Ausfuhr meines temporär eingeführten Motos ginge, ohne das ich Brasilien nicht verlassen dürfe und füge noch achselzuckend hinzu: „infelizmente não falo portugués“ (leider spreche ich nicht portugiesisch). Er nimmt mir Pass, Fahrzeugschein und die Bescheinigung über die temporäre Einfuhr ab und verschwindet. Ich darf auf einem Stuhl im gerade gereinigten Bereich Platz nehmen und es vergeht eine „Ewigkeit“. Mir kommen schlimme Gedanken. Man hatte mich ja gewarnt! In Brasilien gibt es in jedem städtischen Bereich, manchmal auch auf Landstraßen oder Autobahnen, Säulen mit Kameras, die jede Geschwindigkeitsübertretung registrieren. Diese Radarstationen sind vorher angekündigt und jeder Brasilianer hält sich daran. Ich habe sie sicherlich hunderte Male übersehen oder missachtet. Und nun, da ich das Land verlassen will, sehe ich vor meinem geistigen Auge wie der Zollbeamte all diese Übertretungen auf Endlospapier ausdruckt um sie mir präsentieren zu können. Warum sonst könnte es eine geschlagene Stunde dauern bis er wieder auftaucht. Offensichtlich war es nur ein böser Alptraum, denn als er endlich erscheint, macht er ein sehr freundliches Gesicht und sein Daumen zeigt nach oben. Er überreicht mir die Papiere und wünscht mir eine „Gute Reise“, als Edith, die auf das Moto aufgepasst hatte, ganz aufgelöst beim Zollgebäude erscheint, in der Annahme man habe mich verhaftet. Mit allen nötigen Papieren versehen fahren wir auf der Brücke über den Rio Paraná nach Paraguay. Eigentlich könnte man auch hier ohne anzuhalten durchfahren, denn die Stadt ist eine „Zona franca“, eine Freihandelszone. Aber wir wollen ja ohne Probleme wieder ausreisen, weshalb ich mich zur Immigracón begebe. Keine Minute später habe ich in beiden Pässen die Einreisestempel auch ohne dass die Dame Edith gesehen hätte. Auf die Frage was mit dem Moto ist verweist sie mich an die Information. Als ich dem jungen Mann mein Problem schildere, meint er es sei in Paraguay nicht üblich für Fahrzeuge ein „Importación temporal“ (vorübergehende Einfuhr) auszufüllen (das stimmt wenn man über den gleichen Grenzübergang wieder ausreist!). Ich erkläre ihm, dass das bisher in allen Ländern Südamerikas obligatorisch war, woraufhin er unsicher wird. Er geht zu den Zollbeamten und bei seiner Rückkehr erklärt er mir, dass man beim Zoll geteilter Ansicht sei!! Da ich mich darauf nicht einlassen möchte, begleitet er mich zu einem Zollbeamten. Dem übergebe ich all meine Papiere. Er holt ein Formular heraus und beginnt sehr umständlich Buchstaben und Zahlen darauf zu malen. Etliche Male verschreibt er sich und als er bei der Passnummer aus der 8 ein B macht ,verliert er die Geduld und zerreißt das Papier. Auf ein Neues! Beim neuen Formular frage ich höflich „puedo ayudar?“ (kann ich helfen?) Erleichtert überlässt er mir das Papier, das ich routiniert ausfülle und unterschreibe und dann einstecken darf. Es ist geschafft! Wir sind ordnungsgemäß in Uruguay eingereist. Ohne die Hilfe des freundlichen Angestellten von der Info wäre es sicher noch komplizierter geworden. Ciudad del Este ist eine sehr quirlige Stadt, die offensichtlich vom kleinen Grenzverkehr lebt. Massenweise schleppen Brasilianer TV- und sonstige Elektronikgeräte über die Grenze. Die Hauptstraße wird gesäumt von bunten Verkaufsständen fliegender Händler. Als wir die Stadt verlassen wird der Unterschied zu Brasilien auf der anderen Seite des Rio Paranà überdeutlich. Es gibt keine bis zum Horizont reichenden Felder mit Mais, Zuckerrohr oder Soja mehr. Da in Uruguay, wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern auf vielen Straßen, nicht nur auf „Autopistas“ Mautpflicht besteht und wir keinen einzigen paraguayischen Guarni besitzen, versuchen wir an einem „Cajero Automatico“ (Bankautomaten) Geld zu bekommen. Das ist in der „Semana Santa“, der Karwoche, speziell am Gründonnerstag schwieriger als gedacht. Endlich finden wir eine Bank deren „Cajero“ zugänglich ist. Drinnen hält, durch eine verschlossene Glastür von uns getrennt, ein schwer bewaffneter Security-Mann Wache. Wie üblich geben wir unseren gewünschten und vom Bankomaten angebotenen Betrag, 250 000 Pesos, ein. Der Automat arbeitet in gewohnter Weise und bittet uns am Ende in gutem Spanisch den Betrag als Vielfaches von 20 000 einzugeben. Mehrere Versuche 250 000 durch 20 000 zu dividieren scheitern an der Kommastelle! Schließlich erhört der Wachmann unser flehendes Bitten und hilft uns indem er uns erklärt, dass man einen durch 20 000 teilbaren Betrag eingeben muss. Der vom Automaten angebotene Betrag von 250 000 war also gar nicht auszahlbar. Wir haben’s dann mit 240 000 Pesos versucht und es klappte auf Anhieb, zum Glück, denn an den Mautstellen wird keine ausländische Währung akzeptiert. Während uns auf den ersten 150 Kilometern Petrus noch mit Sonnenschein verwöhnt, verfinstert sich danach der Himmel und heftiges Wetterleuchten kündet von drohendem Ungemach, das sich auch kurz danach in Form eines gewaltigen Tropensturms einstellt. Wir finden rechtzeitig Unterschlupf in einer Tankstelle, wo wir das Gewitter abwarten, da das Moto ja nicht die Sicherheit des „Faraday’schen Käfigs“ wie ein Auto bietet. Darüber hinaus wäre das Zweiradfahren bei diesem gewaltigen Sturm schlicht unmöglich. Es regnet noch heftig, als wir uns wieder auf die Piste begeben.  Rechtzeitig mit dem Eintreffen in Asunción, der Hauptstadt Paraguays, hört der Regen auf. Nach einer heißen Dusche und einem Abendessen im Hotel fallen wir erschöpft in die Kissen.

warten auf „bessere Zeiten“

 

 

 

Translate »