Zurück zu Panamericana Nord

Mexiko

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Rückblick

Nach fast drei Monaten und 16 000 gefahrenen Kilometern verlassen wir die USA. In dieser Zeit mussten wir nur dreimal etwa eine Stunde im Regen fahren, einmal in Valdez, dann nach Santa Fe und ein weiteres Mal bei Houston. Natürlich hatten wir für Alaska und Kanada mit Allem gerechnet  und uns mit entsprechend warmen Sachen eingedeckt. Wir erlebten einen für diese Region ganz ungewöhnlichen, heißen und trockenen Sommer mit Tagestemperaturen in Fairbanks von über 35° C. Auf unserem weiteren Weg nach Süden stieg das Thermometer noch weiter, überstieg sogar manchmal die auf dem Motorrad schon fast unerträgliche 40° C Grenze! Das Highlight der bisherigen Tour war zweifelsfrei Alaska, wo sich uns der schneebedeckte Mt. McKinley, mit fast 6 200 m der höchste Berg der Rocky Mountains, in gleißendem Sonnenschein zeigte. Die unendliche Weite der Tundra jenseits des Polarkreises, der majestätisch dahin fließende Yukon River, die Wildnis und die Einsamkeit haben uns gefangen genommen. Der Abschied wurde uns durch die Inside Passage, eine dreitägige Kreuzfahrt durch die Fijorde der Pazifikküste Alaskas und Kanadas versüßt. Ein weiterer Höhepunkt auf unserer Weiterfahrt war der Yellowstone Nationalpark, im wahrsten Sinne ein Tanz auf dem Vulkan mit faszinierenden Farben und reicher Tierwelt. In Mesa Verde tauchten wir ein in die Welt unserer indianischen Vorfahren und ließen uns einnehmen von deren Leben im Einklang mit der Natur. Im Monument Valley begeisterten uns das Farb- und Formenspiel der Tafelberge und Felsformationen im Licht der auf- und untergehenden Sonne. Die faszinierendste Stadt ist ohne jeden Zweifel New Orleans mit seiner überschäumenden Lebensfreude, die sie nicht nur in der Bourbon Street im historischen French Quarter zum Ausdruck bringt. Wir sind gespannt was in Mexiko auf uns wartet.

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08.10.2013                                            Kilometerstand:  66 702  km

Als wir heute Früh über die Grenze rollen werden wir von den Amerikanern einfach durchgewunken. Auf der mexikanischen Seite der Brücke über den Rio Bravo heult plötzlich eine Sirene auf und die Ampel springt auf Rot. Der Zufallsgenerator hat uns für eine Zollkontrolle ausgesucht. Sehr beredt, in fließendem Spanisch drückt die junge Beamtin ihr ehrliches Bedauern aus und lässt uns dann wirklich gnädig nur eine Tasche öffnen, in die sie „pro forma“ einmal kurz hineingreift. Danach schickt sie uns zur Einreise-Abteilung, wo wir ein Visum für 180 Tage und die Importación Temporal für das Moto bekommen, für das neben den Kosten von etwa 50 $ noch eine Kaution von 400 $ hinterlegt werden muss, die bei der Ausreise wieder erstattet wird. Kopien der Pässe und des Kfz-Scheines haben wir dabei und auch die obligatorische Kfz-Versicherung haben wir bereits gestern in Laredo abgeschlossen, so dass Alles recht zügig voran geht. Nuevo Laredo ist mit über 300 000 Einwohnern deutlich größer als die amerikanische Schwester am nördlichen Ufer des Flusses. Sie wurde übrigens von mexikanischen Einwohnern Laredos gegründet die mit der Annexion ihrer Stadt durch die US-Amerikaner nicht einverstanden waren. Es dauert eine ganze Weile bis wir auf der verkehrsreichen Autopista 85 den Stadtbereich verlassen haben. Wenn man sich nach fast drei Monaten an die ruhige und gelassene Fahrweise der Nordamerikaner gewöhnt hat, fällt es schwer sich dem Fahrstil der Mexikaner anzupassen. Wir sind ja acht Monate durch Südamerika getourt, aber derart rücksichtslose Trucker habe ich noch nirgendwo erlebt. Zunächst fahren wir bei wolkenlosem Himmel durch ebenes Buschland das erst mit wenigen, weiter südlich in zunehmender Zahl mit Yucca-Palmen bewachsen ist. In weiter Ferne erheben sich in blauem Dunst die Bergketten der Sierra Madre Oriental, zu deren Füßen unser heutiges Ziel Monterrey liegt. Es ist gewöhnungsbedürftig Militärfahrzeuge mit jeweils zwei MG-Schützen am fest installierten Geschütz auf der Ladefläche durch die Stadt patrouillieren zu sehen.

In der Ferne erscheinen die Ausläufer der Sierra Madre Oriental

In der Ferne erscheinen die Ausläufer der Sierra Madre Oriental

Yucca-Palmen soweit das Auge reicht

Yucca-Palmen soweit das Auge reicht

09.10.2013                                             Kilometerstand:  66 942  km

Punkt Sieben werden wir auch ohne Wecker wach, denn heute wollen wir etwas Strecke machen. Von San Luis Potosi, unserem heutigen Tagesziel, trennen uns noch 535 Kilometer. Fünf nach Sieben, große Panik! Edith kontrolliert ihre Sachen und vermisst eine kleine Tasche mit Pass und zwei Kreditkarten, die sie gestern Abend aus Sicherheitsgründen mit ins Restaurant genommen hat. In Sekundenschnelle ist sie angekleidet und stürmt aus dem Zimmer, ich in ihrem Kielwasser. Die Nachfrage an der Rezeption sowie im Restaurant, das zum Hotel gehört, bleibt ergebnislos. Die Putzkolonne sei heute Früh schon da gewesen und habe nichts gefunden. Typisch, haben wir uns gleich gedacht! Man hat schon vieles über die mexikanischen „Ladrones“ gehört! Wer konnte sie nur haben? War der sympathische Kellner, der uns gestern Abend noch ein „Happy Hour“ Bier „for free“ gebracht hat, vielleicht doch nicht so nett? Im Frühstücksraum mustern wir die Gäste um den vermeintlichen Verbrecher auszumachen, aber alle sitzen mit Unschuldsmine da und mampfen ihre Ceralien und Frijoles. Edith will sofort nach Hause fliegen. Auf dem Rückweg zum Zimmer überlegen wir die nächsten Schritte: Karten sperren lassen, neue Karten beantragen, mit der Botschaft Verbindung aufnehmen, – trotz der morgendlichen Frische wird uns ganz heiß. Bevor wir das Alles anleiern kehren wir noch einmal das Unterste zu Oberst und siehe da, die kleine schwarze Tasche war unter all den schwarzen Sachen einfach nur zu gut getarnt. Wir kaufen jetzt eine rote „grün-weiß-rote Tasche, – „Viva Mexico“! Nach dem Frühstück, das wir jetzt in aller Ruhe geniessen können, „satteln“ wir unser Moto und machen uns auf den Weg. Der Verkehr ist wirklich chaotisch. Wir sind jetzt den zweiten Tag in Mexiko und haben schon fünf Auffahrunfälle erlebt, in den fast drei Monaten USA nicht einen! Monterrey liegt auf 500 Metern Höhe und ist umgeben von bis zu dreitausend Meter hohen Bergen. Die Autopista steigt über einen 2200 m hohen Pass um dann auf eine 1800 bis 2000 m liegende Hochebene zu führen, die mit einer Breite von vielleicht 20 km, zu beiden Seiten gesäumt von einer Bergkette, uns bis nach San Luis Potosí führt. Der Himmel ist strahlend blau, jedoch hat die Sonne in dieser Höhe deutliche Schwierigkeiten die Temperaturen der vergangenen Tage zu erreichen, macht jedoch mit etwa 25° C die Fahrt sehr angenehm.

Kaffeepause

Kaffeepause auf „Schwiegermutter-Sitz“

hunderte kleiner Cafés säumen den Weg

hunderte kleiner Cafés säumen den Weg

unterschiedliche Kakteen weisen in dieser höhe

unterschiedliche Kakteen weisen in dieser Höhe

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10.10.2013                                                                                                                           Höhe:  1 855 m

Die Stadt ist nach dem Ludwig dem Heiligen (Louis IX), benannt, den Beinamen Potosì wählte man wegen der Silberfunde, da man sich erhoffte den selben Reichtum zu erreichen wie die gleichnamige bolivianische Stadt mit ihrem berühmten Silbergwerk „Cerro Rico“, in dem heute noch Silber abgebaut wird. Wir besichtigen das historische Zentrum mit seinen barocken Kirchen. Unser anschließender „frommer Wunsch“ nach Bargeld in Landeswährung scheitert an mehreren ATMs. Schließlich versuchen wir’s in der „Banco de México“ an der Plaza de Armas. Zunächst sieht es ganz gut aus, bis der Bankangestellte meinen „Pasaporte“ sehen möchte. Ich habe natürlich Edith’s Vorschlag folgend heute Morgen nur eine Kopie eingesteckt! Also kein Geld! Auf die Frage ob ich denn bei Vorlage meines Original Passes auf die Mastercard Geld bekäme, zuckte er mit den Schultern, „quizás“ (vielleicht)! Also zurück zum Hotel, das zwar nur einige Kilometer entfernt ist, was aber im Berufsverkehr über eine halbe Stunde dauert. Bevor wir erneut zur Bank fahren gehen wir erst noch zu Walmart um ein paar Dinge einzukaufen, denn das klappt ja auch ohne Bares. Der Versuch am dortigen ATM ist von Erfolg gekrönt. Der Automat genehmigt mir zwar nur 2000 Pesos  (knapp 120 €), immerhin! Falls ich mehr wollte sollte ich mit meiner Bank sprechen schlägt das Display vor! Ich entscheide mich aber dafür mit einer zweiten Karte erfolgreich nochmals 2000 Pesos abzuheben. So, jetzt können wir die Puppen tanzen lassen!

Templo del Carmen

Templo del Carmen in San Luis Potosi

Innenansicht des Templo del Carmen

Innenansicht des Templo del Carmen

El Teatro

El Teatro de la Paz

Kathedrale von San Luis Potosi

Kathedrale von San Luis Potosi

12.10.2013

Seit gestern sind wir in San Miguel de Allende, mit seinem schönen historischen Zentrum. Edith hat das Hotel wie meist über „booking.com“ nach ihren speziellen Bedürfnissen und Kriterien ausgesucht. Es soll stilvoll sein, Atmosphäre haben und möglichst nahe am Zentrum liegen. Wenn’s dann noch „nichts“ kostet, ist’s perfekt. Das Hotel Casa Morena, von dem sie sehr stimmungsvolle Fotos im Internet findet, ist schnell ihr absoluter Favorit. Da zählen auch meine Hinweise auf kritische Kommentare bei „booking.com“ nicht. Man will ja nicht als Nörgler dastehen. Mit viel Glück finde ich eine Parkmöglichkeit vor dem Hotel, denn Parkplätze gibt es in der Altstadt kaum. Von hier schleppen wir unser Gepäck über die Hühnerleiter-steilen Stein- und Metalltreppen in den zweiten Stock. Das ist trotz der moderaten Außentemperatur von etwa 25° C ziemlich schweißtreibend. Die Klimaanlage besteht hier aus zwei Deckenventilatoren, die sich geräuschvoll unter epileptischen Zuckungen schütteln, wenn man sie auf die effektive Stufe drei stellt. Ich solle doch mal die positiven Seiten sehen, meint meine liebe Frau. Ja wirklich, das Zimmer ist geräumig, das Bett tatsächlich Kingsize und der Blick von der Terrasse über die Altstadt mit ihren vielen Kirchen ganz herrlich, solange die Glocken nicht viertelstündlich geräuschvoll um die Vorherrschaft im Luftraum über der Altstadt kämpfen. Wir begeben uns hinunter zur wirklich nahen Plaza um bei einem Eiskaffee unter den Kolonnaden dem bunten Treiben einer gerade beginnenden Fiesta zuzusehen. Während wir im Restaurant zu Abend essen zieht ein gewaltiges Gewitter über die Stadt. Als der Regen nachlässt gehen wir zurück in’s Hotel und genießen den Abend bei einem Gläschen Wein auf unserer Terrasse mit herrlichem Blick auf das Lichtermeer vor uns und den Halbmond am mittlerweile wieder sternenklaren Himmel über uns. Es hätte eine wirklich schöne Nacht werden können, wäre da nicht diese brettharte Matratze und die nicht minder unnachgiebigen Kopfkissen gewesen. Völlig gerädert durch die fast schlaflose Nacht genießen wir das erst um Halbzehn auf unserer sonnigen Terrasse servierte magere Frühstück, welches aus einer Tasse Kaffee, einem Glas Orangensaft und einem Muffin besteht. Das vollmundig angekündigte WiFi funktioniert auch nicht und so machen wir uns auf den Weg zu Starbucks, wo wir auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. In einem Straßen-Café werden wir endlich fündig und können wenigsten ein paar Mails abfragen.  Danach machen wir uns zu Fuß auf zum Sightseeing der historischen Altstadt.

nächtlicher Blick von der Terrasse

nächtlicher Blick von der Terrasse

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Straßenmarkt

Straßenmarkt

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Vorbereitung auf den "Dia de los Muertos"

Vorbereitung auf den „Dia de los Muertos“

13.10.2013

Das geht ja schon wieder gut los! Nachdem alles fertig gepackt ist warten wir gegen 9 Uhr auf’s Frühstück als die Küchenmamsell ganz aufgeregt an die Tür klopft und mir bedeutet, dass die Polizei sich an meinem Moto zu schaffen macht. Ich „fliege“ die Treppen hinunter und tatsächlich ist da ein Verkehrspolizist an meinem Motorrad dabei das Nummernschild abzuschrauben. Wohlgemerkt, ich stehe nicht im Parkverbot, ein großes „E“, für Estacionamiento, erlaubt das Parken auf dieser Straßenseite ausdrücklich. Er erklärt mir, dass das Parken hier exklusiv nur für Autos erlaubt sei, Motos müssten 100 m weiter parken, was extra markiert sei. Ich erkläre ihm, dass ich gerade beim Aufladen des Gepäcks sei, was ihn jedoch wenig rührt. Als sich schließlich noch ein Passant einmischt gibt er klein bei und schraubt das Schild wieder hin. Ich bedanke mich für den freundlichen Empfang „muy amable Señor“ und hole mein Gepäck um diesen ungastlichen Ort möglichst schnell zu verlassen, was auf der sehr steilen, groben und glatten, kopfsteingepflasterten Calle San Francisco gar nicht so einfach ist. In der Hektik des Aufbruchs vergesse ich natürlich den Find-me-Spot zu aktivieren, weshalb die Spur im Internet nicht zu verfolgen ist. Trotzdem treffen wir bereits nach einer knappen Stunde in Santiago de Querétaro ein, das schon auf den ersten Blick einen entschieden aufgeräumteren und saubereren Eindruck macht als San Miguel de Allende. Von einer Vorschrift, dass Motos nur an bestimmten ausgewiesenen Plätzen parken dürften hat man hier auch noch nie etwas gehört! Nachdem ich unser Moto gefahrlos vor dem Hoteleingang abgestellt habe streifen wir durch die belebten Gassen der Altstadt, in der heute die ganze Stadt auf den Beinen zu sein scheint. Straßenkünstler, Musiker, Clowns, Gaukler und Pantomimen, alle tragen zur sonntäglichen Unterhaltung bei. Als wir gegen 11 Uhr von unserem abendlichen Streifzug zurückkehren bittet uns der Concierge das Moto ins Foyer zu stellen, damit morgen keine Spiegel fehlten.

sicherer Platz vor der Rezeption

sicherer Platz vor der Rezeption

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Der tanzende Conchero Chichimeca, ehrende Erinnerung an die Ureinwohner

Autsch! öffentliche Influenza-Impfung

Autsch! öffentliche Influenza-Impfung

perfekter Sonnenschutz auf den vielen Plazas

perfekter Sonnenschutz auf den vielen Plazas

14.10.2013

Der sehr positive Eindruck, den uns die Stadt bei unserer Ankunft vermittelt, bestätigt sich auch heute. Das klar gegliederte Stadtbild mit vielen schön renovierten, bunten Kolonialbauten und prachtvollen Barockkirchen vermag uns zu begeistern. In den Kirchen, die wir besucht haben fällt uns eine interessante Gliederung auf. Während die Seiten des Kirchenschiffes mit überbordendem Barock glänzen, präsentiert sich der Bereich des Altars in angenehmer Schlichtheit und in geschmackvollen Farben. Auf den Hinweis einer Einheimischen besuchen wir den barocken „Templo de Santa Rosa de Viterbo“ auf dessen Vorplatz stündlich klassische Musik aus vielen Lautsprechern erklingt, zu deren Klängen die Fontänen eines großen Brunnens tanzen.

Templo de Santa Rosa de Viterbo

Templo de Santa Rosa de Viterbo

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die Seiten des Kirchenschiffes

die Seiten des Kirchenschiffes

wunderschöne Kanzel

wunderschöne Kanzel

faszinierende Detailarbeit

faszinierende Detailarbeit an der Kanzel

15.10.2013

Wie schon gewohnt, bei strahlendem Sonnenschein, aber auf Grund der Höhe von knapp 1800 m, sehr gemäßigten 20° C Morgentemperatur, verlassen wir das schöne Querétaro und machen uns auf den Weg ins 200 Kilometer entfernte Morelia. Wir bewegen uns weiterhin auf einer Hochebene von etwa 1800 bis 2000 Metern. Auf den Feldern, die zum Teil schon abgeerntet sind, wird hauptsächlich Mais und Hirse angebaut. Die sanft gerundeten Berge, die uns in einiger Entfernung zu beiden Seiten begleiten, ragen vielleicht einige hundert Meter aus der Ebene.

Hirsefelder auf der Hochebene

Hirse- und Maisfelder auf der Hochebene

Als wir nur noch 50 Kilometer von unserem Ziel entfernt sind erheben sich mächtige Berge aus dem Nebel am Horizont. Leider ist es für Aufnahmen viel zu diesig. Über kilometerlange Brücken geht es anschließend über eine ausgedehnte Sumpf- und Seenlandschaft, in der oft Kühe fast bis zum Euter im Wasser stehend grasen. Die Straße auf der wir unterwegs sind führt geradewegs in die Altstadt. Wie in einer historischen Altstadt üblich gibt es auf der Straße keine Parkmöglichkeit. Ebenso wenig kann man die 20 cm hohe eisenbewehrte Bordsteinkante überwinden um auf dem Gehsteig wenigstens zum Abhalftern zu parken. Also halte ich einfach mit Warnblinker an und versperre die rechte Spur ohne dass auch nur Einer sich aufregt oder hupt. Anschließend besteigt der Hotel-Boy den Soziussitz meines Motos um mir das sehr kompliziert zu findenden Parkhaus zu zeigen. Als wir unser Zimmer beziehen stört ein ständig über dem Hotel kreisender Hubschrauber unsere Ruhe. Ein Blick zum Himmel von unserem Balkon aus wirkt nicht gerade beruhigend. Ein Polizei-Helikopter mit zwei außen auf den Kufen stehenden Polizisten dreht über unseren Köpfen enge Kreise. …. und ich bin mir sicher, ich habe diesmal  nicht falsch geparkt!

Polizei-Hubschrauber empfängt uns in Morelia

Polizei-Hubschrauber empfängt uns in Morelia

Es wird sehr laut auf der Straße, der Widerhall von Sprechchören verstärkt sich bedrohlich in den engen Gassen. An der Rezeption finden wir die Tür verschlossen und man erklärt uns, dass da draußen eine politische „Manifestación“ der Studenten stattfinde. Da man befürchte, dass es zu gewaltsamen Übergriffen komme, bliebe die Tür verschlossen. Von der Dachterrasse des Hotels hat man einen ganz guten Überblick über die Situation, die auf uns gar keinen so bedrohlichen Eindruck macht. Die Demonstranten ziehen in geordneter Phalanx mit vielen Transparenten, unterstützt durch Megaphone, zum Platz vor der Kathedrale um dort ihren Forderungen nach besseren Ausbildungsbedingungen lautstark Ausdruck zu verleihen. Gegen Abend löst sich die friedliche Demo auf, die Demonstranten fahren genauso geordnet wie sie kamen in zahlreichen Bussen, eskortiert von einem massiven Polizeiaufgebot, wieder ab. Die Polizei zeigt aber noch bis spät in die Nacht entschiedene Präsenz auf den Straßen der Altstadt.

geordneter Demonstrationszug

geordneter Demonstrationszug

Kundgebung vor der Kathedrale

Kundgebung vor der Kathedrale

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Nachdem die Situation sich wieder einigermaßen entspannt hatte machten wir uns daran die Altstadt zu erkunden.

Seitenansicht der Kathedrale deren Bau 1744 vollendet wurde

Seitenansicht der Kathedrale deren Bau 1744 vollendet wurde

Innenansicht der Kathedrale von Morelia

Innenansicht der Kathedrale von Morelia

Eine Kleinigkeit, die uns sehr belustigt hat sind die Fußgängerampeln der Stadt. Animierte LED-Männchen, die in der Grünphase zunächst gemächlich losmarschieren um bei nahender Rotphase bis zur Erschöpfung immer schneller zu werden.

animiertes Ampelmännchen

animiertes Ampelmännchen

Morgen geht’s nach México D.F. (Mexico City), also machen wir uns noch schnell „stadtfein“ und lassen den Staub von 3 Monaten und 17 000 km Nordamerika professionell von unseren Stiefeln entfernen.

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wenn die nicht glänzen!

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„stadtfein“ für Mexico City!

17.10.2013

Dichter Hochnebel verwehrt der Sonne heute Früh uns rasch auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Thermometer schafft es gerade mal die 17° Marke zu erreichen.  Nach den ersten 50 Kilometern zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen, aber auch sie vermögen die Temperatur nicht über die 20° Grenze zu treiben. Wir fahren auf einer Hochebene auf etwa 1800 Metern. Leider hat es heute wenig Sinn von der fantastischen Natur Fotos zu machen, da die sanft gerundeten, dicht bewaldeten Berge und die sich dahinter erhebenden Giganten im diffus, dunstigen Licht einen viel zu schwachen Kontrast bilden. Die Landschaft ist recht abwechslungsreich, ausgedehnte Seen, auf denen Fischer ihr Glück versuchen, wechseln mit Sumpflandschaft. In angenehmen Schwüngen zieht die Straße nach oben und erreicht nach einer kurzen Senke schließlich 3162 Meter. Schon 60 Kilometer vor unserem Ziel beginnt dichte Besiedlung, die zwar noch nicht zum Stadtgebiet von México D.F. gehört aber nahtlos in dieses übergeht. Der Verkehr wird immer dichter, aber das von mir erwartete Chaos bleibt aus. Die ersten Wolkenkratzer tauchen im Smog der Dunstglocke, die über der Stadt hängt, auf. Bereits in kurzer Entfernung von maximal einem Kilometer werden die Konturen der Skyline immer schemenhafter bis sie sich schließlich im schmutzig-gelblichen Dunst auflösen. Vor einer roten Ampel kurbelt eine junge Dame im „Käfer“ das Fenster herunter, reckt den Daumen in die Höhe. Als sie erfährt, dass wir aus „Alemania“ sind singt sie voller Begeisterung: „Hänschen klein ging allein in die weite Welt hinein…“ Ein wirklich netter Empfang in Mexico City!

die restlichen 10 Kilometer zum Flughafen sind die Passagiere wohl gelaufen!

die restlichen 5 Kilometer zum Flughafen sind die Passagiere wohl gelaufen!  Deswegen fahren wir Motorrad!

Smog

Smog

Hänschen klein ging allein...

Hänschen klein ging allein…

Palacio de Bellas Artes

Palacio de Bellas Artes

Kathedrale von México City

Kathedrale von México City

Altarraum der Kathedrale

Altarraum der Kathedrale

und draußen scharfe Kritik an der Kirche

und draußen scharfe Kritik an der Kirche

"Ich habe kein Problem mit Gott, sondern mit seinen Repräsentanten"

„Ich habe kein Problem mit Gott, sondern mit seinen Repräsentanten“

Die 1325 von den Azteken gegründete Stadt liegt auf etwa 2300 Metern Höhe und beherbergt heute auf einer Fläche von etwa 1500 Quadratkilometern knapp 9 Millionen Menschen. Die Metropolregion ist mit 20 Millionen eine der größten der Erde, was sich uns bei unserer Annäherung an die Stadt auf eindrucksvolle Weise präsentierte. Sie liegt in einem Kessel, umgeben von Hohen Bergen und Vulkanen, von denen der bei uns bekannteste, der Popocatépetl, 5462 Meter misst. Sein Zwillings-Vulkan, der Itztaccihuatl weist mit 5286 Metern auch noch eine eindrucksvolle Höhe auf. Nachdem wir uns ausgehustet haben (der Smog ist ein immer währendes Problem der Stadt) ziehen wir los Mexico City zu entdecken.   18.10.2013 Nach gemütlichem Frühstück, haben wir uns vorgenommen vormittags das Anthropologische Nationalmuseum der Stadt zu besuchen. Wir ahnen nicht was uns erwartet. Wir sind nicht nur von der riesigen Anlage, die sich über 80 000 qm erstreckt, wovon mehr als die Hälfte überdacht ist, überrascht. Ein architektonisch gelungener und stimmiger Bau beherbergt eine Unzahl hervorragend erhaltener Exponate beginnend in präkolumbischer Zeit bis in die gegenwärtige indianische Kultur reichend. Es ist unmöglich diese Vielfalt an einem Tag zu erfassen. Nach fünf Stunden sind wir von dem Angebot völlig „erschlagen“ obwohl wir nur drei Säle besucht haben. Wir beschließen eines Tages wiederzukommen.

Exponat aus der Sonnenpyramide von Teotihuacán

Exponat aus der Sonnenpyramide von Teotihuacán

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Opferstein

Opferstein

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aus der Tempelanlage in Teotihuacán

aus der Tempelanlage in Teotihuacán

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"Piedra del Sol" der Azteken, oft fälschlicherweise als Maya-Kalender bezeichnet

„Piedra del Sol“ der Azteken, oft fälschlicherweise als Maya-Kalender bezeichnet

auf dem Heimweg werden wir noch vom Fernsehen interviewed

auf dem Heimweg werden wir noch von einem Fernsehteam interviewed

19.10.2013

Heute Vormittag lassen wir uns von unseren Freunden auf einen wunderschönen Kunstmarkt begleiten. Nach dem Brunch besuchen wir das Museum und ehemalige Haus von Frieda Kahlo, in dem ein geringer Teil ihrer Arbeiten ausgestellt ist. Da wir heute nicht mit dem Moto unterwegs sind, ist der am Nachmittag einsetzende wolkenbruchähnliche, anhaltende Regen kein sehr großes Problem. Hoffentlich hört er bis morgen Früh auf, denn wir wollen mit dem Moto zu den 50 Kilometer entfernten Pyramiden von Teotihuacán fahren.

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Frieda Kahlo, Sebstbildnis

20.10.2013

Gegen Morgen lässt der Regen nach, so dass unserer Fahrt zu den Pyramiden nichts im Weg steht. Jörg und Margarita, die seit zehn Jahren in Mexico City leben holen uns mit Valentina und Marcus ihren neunjährigen Zwillingen pünktlich um 9 Uhr am Hotel ab. So früh ist der Verkehr am Sonntag noch nicht so chaotisch und so kommen wir mit dem Moto Jörgs Auto folgend ganz zügig voran. Die riesige Tempelanlage, über deren Entstehung und Geschichte bis zum heutigenTag nur Vermutungen bestehen, ist wirklich beeindruckend. Sie stammt aus der Zeit bevor die Azteken das Gebiet besiedelten. Zwischen 100 und 650 n.Chr. sollen hier weit über 200 000 Menschen gelebt haben. Die Stadt war das politische und kulturelle Zentrums Zentralamerikas. Aus unerklärlichen Gründen wurde die Stadt um 750 verlassen. Sie diente später den Azteken als Kultstätte. Wir erklimmen auf sehr steilen und kurzen Treppen die 65 Meter hohe Sonnenpyramide, von der aus man einen wunderbaren Überblick über die Anlage hat,

Sonnenpyramide

Sonnenpyramide

Ediths Aufstieg auf die Sonnenpyramide

Ediths Aufstieg auf die Sonnenpyramide

21.10.2013                                      Kilometerstand: 68 350  km

Erstaunlich schnell können wir heute Morgen im Berufsverkehr Mexico City in Richtung Süden verlassen. Als wir das Ende des Tales erreichen bietet sich uns ein unerwarteter Anblick. Vor uns liegt der schneebedeckte Schwestervulkan des Popocatépetel, der 5286 m messende Iztaccíhuatl. „El Popo“ zeigt sich nur kurz um sich sogleich wieder in Wolken zu verhüllen, so dass es unmöglich ist ihn mit der Kamera einzufangen.

Iztaccíhuatl 3.-höchster Berg Mexikos

Iztaccíhuatl 3.-höchster Berg Mexikos

Die Temperaturen heute Morgen sind eher etwas schattig, sinken jedoch weiter bis auf 12° C als wir auf dem Weg nach Puebla die Passhöhe von über 3200 Metern erreichen. Da es bewölkt ist dauert es eine „kleine Ewigkeit bis sich die Temperaturen mit abnehmender Höhe wieder etwas normalisieren. Die Anlage des riesigen VW-Werks, an dem die Straße vorbeiführt, ist beeindruckend. Lange Zeit fahren wir in einem Hochtal in dem Mais, Hirse und Kohl angebaut werden. Als die Straße vorübergehend auf etwa 1100 Meter abfällt sind die umgebenden Berge übersäht mit Kakteen, die wieder verschwinden als wir uns erneut auf 2300 m hinaufwinden.

die Berge sind übersät mit Kakteen

die Berge sind übersät mit Kakteen

Nach 460 Kilometern erreichen wir unser heutiges Tagesziel Oaxaca de Juaréz, eine auf 1500 Metern in einem Hochtal der südlichen Sierra Madre, umgeben von hohen Bergen, gelegene Stadt mit 270000 Einwohnern. Sie hat ein bezauberndes, sehr gepflegtes, historisches Zentrum aus der Kolonialzeit, das darüber hinaus zum Weltkulturerbe zählt. Damit können jedoch die Straßen, die in den historischen Stadtkern führen, mit ihren kürbisgroßen, tiefen Schlaglöchern, nicht gemeint sein!

Kathedrale von Oaxaca

Kathedrale von Oaxaca

Der Innenraum der Kathedrale ist für eine Fiesta mit tausenden Lilien geschmückt

Der Innenraum der Kathedrale ist für eine Fiesta mit tausenden Lilien geschmückt

festliche Kleider

festliche Kleider

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typische Häuserzeile in der historischen Altstadt

typische Häuserzeile in der historischen Altstadt

Santo Domingo

Santo Domingo

22.10.2013

Nachdem der Hurrikan „Ingrid“ vor wenigen Wochen die mexikanische Pazifikküste von Acapulco bis hinauf zur Baja California heimgesucht und enorme Zerstörungen angerichtet hat, so dass dort der Notstand ausgerufen werden musste, haben wir unseren Plan nach Acapulco zu fahren aufgegeben und statt dessen den 500 km weiter südlich am Pazifik gelegenen Ort „Puerto Escondido“ als nächstes Ziel auserkoren. Nun jedoch bewegt sich der Hurrikan „Raymond“ seit Tagen auf die Pazifikküste Mexikos zu. Das führte gestern Abend zu langen Diskussionen, ob wir dieses Ziel generell streichen sollten. Unsere Informationen heute Morgen sind so, dass man es riskieren kann nach Puerto Escondido zu fahren, dass wir jedoch mit stärkeren Regenfällen rechnen müssen. Die Wolken über Oaxaca versprechen zwar am frühen Morgen nichts Gutes, aber ich bin Optimist, die Regen-Klamotten bleiben verpackt. Als wir das Ziel im Navi eingeben rechnet es uns eine Entfernung von 388 km als schnellste Strecke bis zum Ziel aus, obwohl ich gestern auf nur 260 gekommen bin. Egal wir starten. Nach 20 bis 30 Kilometern sind wir am Scheideweg. Ein Schild weist nach rechts Richtung Puerto Escondido aber mein Navi führt mich nach links auf einer perfekten Schnellstraße. Dem Navi folgend kommen mir an der nächsten Straßengabel Zweifel, obwohl auch hier unser Ziel ausgewiesen ist, aber eben etwa 100 km weiter. Wie das die meisten meiner Geschlechtsgenossen wohl getan hätten verwerfe ich den Vorschlag des Navis, wende, fahre einige Kilometer zurück und nehme die nördliche Route. Das geht zunächst ganz gut, obwohl die Straße erheblich schmaler ist als die Vorherige. Sie führt immer wieder durch Dörfer in denen die Geschwindigkeit ganz erheblich durch zahlreiche „Topes“, auch „schlafende Polizisten“ (Beton- oder Asphaltschwellen verschiedener Höhe) genannt, bis auf Schrittgeschwindigkeit herunter gebremst wird. Edith bewegen mit zunehmender Entfernung ganz erhebliche Zweifel ob uns diese Straße je nach Puerto Escondido führen wird. Auch als wir in eine Polizeikontrolle geraten und uns einer der Polizisten bestätigt, dass wir richtig sind, kann sie das nicht recht überzeugen, zumal wir auf der „México 131“ unterwegs sind, die Karte aber nur die „México 135“ aufweist. Umzukehren ist es zu spät.

Sierra Madre, für schönere Fotos fehlte die Zeit

Sierra Madre, für schönere Fotos fehlte die Zeit

Ungezählte „Topes“ später windet sich die Straße in engen Serpentinen bis auf über 2200 Meter Höhe. Die spektakuläre Aussicht auf die Bergzüge und Täler der Sierra Madre del Sur können wir gar nicht so recht genießen, Edith weil sie immer noch an einen schlimmen Kartenfehler glaubt, ich, weil ich nicht nur auf „Topes“ und zahlreiche, unglaublich tiefe Schlaglöcher aufpassen muss. Hinter jeder der engen und steilen Kurven muss man nicht nur mit Ziegen, Eseln, Pferden oder Rindern rechnen, die mitten auf der Straße stehen, sondern in großer Zahl auch mit mächtigen Bergrutschen oder, noch viel schlimmer mit bis zur Hälfte weggespülten Straßen. Nachdem wir mehrere Pässe überwunden haben, erreichen wir entgegen Ediths Prognose Puerto Escondido ohne nass geworden zu sein noch vor Sonnenuntergang, wo wir ein wunderschönes Hotel im Kolonialstil direkt am Strand beziehen. Wir entledigen uns unserer Motorrad-Klamotten,  machen uns frisch und genießen erst einmal die warmen Fluten des Pazifiks und den Gedanken, dass wir hier für ein paar Tage die „Seele baumeln“ lassen können. „Raymond“ zieht wohl in der Höhe von Acapulco an Land.

nach 6 Std. alpiner Kurvenfahrt durch die Sierra Madre angekommen! Puerto Escondido

nach 6 Std. alpiner Serpentinen durch die Sierra Madre del Sur angekommen! Puerto Escondido

der Tag hat sich geneigt

der Tag hat sich geneigt

tummelte sich heute im Garten des Hotels (leider war das Objektiv beschlagen!)

tummelte sich heute im Garten des Hotels (leider war das Objektiv beschlagen!)

27.10.2013                            Kilometerstand:   69 093  km

Nach 5 Tagen Müßiggang geht es endlich wieder weiter. Obwohl die Straße zunächst meist in unmittelbarer Nähe der Küste verläuft gibt der tropische Wald zu beiden Seiten nur selten den Blick auf den Pazifik oder die nahen dicht bewaldeten Höhen der Sierra Madre frei. Gelegentlich sind kleine Ansiedlungen an der Straße, die man spätestens bemerkt, wenn man vor einem nicht gekennzeichneten Tope eine Notbremsung einlegen muss um nicht unvermittelt abzuheben. Mit Annäherung an die Hafenstadt Salina Cruz nehmen die bewirtschafteten Flächen auf denen hauptsächlich Mais angebaut wird immer mehr zu. In Juchitán de Zaragoza beziehen wir im „Hotel López Lena Palace“ (klingt toll, oder?) Quartier. Wir hatten zwar tags zuvor eine Reservierung per eMail vorgenommen, aber davon war dem „Portero“ nichts bekannt. Ich habe seine ausschweifende Erklärung dahin gehend verstanden, dass die eMails hier mit der Postkutsche transportiert und ausgetragen werden! Das Restaurant schließt am Sonntag um 17 Uhr, weshalb wir ein Bier bestellen können und einen Salat „para llevar“, zum Mitnehmen (auf’s Zimmer), da wir nicht schon um 5 Uhr zu Abend essen möchten und der Ort in keiner Weise zum Ausgehen einlädt.

28.10.2013

Als wir heute Morgen starten wollen kommt uns der „Portero“ nachgelaufen um zu fragen wo die Handtücher seien! Natürlich im Bad, wo denn sonst, können wir ihm guten Gewissens berichten. Gute Erfahrungen scheint der mit seinen Gästen bisher nicht gemacht zu haben. Vermutlich stehen bei ihm Motorradfahrer im Ansehen noch weit hinter den Zigeunern! Schon beim Start ist es mit 28° C sehr heiß und ausgesprochen schwül. Auf den ersten Kilometern steigt die Temperatur noch weiter und erreicht bis Arriaga, wo wir zum letzten Mal den pazifischen Ocean sehen, 32° C. Danach klettert die mautpflichtige Straße in weit ausholenden Schwüngen stetig nach oben während die Temperatur sich gegenläufig auf 20° zu bewegt.

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Die Mautstellen sind heute nicht besetzt, da die Lehrer streiken und die Mautstellen übernommen haben um mit dem Geld ihre Streikkasse aufzufüllen. Sie verlangen nicht mehr als die Maut normalerweise kostet. Auf meine Frage ob die Maut für „Alemanes“ nicht billiger sei, entgegnet Einer „el mismo, pero en Euros!“ (das Gleiche, aber in Euros!), – lautes Gelächter. Als Edith dann freiwillig 50 Pesos für die Streikkasse spendiert ernten wir anhaltenden Beifall. An der nächsten Mautstelle wieder das Gleiche. Der Wortführer kommt auf uns zu, Americanos? will er wissen. Und was wollt ihr hier? Als ich ihm erkläre, dass wir „Alemanes“ seien und hier sind, sein schönes Land kennenzulernen ist er ganz angetan, fast gerührt. Wir steigen ab und lassen uns von ihm, einem Englischlehrer, die Probleme schildern wegen derer seit vielen Wochen und Monaten gestreikt wird. Wir hatten schon in Mexico City etwas davon mitbekommen, wo durch diese „Manifestaciones“ oft der gesamte Verkehr der Innenstadt blockiert wird ohne dass die Polizei eingreift. Er erklärt uns, dass die Regierung die in den 90er Jahren hart erkämpften Rechte der Lehrer beschneiden wolle, ihre Gewerkschaft solle erheblich geschwächt werden. Auch hier ernten wir wieder Beifall als wir uns verabschieden.

Streikposten an der Mautstelle

Streikposten an der Mautstelle

Die Straße steigt schließlich auf über 2100 Meter an, es wird neblig und empfindlich kalt. Die Sonne zeigt sich erst wieder in San Cristobal de las Casas unserem heutigen Tagesziel, einem wunderschönen Kolonialstädtchen, hoch in den Bergen, das wir am frühen Nachmittag erreichen. Nach dem wir „abgesattelt“ und unser koloniales Quartier bezogen haben machen wir uns auf den Weg zur „Plaza de Armas“, dem Zentrum jeder Kolonialstadt, wo wir unter den Kolonaden einen Cappuccino und einen Käsekuchen zu uns nehmen. Dabei kommen ständig Indígenas an den Tisch um alles Mögliche anzubieten, schon ein wenig lästig. Auch Kinder aller Altersgruppen bieten Ringe, Armbänder und anderen Tand an. Wir waren fast fertig , Edith hatte den Rand des Käsekuchens auf dem Teller liegen lassen, als ein vielleicht dreijähriger in Begleitung seines fünfjährigen Bruders an unseren Tisch trat und fragte ob er den Rest haben könne. Nachdem ich genickt hatte konnte der „große“ Bruder nur noch wehleidig hinter dem Kuchenrest her schauen, so schnell war der im Mund des Kleinen verschwunden. Einen weiteren Käsekuchen haben die Beiden dann mitgenommen und geteilt. Später essen wir im „Maria Chamula“ einem landestypischen Restaurant, direkt an der Plaza de Armas, wunderbar zu Abend. Der Sohn des Inhabers, ein Jurastudent, der als Austauschschüler ein Jahr in Deutschland war und deshalb fantastisch deutsch sprach, kam an unseren Tisch, was uns Gelegenheit gab mit ihm über einige Probleme, so zum Beispiel die unaufhörlichen Demonstrationen der Lehrer, ausführlich zu diskutieren. So schildert er uns, dass die Lehrer derzeit kein Examen machen müssten um vom Staat angestellt zu werden. Das solle jetzt per Gesetz geändert werden und dagegen wehrten sich die Lehrer mit aller Macht. Jörg, hatte es schon vor zwei Wochen auf den Punkt gebracht: „die sind zu faul zu arbeiten“! In einem kleinen Straßen-Restaurant lassen wir den Abend bei einem Glas Cabernet Sauvignon ausklingen. Wie immer kommen zahllose Indígenas vorbei um Tücher, Decken, Schals anzubieten. Kinder drängen uns Ringe, Kettchen und Armbänder auf. Schließlich kommt ein kleiner Fünfjähriger mit ein paar Rosen im Arm zu Edith, lächelt sie verführerisch an und legt ihr eine Rose auf den Tisch. Was sollen wir auf unserer Reise mit einer Rose, natürlich winken wir ab. Er schnappt sich die Rose, huscht um den kleinen Tisch, springt mir fast auf den Schoß und sieht mir mit einem unwiderstehlichen Lächeln tief in die Augen …“para su esposa“ (für ihre Frau)! Seine Augen leuchten dabei so verführerisch, dass ich nicht wiederstehen kann.

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29.10.2013

Als wir San Cristobal de las Casas verlassen staut sich der Verkehr auf der Ausfallstraße kilometerweit zurück. Wir fahren rechts an der wartenden Schlange vorbei und erkennen die Ursache des Staus. Wie könnte es anders sein in Chiapas, eine Lehrer-Demo. Um passieren zu können müssen wir 20 Pesos „abdrücken“ (1,20 €).  Nur wenige Kilometer haben wir freie Fahrt bis wir in den nächsten Stau geraten. Diesmal scheint das ganze Dorf auf den Beinen. Etwa 150 mit Stöcken bewaffnete Männer und Frauen mit finsterem Blick verwehren die Weiterfahrt. Quer über der Fahrbahn liegt ein Nagelbrett, das erst aufgehoben wird als die geforderten 50 Pesos den Besitzer wechseln. Auch sonst ist diesmal Alles anders. Es ist keine Lehrer-Demo, sie demonstrieren für ihre Grundrechte. Chiapas ist das ärmste Land Mexikos, mit dem höchsten indigenen Bevölkerungsanteil, der höchsten Säuglingssterblichkeit, hoher Arbeitslosenquote und dem höchsten Anteil an Analphabeten. Auch auf der Weiterfahrt werden wir in etlichen Dörfern angehalten und zur Kasse gebeten, wobei ich mich oft nicht des Eindrucks erwehren kann, dass das als willkommene Gelegenheit betrachtet wird die private Kasse aufzufüllen, Wegelagerei auf mexikanisch. Bei unserem letzten Stopp sammelt ein Vater mit seinem Sohn für die „Virgo de Guadalupe“, deren Bild er an der Sperre aufgestellt hat. Wir spenden freiwillig 20 Pesos und hoffen auf den Schutz der „Virgo“ für den Rest der Reise.

über die Hälfte der Straße ist weggespült

über die Hälfte der Straße ist weggespült

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Ungezählte Topes und tausende Schlaglöcher später erreichen wir am frühen Nachmittag unser kleines Hotel in der „Zona Arqueologica“ von Palenque mitten im Urwald. Kolibris und ein wunderschönes Ambiente in absoluter Abgeschiedenheit entschädigen uns für die Strapazen.

erholsames Bad auf der Terrasse mitten im Urwald

erholsames Bad auf der Terrasse mitten im Urwald

Mit Lindia und Carlos, den Besitzern des Hotels, diskutieren wir noch lange über das Leben in Mexico und die Probleme speziell in Chiapas bevor wir bei nach dem Regen moderaten Temperaturen zu Bett gehen. Die Fenster sind offen, es gibt keine störende Klimaanlage und so lassen wir uns vom Zirpen der kleinen Fröschchen und den anderen geheimnisvollen Geräuschen des nächtlichen Tropenwaldes in den Schlaf wiegen.

30.10.2013

Als wir heute Morgen nach ausgiebigem Frühstück mit dem Moto zu den Maya-Ruinen fahren ist es mit 30° C schon wieder so heiß und schwül, dass wir den ursprünglich dorthin geplanten Fußmarsch schnell verwerfen.

Tempelanlage von Palenque

Tempelanlage von Palenque

Templo de las Inscripciónes

Templo de las Inscripciónes

Templo del Sol

Templo del Sol

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el Templo Perdido tief im Dschungel

„El Templo Perdido“ tief im Dschungel

aus diesen Beeren wurde die orange Farbe für die Tempel gewonnen

aus diesen Beeren wurde die orange Farbe für die Tempel gewonnen

die Dornen dieses Baumes wurden bei den Mayas zum Zungen- und Körper-Piercing verwendet

die Dornen dieses Baumes wurden bei den Mayas zum Zungen- und Körper-Piercing verwendet

Die Hitze im Dschungel ist heute so drückend, dass es sogar den Brüllaffen die Sprache verschlagen hat!

31.10.2013

Nachdem wir unser „Jungel-Camp“ in Palenque verlassen weicht der Urwald und macht einer ausgedehnten Sumpflandschaft, später Weideland Platz. Der Straßenverlauf ist fast schnurgerade, nur wenige Dörfer, die wir passieren, halten Topes für uns bereit und so geht es eigentlich recht flott voran. Leider ist die Infrastruktur hier in Mexiko recht dürftig, es gibt praktisch keine Rastplätze und auch kein akzeptables Straßencafé. Eigentlich ein Streckenabschnitt über den es nichts zu berichten gibt. Selbst die Polizeikontrolle, die uns in Champotón rauswinkt und sehr genau unter die Lupe nimmt, verläuft harmlos, die Kopien von Zulassung und Führerschein kommen ohne Beanstandung durch. Die letzten sechzig Kilometer geht es entlang der Küste des Golfs von Mexiko Richtung Osten bis wir schließlich Campeche, (wieder mal) eine Kolonialstadt, erreichen, über die es eigentlich nicht viel zu sagen gibt, außer dass sie eine schöne historische Altstadt mit sehr bunten Häusern hat.

Schnappschuss in Mexico City passt zu Halloween

Schnappschuss in Mexico City passt zu Halloween

01.11.2013

Bevor wir heute nach Mérida weiter fahren machen wir doch noch einen Abstecher in die Historische Altstadt und ich muss sagen ich bin ihr mit der leisen Kritik nicht gerecht geworden. Campeche, die Hauptstadt des gleichnamigen Staates, liegt am Golf von Mexico und war für die Spanier eine wichtige Hafenstadt, weshalb sie auch die einzige Kolonialstadt mit einer Stadtmauer ist. Der Hafen ist längst versandet, von der alten Befestigung stehen noch Reste, die restauriert werden. Die Häuser der Innenstadt sind wirklich aufwändig mit Liebe und Geschmack restauriert worden.

Fisherman's Friend

Fisherman’s Friend

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restaurierte Stadtmauer von Campeche

restaurierte Stadtmauer von Campeche

Von einer Polizeistreife werden wir gewarnt unser bepacktes Moto nicht allein stehen zu lassen, da sonst das Eine oder Andere fehlen könne. Das Wichtigste aber es gab gleich neben der Kathedrale eine HBSC Bank mit gar nicht „historischem“ ATM, der uns bereitwillig den gewünschten Geldbetrag anbot, sogar fragte ob wir Pesos oder Dollars wünschten! Die Autopista führte zunächst entlang der Küstenlinie um nach etwa 60 Kilometern durch dichten aber relativ niedrigen Urwald weiter landeinwärts zu verlaufen. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir unser Hotel in Mérida, wo für die Unterbringung des Motos erst einmal die enge Tür überwunden werden muss, deren linker Flügel eingerostet war.

die erste Hürde beim "Check in"

die erste Hürde beim „Check in“

Dia de los Muertos 

Seit Mitte Oktober begegnen wir auf unserer Reise durch Mexiko auf Schritt und Tritt den Vorbereitungen auf einen der wichtigsten Feiertage des Landes, den Dia de los Muertos, den Tag der Toten, der vom 31. Oktober bis zum 2. November gefeiert wird. Der Brauch geht auf  die Mayas zurück und wurde nach der Missionierung durch die Spanier auf die katholischen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen gelegt. Man glaubt, dass die Toten an diesem Tag aus dem Jenseits zu den Lebenden zurückkehren um mit Ihnen ein Wiedersehen  zu feiern. In den Häusern, Hotels, Geschäften, öffentlichen Plätzen, sowie auf dem Friedhof werden blumengeschmückte Altäre errichtet. Auf  diesen sind die Lieblingsspeisen und Lieblingsgetränke der Toten angerichtet, flankiert von Darstellungen der Verstorbenen als bekleidete Skelette in für sie typischen Lebenssituationen. So findet man Musikanten,  neben Reitern auf Pferden, die natürlich auch als Gerippe imponieren, den unverkennbaren Don Juan neben dem blond gelockten Vamp. Kultstatus hat dabei die „Calavera Catrina“, die als Vamp mit breitkrempigem Hut und Federschmuck dargestellt wird.

eine "Calvera Catrina" (links im Bild!)

eine „Calavera Catrina“ (links im Bild!)

Dem Einfallsreichtum sind hierbei keine Grenzen gesetzt.  Die kleinen Kunstwerke können aus Pappe, Gips oder sehr oft auch aus Zuckerguss, Schokolade oder Gebäck sein. Auch dürfen „Calaveras“ (Totenschädel) aus Zuckerguss  nicht fehlen, die mit den Namen der Lebenden beschriftet sind. Man legt einen Blumenteppich, der den Seelen den Weg aus dem Jenseits zum Altar weisen soll wobei der Blumenschmuck grundsätzlich orange und gelb ist, da diese Farbe die Sonne symbolisiert und von den Toten am Besten erkannt werden kann. Im Beisein der Toten werden die Speisen eingenommen, es wird fröhlich musiziert, gesungen, getanzt und getrunken, bis die Seelen der Verstorbenen nach Mitternacht wieder ins Reich der Toten zurückkehren müssen um im nächsten Jahr wiederkommen zu können.  Dieser Tag ist den erwachsenen Toten vorbehalten, die verstorbenen Kinder, die „Angelitos“ (Engelchen) werden am Vorabend  des 1. November erwartet. Der 2. November, „Dia de Todos los Santos“ ist allen Heiligen gewidmet. Der „Dia de los Muertos“ wird auf Yucatán als „Hanal Pixán“ in etwas ursprünglicherer, der Maya Tradition angepasster Form gefeiert.

Im Folgenden Beispiele für den „Dia de los Muertos“ geschmückter Altäre in Hotels und Restaurants:

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frisch verliebt

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der Vamp

üppig geschmückter Altar in einem Restaurant in México D.F.

üppig geschmückter Altar in einem Restaurant in México D.F.

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jeder frönt seinem Hobby!

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perfekt gestylt für die Party

Altar in unserem Hotel in México D.F.

Altar in unserem Hotel in México D.F.

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die Tonschalen sind gefüllt mit den Lieblingsspeisen der Verstorbenen

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ein Defilee der Hotelangestellten

Calaveras aus Zuckerguss mit den Namen der Hotelangestellten

Calaveras aus Zuckerguss mit den Namen der Hotelangestellten

Nachmittags gehen wir zunächst zum „Cementerio General“ (Zentralfriedhof) von Mérida, wo wir Gelegenheit haben uns über die Bräuche der Mexikaner aus erster Hand zu informieren. Die Gräber werden intensiv gereinigt, später wird die Metallkiste mit den darin enthaltenen Gebeinen entnommen. Die Knochen werden mit einem Pinsel fein säuberlich vom Staub befreit. Danach verschwindet die kleine Metallkiste bis zum nächsten Jahr wieder hinter dem schmiedeeisernen Türchen. Danach fahren wir zum Zocalo, dem Hauptplatz vor der Kathedrale, wo wir auf einer Fiesta den Rest des Abends verbringen und interessante Bekanntschaften machen.

Die Gräber auf dem Friedhof von Mérida sind bunt wie die Historischen Zentren der Kolonialstädte

Die Gräber auf dem Friedhof von Mérida sind bunt wie die Historischen Zentren der Kolonialstädte

gründliche Reinigung des Grabes

gründliche Reinigung des Grabes

Aufführung der "Leyenda Negra", der Unterdrückung der Mayas durch die Spanier

Aufführung der „Leyenda Negra“, der Unterdrückung der Mayas durch die Spanier

der ungeliebte Cortes

der ungeliebte Cortes betritt die Bühne

"Guantanamera" auf der Säge

„Guantanamera“ auf der Säge

Artem, ein St. Petersburger, der jetzt in Hamburg lebt ist mit dem Zelt unterwegs

Artem, ein St. Petersburger, der jetzt in Hamburg lebt ist mit dem Zelt in Mexiko unterwegs

02.11.2013

Über die relativ kurze Fahrt von Merida nach Chichén Itzá auf einer perfekten Autopista gibt es nichts zu berichten. Gegen Mittag treffen wir in unserer Unterkunft mitten in der „Zone Arqueologica“ ein. Für Pauschal-Touristen, die scharenweise in Bussen aus Cancun und Mérida hier angekarrt werden, ist dem Hotel ein großes Restaurant angeschlossen, das ausschließlich ihnen vorbehalten ist. Als Entschädigung haben wir von unserm Balkon einen unverstellten Blick auf die Sternwarte der Maya-Ruinen.

Observatorium der Maya-Anlage

Observatorium der Maya-Anlage

Um vier Uhr nachmittags verschwindet der letzte Touristen-Bus und wir können die himmlische Ruhe des weitläufigen tropischen Gartens genießen.

03.11.2013

Die sonntäglichen Busladungen werden erst nach zehn Uhr erwartet und so starten wir bereits vor Neun mit unserem deutschsprachigen „Guía“ die nur wenige Schritte entfernten Maya-Ruinen zu erkunden, die zu den „Neuen 7 Weltwundern“ gehören (Colosseum, Machu Picchu, Chinesische Mauer, Cristo Redentor , Petra, Taj Mahal)  . Seit 2007 ist den Touristen der Zutritt zu den verschiedenen Tempeln verwehrt, so dass uns ein schweißtreibender, steiler Aufstieg erspart bleibt, was mich jetzt nicht sonderlich unglücklich stimmt!

Säulen die das Dach der Markthalle trugen

Säulen die das Dach der Markthalle trugen

Pyramide von Chichén Itzá

Kukulkán-Pyramide von Chichén Itzá (Ostseite)

Haupteingang der Pyramide

Haupteingang der Kukulkán-Pyramide (Nordseite)

Wenn man genau vor der Mitte des Haupteinganges in die Hände klatscht vermeint man den Flügelschlag der Harpyie deutlich zu hören. Der Adler in den Darstellungen der Mayas ist eine Harpyie, der größte Adler der Welt, der in den Urwäldern Mittel- und Südamerikas beheimatet ist.

Opfertempel

El Templo de los Guerreros, auf dem gefangene Krieger geopfert wurden

"Chac Mool" Blutkralle

„Chac Mool“

Auf dem Bauch des „Chac Mool“, was in der Maya-Sprache Blutkralle (oder roter Jaguar) bedeutet, wurden Herzen von Gefangenen geopfert, die man ihnen zuvor bei lebendigen Leib heraus gegerissen hatte.

der Adler als Symbol des Tages

der Adler als Symbol des Tages

Adler und Jaguar (Symbol der Nacht) mit einem Herzen in der Kralle

Adler und Jaguar (Symbol der Nacht) mit einem Herzen in der Kralle

Ballspielplatz

Ballspielplatz

Bei diesem Spiel durfte der etwas über tennisballgroße Kautschuk-Ball nur mit rechter Schulter, rechter Hüfte, rechtem Sprunggelenk, sowie mit einem Holzschläger gespielt werden, fiel er auf den Boden, so gab es einen Minuspunkt, konnte der Ball durch das sehr hohe fußballgroße Loch befördert werden gab es 10 Pluspunkte.

das Tor des Ballspiels

das Tor des Ballspiels

Einmal im Jahr nach der Erntezeit wurde das Ballspiel zur Vorhersage der Ernte des kommenden Jahres ausgetragen. Eine der beiden aus je sieben Spielern bestehenden Mannschaften repräsentierte die bösen Kräfte der Unterwelt, die andere die positiven Kräfte, die für eine erfolgreiche Ernte standen. Sieben Priester bestimmten ohne Wissen der Mannschaften und der restlichen 21 Schiedsrichter welche Seite welchen Part übernehmen musste. Dies wurde erst am Ende des Spiels bekannt gegeben. Verlor die Mannschaft welche die positiven Kräfte darstellte, so wurde der Spielführer geköpft um die Götter doch noch milde zu stimmen, was jedoch nicht immer half!

Observatorium

Observatorium

noch im Originalzustand

noch im Originalzustand

04.11.2013                                  Kilometerstand:  70 630  km

Wieder führt uns die Strecke durch dichten aber relativ niedrigen Urwald bis wir schließlich auf der Höhe von Cancun die Karibikküste erreichen, der wir weitere 40 Kilometer in südlicher Richtung folgen bis wir schließlich, gerade noch rechtzeitig vor einem heftigen tropisch-karibischen Regenguss, Puerto Aventuras, einen kleinen Badeort. Wir nisten uns hier für vier Tage ein und werden von hier aus auch die etwa 40 km südlich liegenden Maya-Ruinen von Tulum besuchen.

06.11.2013

Mein geschätzter Klassenkamerad und ausgewiesener Nordamerika-Experte Fips hat angeregt, dass ich mich etwas ausführlicher zu den Bildern von Chichén Itzá und den Hintergründen äußere. Allerdings bleibt zum Schreiben immer relativ wenig Zeit. Wegen der oft sehr trägen Internetverbindungen ist allein das Einstellen der Bilder ein ziemliches Geduldspiel. Zudem ist es wirklich schwierig die Sachverhalte korrekt zu schildern ohne die Leser mit zu vielen Einzelheiten zu langweilen. Beim Ballspiel habe ich mich auf das Wesentliche beschränkt, da es sicher uninteressant ist welcher Schiedsrichter / Priester warum wo saß u.s.w.. Unser Maya-Guía, der leidlich Deutsch sprach, hat uns jedenfalls drei Stunden lang ununterbrochen mit allen Details gefüttert. So habe ich auch nicht erwähnt, dass die große Kukulkán-Pyramide, die dem Quetzalcóatl (gefiederte Schlange), der wichtigsten Gottheit der mesoamerikanischen Götterwelt, geweiht war, über einer Kleineren errichtet ist. Sie beherbergt die Skulpturen eines roten, mit 9 Jade-Steinen besetzten Jaguars als Symbol der Nacht und einer Harpyie als Symbol des Tages. Da man die Pyramide nicht mehr betreten darf haben wir nur sehr beeindruckende Fotos davon gesehen. Wirklich faszinierend sind die rechnerischen Leistungen welche die Mayas als Astronomen vollbracht haben. Wie sie vor fast 1000 Jahren einen Jahres-Kalender mit 365 ¼ Tagen erstellt haben, der aus 18 Monaten á 20 Tagen plus 5 Feiertagen bestand. Dank dieses Kalenders und der Entzifferung der Hieroglyphen ist es heute möglich die historischen Ereignisse der Maya-Zeit in eine taggenaue Beziehung zur modernen Zeitrechnung zu setzen. Unser Maya hat uns das Alles vorgerechnet bis uns ganz schwindlig war. So ist zum Beispiel die Zahl „9“ bei den Mayas eine zentrale, magische Zahl, wofür er mehrere Beispiele anführte. So hat unser Körper 9 Öffnungen (die Augenhöhlen zählen auch dazu, sonst könnte man ja nicht raus schauen!), unsere Größe entspricht 9 mal der Spannweite zwischen kleinem Finger und Daumen, u.s.w.. Besonders verblüfft hat mich ein Rechenbeispiel: multipliziert man eine x-beliebige Zahl mit 9 so ergeben die beiden letzten Ziffern der Quersumme addiert immer 9 !!! (Anbei noch ein Foto des Zettels auf dem uns unser Guia versucht hat den Maya-Kalender zu erklären). Übrigens in der letzten Zeile steht das Maya-Wort für das Ballspiel: „Pocta Poc“ eine Lautmalerei des Geräusches des Balls wenn er die Wand trifft (wie beim Tennis).

Zettel auf dem unser Guía versucht hat uns den Maya-Kalender zu erklären!

Zettel auf dem unser Guía versucht hat uns den Maya-Kalender zu erklären!

Aus dem Quetzalcóatl der Tolteken wurde bei den Maya-Völkern der Kukulkán (Kú Ku’um = heilige Feder des Quetzal und Kán = Schlange), der als gefiederte Schlange oder als „Vogel-Schlangen-Mann“ dargestellt wurde.

Der Quetzal ein sehr schöner, grün gefiederter Vogel, nistet wie ein Specht in Baumhöhlen. Er misst etwa 35 cm, die Weibchen sind einfarbig grün, während die Männchen leuchtend rotes Bauchgefieder und während der Balz- und Brutzeit bis zu 1 Meter lange, sehr dekorative Schwanzfedern besitzen. Er lebt noch heute in den Nebelwäldern Zentralamerikas, ist jedoch äußerst scheu und selten. Wegen seiner langen Schwanzfedern, die den Priestern als Kopfschmuck dienten, wurde er in den präkolumbischen Kulturen gejagt. Noch heute ist die Währung in Guatemala nach ihm benannt.

07.11.2013

Seit ein paar Tagen, lassen wir’s etwas ruhiger angehen. Wir sind damit beschäftigt, unsere weitere Tour etwas zu modifizieren und Hotels auszusuchen. Natürlich kommt auch das Strandleben nicht zu kurz, wo es trotz des durchwachsenen Wetters gar nicht so einfach ist einem Sonnenbrand zu entgehen. Die Karibikküste wurde vor einigen Jahren von zwei verheerenden Hurrikans heimgesucht, wobei ganze Strände zurück ins Meer gespült wurden. So ist der Hotelstrand an manchen Stellen fast komplett verschwunden. Der verbliebene Strand ist blendend weiß, der Sand fein wie Mehl, das Wasser, dessen Wellen im fernen Riff gebrochen werden, extrem ruhig und angenehm temperiert. Heute ist Schluss mit dem „Easy going“, Kultur ist angesagt. Als ich nach vier Tagen mein Moto vom Parkplatz hole bietet es ein Bild des Jammers, es sieht beschissen aus, im wahrsten Sinne des Wortes! Es stand vier Tage unter einem Schlafbaum hunderter Vögel, die wir immer beim Frühstück füttern, und die haben ganze Arbeit geleistet. Die Reinigung des Motos übernimmt ein Chico vom Hotel für ein paar Pesos und dann geht’s los nach Tulum, der einzigen Maya-Stätte, die direkt am Meer liegt. Sie trohnt auf einem Felsen hoch über dem Meer. Sie war ein wichtiger Handelsplatz der Mayas. Im Gegensatz zu den Angaben mancher Geschichtsbücher sei Tulum niemals von den Spaniern eingenommen worden. Der erste Versuch scheiterte an dem zweitgrößten Riff der Welt, das im Süden bis an die guatemaltekische Küste reicht. Der Versuch der Spanier das Riff nördlich zu umgehen und Tulum zu erobern blieb in den ausgedehnten Sümpfen stecken, welche die Stadt noch heute umgeben. Unser Guía, ein Maya und früherer Geschichte-Professor berichtet uns, dass die Mayas zunächst ein ganz friedfertiges Volk waren, das keine Menschenopfer kannte. Erst nachdem sie von den aus Guatemala eindringenden kriegerischen Tolteken überrannt wurden und sich mit ihnen mischten wurden sie gezwungen deren Götter und Opferriten zu übernehmen.

Tulum

Tulum

Maya-Tempel der Präklassk (3300 a.Chr. - 200 p.Chr.)

Maya-Tempel derKlassik (200 – 909 p.Chr.)

am 21. 12. scheint die Sonne für ein paar Sekunden in dieser Weise durch den Tempel

am 21. 12. scheint die Sonne für ein paar Sekunden in dieser Weise durch den Tempel

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Castillo-Tempel aus der Maya-Tolteca Zeit

Darstellung eines Menschenopfers, dem gerade das Herz aus dem Leib gerissen wird

Darstellung eines Menschenopfers, dem das noch schlagende Herz aus dem Leib gerissen wird

der Strand unterhalb der Anlage

der Strand unterhalb der Anlage

Am Ende des Besuches von Tulum setzt ein heftiger Tropenregen ein, der uns auf unserer Fahrt ins 40 Kilometer entfernte Hotel begleitet. Nachdem der Regen aufgehört hat besuchen wir einen nahegelegenen Cenote und nehmen dort in kristallklarem Wasser ein erfrischendes Bad in tropischem Ambiente.

Cristalino Cenote

Cenote Cristalino

erfrischendes Bad in dem Cenote

erfrischendes Bad in dem Cenote

Cenote

Geologisch ist Yuctán eine riesige flache Kalk- und Karstlandschaft, die nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt und bedeckt ist mit dichtem Buschland im Westen und Norden sowie tropischem Urwald im Süden und Osten. In dem porösen Gestein versickern die Niederschläge sofort. Auf diese Weise haben sich im Lauf der Jahrmillionen unterirdische Flüsse gebildet, in deren Verlauf  Höhlen entstanden. Dort wo deren Decken einstürzten, traten Wasserlöcher und Seen zu Tage, die sogenannten Cenotes. Taucher sind vor vielen Jahren im Auftrag von „National Geographic“ unterirdisch von Cenote zu Cenote getaucht und konnten damit den Flussverlauf zeigen. Die Städte der Maya wurden immer an diesen Cenotes gebaut. So heißt z.B. Chichén Itzá in der Maya-Sprache: „Am Rande des Brunnens der Wasserhexe“. Auf der Yucatán-Halbinsel gibt ungezählte Cenotes, von denen wir einen, den „Cenote Cristalino“ besucht haben. Das Wasser ist kristallklar, erfrischend aber deutlich wärmer als man es von einem unterirdischen Flusslauf erwartet. Es leuchtet faszinierend in verschiedenen Grün- und Blautönen.

08.11.2013                                   Kilometerstand:  70 996  km

Gegen zwei Uhr werde ich heute Nacht von einem Tropensturm geweckt, der bis um halb Fünf anhält. Es schüttet wie aus Eimern und ich komme schwer ins Grübeln ob wir unter diesen Umständen überhaupt weiter fahren können. Pünktlich zum Frühstück hört es auf zu regnen und obwohl die Wettervorhersage nichts Gutes verheißt machen wir uns auf den Weg nach Chetumal. Es ist eine Schnellstraße, die durch halbhohen Urwald führt, weshalb es beiderseits 300 kilometerlang außer sattem Grün nichts zu sehen gibt. Auf den ersten 100 Kilometer ist  uns Chaak, der Regengott der Mayas, noch hold, danach aber setzt ein heftiger Regen ein, der uns bis zu unserem Ziel begleitet. Von hier aus  werden wir morgen Früh die Grenze nach Belize überschreiten.

 

09.11.2013

gemeinsames Frühstück mit Angelo…...

gemeinsames Frühstück mit Angelo……

…. der uns würdig aus Mexiko verabschiedet

…. der uns würdig aus Mexiko verabschiedet

 

7 Kommentare

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    • marilyn kuschel auf 11.10.2013 bei 21:52
    • Antworten

    Guanajuato? Sehr hübsch…ein Besuch wert….Museo y Casa de Diego Rivera, Teatro Juarez, Jardin de la union (concerts), and the social heart of the city late afternoon + evenings. Studenten Stadt….

    • marilyn kuschel auf 11.10.2013 bei 22:01
    • Antworten

    Santario de Mariposas El Rosario….the butterflies start arriving the end of october, beginning of November…Totally unforgettable natural miracle, at 3000 meters!

    • Tobias Maier auf 16.10.2013 bei 14:53
    • Antworten

    Hallo Frau und Herr Dr. Sperling.

    Ich heiße Tobias und bin mit Alisa M. (Enkeltochter von eurer Freundin Ursel K. aus Erlangen) verheiratet.

    Seit ich denken kann beeindruckt mich das Reisen auf dem Motorrad. Gespannt habe ich seit fast einem Jahrzehnt nun jedes Reisebuch und hunderte Reiseberichte aufgesaugt.

    Nach vielen Wochentrips durch unsere Nachbarländer begann ich vor zwei Jahren eine Reise durch Südosteuropa mit einem meiner besten Freunde zu planen.
    Nachdem uns das Schicksal und unglückliche Wendungen viele Steine in den Weg legten, starteten wir unsere Reise dieses Frühjahr mit unseren optimierten Suzi Dr. BIGs . Wir fuhren nach IT, via Fähre nach GR und durch ALB, MNE, HR, BOS, SLO, AT.

    Seitdem kann ich an nichts anderes als an weitere, längere Reisen denken.

    Leider wollte ich Alisa nie als Sozia mitnehmen, weil ich die Option: Mit Sozia durch das (unvermeidbare) Geldände als zu gefährlich empfand!

    Doch hat mich euere faszinierende Reise, von welcher ich durch Ursel erfuhr, zum Nachdenken angeregt. Ich möchte die Eindrücke nun zusammen mit Alisa sammeln, und auch sie möchte mit dabei sein.

    2014 starten wir als erste echte Feuerprobe unsere verrückte Hochzeitsreise; “ Mit der Big durch Skandinavien, Wendekreis Arctic Circle“

    Doch habe ich noch viele Fragen die ihr durch eure Erfahrungen sicher beantworten könnt. Zum Beispiel über das Bekämpfen oder die Vermeidung der dauernden Müdigkeit als Sozia wie Alisa sie leicht bekommt, oder über eure Erfahrungen abseits befestigter Straßen als Zweierbesatzung.

    Über Email Kontakt würde ich mich sehr freuen!

    Mit besten Wünschen an euere noch vor euch liegende Fahrt, und TOI TOI TOI an die GS,

    Tobi Maier

    • marilyn kuschel auf 20.10.2013 bei 21:27
    • Antworten

    ….Sehr schön!!!! Wir haben Heimweh….(Wir haben in Col. Condesa- Hipodromo de la Condesa gewohnt, südlich von la Zona Rosa, Avenida Amsterdam/ Insurgentes Sur gegend, wo meine Schwester heute noch wohnt!

    Viel Spaß in el D.F.!!!.

    Kuschels

    • Astrid und Helmut Ermert auf 02.11.2013 bei 17:39
    • Antworten

    Liebe Edith, lieber Peter,
    hier kommen Grüße aus der anderen alten Welt, verbunden mit herzlichem Dank für Euren professionellen Service mit den interessanten Geschichten und herrlichen Bildern. Wisst Ihr eigentlich, dass von den Mitgliedern Eures Fanclubs jede Menge National Geographics Abonnements gekündigt worden sind?
    Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Zeit und grüßen herzlich aus der Heimat, und wenn Ihr demnächst wieder hier seid, werdet Ihr uns fehlen, wohlgemerkt: in Amerika.
    Astrid und Helmut

  1. Peter and Edith,

    It’s good to know you are back on the road.What´s next? When do you plan to be back in Germany? Michele and I are gonna be inSwitzerland in May, 2014, and we would like to visit you two. We wanna ride a motorcyle for 8 days across the country. Would you suggest any motorcycle rental company that you might know?!

    Have fun on your trip.

    Juliano.

  2. „Huellas de neumáticos“
    La vida me vuelve a poner en el camino gente maravillosa, la cual me llena de muchas enseñanzas y ganas de llegar cada vez mas lejos y alto, si se puede. „La vida esta hecha de los pequeños momentos“ y tengo la fortuna de ser una persona que siempre se topa con pequeños momentos, los cuales me hacen olvidar los malos, Peter y Edith una pareja alemana que esta recorriendo el mundo en su motocicleta ( Una BMW ENORME!!!) Alaska, Canadá, Estados Unidos, México, Sudamérica, entre muchos otros lugares. Los invito a visitar su blog, realmente te hace querer salir y explorar mas allá de tus fronteras. Lo que puse en mi facebook, un placer conocerlos, espero volverlos a ver! Amor, Angelo

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