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Brasilien

3.3.2012

Der Grenzübertritt war in beiden Ländern völlig unkompliziert. Von Chui ging es nach Rio Grande, 250 Kilometer auf schnurgerader Staße durch grünes Weideland, das nach allen Seiten bis zum Horizont reichte. Nachdem wir die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht haben beginnt das Sumpfland, das sich zwischen den beiden, riesigen Lagunen, längs der Straße, ausbreitet. Schilder mahnen zur Vorsicht wegen der die Straße kreuzenden Wasserschweine, die wir auch bald in sehr großer Zahl rechts und links in den Wasserkanälen und auf kleinen Hügeln entdecken. Capibaras, so der korrekte Name, sind die größten Nagetiere der Welt, also keine Schweine. Sie sind bis zu 60 cm hoch, 130 cm lang und wiegen zwischen 25 und 80 kg. Wie wir an einigen überfahrenen Exemplaren sehen können, ist die Warnung absolut berechtigt, zumal für Motorradfahrer. Auch einige Varane kreuzen unseren Weg , können aber verschwinden bevor wir die Kamera schussbereit haben. Zahlreiche interessante Vogelarten gibt es hier, die wir aber leider nicht zuordnen können. In Rio Grande angekommen beziehen wir ein nettes, zentral liegendes Hotel, wo auch das Moto sicher untergebracht ist. Da wir noch keinen einzigen „Real“, die Landeswährung, besitzen, gehen wir zunächst mit der Kreditkarte im Mercado einkaufen, alle möglichen Früchte auf die wir lange verzichten mussten, Maracujas, Papayas, Mangos etc.. Danach versuchen wir es am „cajero automatico“ oder „electronico“ wie der Bancomat hier heißt. Es ist sehr frustrierend, dass der nur portugiesisch spricht und ganz andere Ausdrücke benutzt, als wir sie von den spanisch sprechenden Automaten kennen. Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab, denn hinter uns wartet schon eine längere Schlange. Nachdem wir neuen Mut gefasst haben, spreche ich die Geschäftsführerin des Mercado an, in dem der „Cajero“ steht. Die spricht zwar auch nur portugiesisch, aber wir können uns ganz gut verständigen und sie hilft uns sehr bereitwillig. Es klappt alles bestens bis der Automat bekennt, dass er leider kein Geld mehr hat. Immerhin!! Morgen werden wir es wieder versuchen!

Wasserschweine an ihrem Bau

Wasserschweine

interessante Wolkenformation

Riesenvögel die überall in den Sumpfgebieten findet

4.3.2012

Gut ausgeschlafen und noch berauscht vom Duft tropischer Früchte, der unser Zimmer erfüllt, gehen wir zum Frühstück. Auf meiner Uhr ist es schon 8 Uhr, aber nach brasilianischer Zeit ist es erst 7, obwohl wir auf dem gleichen Meridian geblieben sind. Um so besser, sind wir doch so die ersten am Bancomaten im Supermarkt. Viel genutzt hat es dennoch nicht, denn er ist immer noch nicht bereit Geld auszuspucken. Ein weiterer Versuch an einem anderen „Cajero“ verläuft dann endlich erfolgreich.  Um im weiteren Verlauf der Reise etwas besser vorbereitet zu sein, blättere ich vor unserer Abfahrt noch ein wenig in meinem Portugisisch-Buch. Dort finde ich sofort die drei angeblich unentbehrlichen Sätze für eine solche Reise:

1. minha mulher sumiu com todo o dinheiro (meine Frau verschwand mit dem ganzen Geld)

2. roubaram minhas roupas, o dinheiro e os documentos (man hat mir die Kleider, das Geld und die Papiere geraubt),

3. o policial roubou o resto (der Polizist hat den Rest geklaut)  (das steht tatsächlich so im „Reise Know How“ Brasilianisch!)

Derart gerüstet treten wir die heutige Etappe, die uns nach Porto Alegre führt an. Zunächst ist die Landschaft flach bis leicht wellig, saftig grünes Weideland, von Zeit zu Zeit abgelöst von Mais- und Kartoffelfeldern. Bei Camaquá, nach der Hälfte der Strecke wird die Landschaft deutlich hügeliger. Wir schließen uns einer Gruppe von sechs brasilianischen Bikern aus Porto Alegre an, die uns überholen. Es ist ganz interessant sich deren Fahrstil anzusehen. So gibt es auf den Bundesstraßen hier etliche Mautstellen. Bei den ersten muss man als Motorradfahrer kurz anhalten bis die Kontrolleurin die Stornotaste gedrückt hat und den Daumen nach oben hält, an anderen muss man rechts vorbeifahren, denn für Motos sind die Straßen kostenlos. Eine mehrspurige Brücke führt über den Rio Guaiba nach Porto Alegre. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf das eindrucksvolle Panorama der Stadt. Um dies im Bild festzuhalten müssen wir verbotener Weise auf dem Seitenstreifen anhalten, wobei wir auch Kinder aus den Favelas beobachten, die fröhlich in den Fluten des riesigen Flusses baden. Ein zentral gelegenes Hotel ist rasch gefunden. Bei 35° Tagestemperatur halten wir nach erfrischender Dusche eine ausgiebige Siesta um danach ein wenig die Stadt zu erkunden und ein schönes Restaurant aufzusuchen, das uns empfohlen wurde. Wir suchen auf der Speisekarte das aus, wovon wir glauben es verstanden zu haben. Der Ober, ein gutaussehender, junger, schwarzer Brasilianer ist ganz lustig und fröhlich drauf, redet wie ein Wasserfall, nur wir verstehen halt relativ wenig. Vermutlich spricht er irgendeinen Dialekt 😉 !! Als das Essen kommt, sieht es so aus als hätte der Ober uns verstanden, jedenfalls schmeckt es hervorragend. Zahlen muss man in diesem Lokal an einer zentralen Kasse. Hinter der sitzt eine hübsche, kleine, ebenfalls schwarze Brasilianerin, die mich in perfektem Portugiesisch etwas fragt, wovon ich nichts verstehe. „Eu não falo Português“ (ich spreche kein portugiesisch) entgegne ich, woraufhin sie mich angrinst, „você fala inglês?“ (spechen Sie englisch?), sie zeigt ihre schneeweißen Zähne und schüttelt den Kopf, „francês?, ein fröhliches, lautes Lachen ist ihre Antwort, „e alemão“, sie schüttet sich aus vor Lachen!  Die Rechnung verstehe ich dennoch, denn die Zahlen sind im Spanischen und Portugiesischen fast gleich.

Rio Guaiba

Skyline von Porto Alegre

badende Kinder aus den Favelas

5.3.2012

Auf breiter Autobahn führt der Weg aus der Stadt. Es dauert eine „halbe Ewigkeit“ bis wir die Stadt verlassen. Trotz früher Stunde zeigt das Thermometer schon 27°C. Hinter Novo Hamburgo geht es auf wunderschöner, kurviger Landstraße nach Nova Petropolis. Als wir im Schatten einer Tankstelle vor der Hitze Zuflucht suchen, werden wir vom Tankwart, einem 18-jährigen Jungen, auf deutsch angesprochen. Wir erfahren, dass hier in der Gegend sehr viele Deutsche, beziehungsweise Deutschstämmige leben. Das spiegelt sich auch im Stadtbild dieses Ortes und auch der folgenden, Gramado und Canela wieder, sauber, blumengeschmückt, fast ein wenig spießig anmutend. Die Landschaft ist mittelgebirgig, die Berge sind mit dichten Wäldern bewachsen, wären es keine reinen Laubwälder, es sähe aus wie im Schwarzwald. Ab und an sehen wir auch Araukarien, die wir zuletzt am Lago Aluminé (Argentinien) gesehen haben. Allerdings sind die Blätter der hiesigen Exemplare wesenlich zierlicher als die ihrer argentinischen Verwandten. Wir fahren auf der „Rota Romantica“ , später auf der „Rota Sinfonia da Natureza“ auf kurviger Piste bis nach Cambará do Sul, wo wir in einem wunderschön am See gelegenen Ecohotel (wieder einmal) die einzigen Gäste sind. Die zwei Restaurants am Ort, die uns der Hotelier empfiehlt haben beide geschlossen und so decken wir uns im „Supermercado“ mit Allem ein, was zu einem guten Abendessen gehört, bekommen den Tisch in der großen Empfangshalle gedeckt und dinieren gepflegt mit Blick auf den See, in dem sich der Mond spiegelt. Morgen werden wir den nahen Cayon besuchen.

Novo Petrópolis

Gramado

Gramado

Gramado

6.3.2012

Nach einem morgentlichen Spaziergang um den See nehmen wir die ersten 20 Kilometer sehr ruppiger Schotterpiste bis zum Canyon unter die Räder. Der dichte, schattenspendende Wald am Rande des Canyons vermag uns die Anstrengung des Marsches in brütender Mittagshitze etwas zu erleichtern. Dennoch hat sich die Mühe gelohnt um die Wasserfälle zu sehen, die mit mächtigem Tosen in die Tiefe stürzen. Die Angaben der Leute, die wir fragen wann denn die asphaltierte Straße wieder begänne, schwanken zwischen optimistischen zwei und zwanzig Kilometern. Die Annahme, dass der Pistenzustand wenigstens so bliebe wie gehabt wird leider tief enttäuscht. Aus der ohnehin schon rauhen Schotterpiste wird eine lupenreine Off-Road Strecke mit lockerem Geröll und Steinen bis zu Kindskopfgröße. Zudem fällt die Piste von über 1000 Höhenmetern am Canyon auf Meereshöhe ab. Das bedingt natürlich jede Menge enger, steiler Kehren, wie wir sie aus den Alpen, jedoch ohne Schotter, kennen. Leider stimmt auch die Entfernung von 20 Kilometern. Für Fahrer und Beifahrer und nicht zuletzt für mein bedauernswertes Moto ist das eine echte und völlig unerwartete Herausforderung, die wir jedoch alle unbeschadet, wenn auch etwas erschöpft, überstehen. Danach geht es sehr zügig weiter bis nach Imbituba. Nach den Anstrengungen des Tages soll es auch ein Hotel am Strand sein. Eine kleine Sackgasse auf der nur Jogger unterwegs sind trennt uns vom tosenden Meer. Fast hätte ich’s vergessen, etwas Gutes hat die Fahrt auf dieser wüsten Off-Road Strecke doch gebracht. Mein Notebook ist so durchgeschüttelt worden, dass es kaum im Hotel angekommen seine Arbeit wieder aufnimmt. Welch ein Glück, denn ich hätte hier keinen Ersatz kaufen können, da die Computer im Südamerika natürlich eine spanische bzw. portugiesische Tastatur haben.

als einzige Gäste im Hotel durften wir in der Empfangshalle dinieren

Canyon

tosend ergießt sich der Wasserfall in den Canyon

der Geier beobachtet gespannt unsere Schritte am Rande des Canyons

brasilianische Araukarie

7.3.2012

Nach einem erfrischenden Bad im Atlantik und dem anschließenden gemütlichen Frühstück am Pool machen wir uns auf den Weg nach Blumenau. Die Autobahn erlaubt trotz dichten Verkehrs bis Florianópolis ein rasches Vorankommen. Rechter Hand erstrecken sich zumeist ausgedehnte Weideflächen bis zum Horizont, links der Straße, welch ein Kontrast, erheben sich bis bis zu 1000 Meter hohe, dicht bewaldete Berge. Je mehr wir uns Florianopolis nähern, desto näher kommt das Meer an die Straße heran, bis schließlich nur noch eine Zeile bunt bemalter Hochhäuser zwischen Autobahn und Sandstrand passt. In einem Baustellenbereich haben wir Riesenglück als bei sich Tempo 120 von einem auf der Gegenseite fahrenden Lkw ein Rad löst, das mit affenartiger Geschwindigkeit über die Leitplanke fliegt und schwer berechenbar auf uns zu springt. Im letzten Augenblick gelingt es uns mit einer gewagten Ausweichbewegung die Kollision zu vermeiden. Am frühen Nachmittag treffen wir in Blumenau ein, wo uns Klaus, ein Biker, den wir vor fünf Wochen in Buenos Aires kennengelernt haben, schon erwartet. Zwar hatten wir ihn gebeten uns in einem Hotel unterzubringen, da aber wegen einer Textilmesse in Blumenau alle Zimmer belegt waren, hat er uns in seinem Appartement untergebracht. Besser hätten wir es gar nicht treffen können, 5 Sterne!! Danke Klaus. Abends gehen wir fantastisch essen, Chorrizo. Die Portion für Zwei schaffen wir kaum zu Dritt! Wir lernen den sehr sympathischen Wirt, auch ein Biker, und seinen unglaublich lustigen und fröhlichen Vater kennen, dessen Erscheinung sehr an Pablo Picasso erinnert. Danach gehen wir noch in die Vila Germanica, wo eine 4-Mann Familien-Band in Dirndl und Krachslederner deutsche Weisen spielt und singt, wie „Wo die Nordseewellen trecken an den Strand“, Ententanz, u.s.w.. Nach zwei Bier treten wir den Heimweg an.

Blick vom Hotelbalkon

Strand von Imbatuba

auf dem Weg nach Florianópolis

die fröhliche Verkäuferin liegt wie ein Sonderangebot inmitten ihrer Melonen

es ist tatsächlich das was der Name verspricht, ein Stundenhotel!

8.3.2012

Nach einem von Klaus bereiteten, gemütlichen Frühstück fahren wir zum Motorradhändler um meine Reifen auswuchten zu lassen, was man in Buenos Aires nicht gemacht hatte. Klaus hat in der Zwischenzeit meine Weiterreise in Brasilien weitgehend organisiert. Morgen werden wir der Einladung eines brasilianischen Bekannten, den wir aus Ushuaia kennen, folgen an einer Familienfeier in Itapema teilzunehmen. Danach sind wir in sein Haus in Curitiba eingeladen, das wir auch nutzen dürfen wenn er nicht zu Hause ist (unglaublich!). Im weiteren Verlauf werden wir über Sao Paulo nach Rio de Janeiro und von dort voraussichtlich mit Klaus und einem weiteren brasilianischen Biker ins Pantanal (sprich Pantanao) fahren. Das klingt Alles sehr interessant, ich freue mich schon riesig dieses einmalige Biotop (Weltkulturerbe) erleben zu dürfen. Zur Zeit herrscht dort das jährliche Hochwasser, aber ich hoffe, dass die geplanten Orte dennoch erreichbar sein werden.

Blumenau, Vila Germanica, das „Dorf“ in der Stadt

Vila Germanica

Vila Germanica

Vila Germanica

Vila Germanica, hier ist man „deutscher“ als in Deutschland

9.3.2012

Ausflug von Blumenau ins etwa 30 Kilometer entfernte Pomerode (sprich Pomerodsch), der deutschesten aller Städte Brasiliens, wo angeblich über 80% der Bevölkerung deutsch sprechen. Im „Tortenparadies“ können wir sehr lecker essen. Das Essen, das man sich am kalten und warmen Buffet holt, wird (samt Teller) gewogen. Ab 1 kg Gewicht ist die Preisgrenze von 17,50 (= 7,60 €) Reals erreicht und es gilt „as much as you can eat“.

Pomerode

im „Tortenparadies“ kann man gut essen

Harley-Fahrer aus Sao Paulo

Pomerode, vor dem „Tortenparadies“

10,3.2012

Wer könnte bei dem Wetter Motorrad fahren? Einladung zum Churrasco bei Julianos Eltern in Itapema. Vorher Entspannen am Strand. Pulverfeiner Sand und eine Wassertemperatur von 28°C, wer kann da widerstehen. Aus diesem Grund werden wir unsere morgige Weiterfahrt nach Curitiba, wo wir im Hause Julianos übernachten dürfen, auf den Nachmittag verschieben. So können wir einen weiteren Tag den unvergleichlichen Strand genießen.

bei eiskaltem Getränk gut zu ertragen

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Blick auf die Bucht von Itapema

Panoramaaufnahme der Bucht von Itapema

11.3.2012                                             Kilometerstand:  23 749  km

Um unseren letzten Strandtag ausgiebig geniessen zu können, sind wir heute etwas früher aufgestanden. Zum  Frühstück steht eine reiche Auswahl von Allem zur Verfügung. Wir beschränken uns, wie schon gestern, auf eine Tasse Kaffe und tropische Früchte bis zum Abwinken. Deren Duft und Geschmack ist mit den zu uns Importierten nicht zu vergleichen. Wir haben einen späten Check-out und können so bis um 1 Uhr am Strand bleiben. Der Abschied wird uns etwas leichter gemacht durch die unvergleichlichen Ausblicke auf herrliche Sandstrände und Buchten, die sich uns auf der kurvigen Küstenstraße bieten. Der einzige Vermuthstropfen für uns ist die Hitze, die am Nachmittag auf 37°C steigt. Das ändert sich schlagartig als wir nördlich von Joinville nach Westen abbiegen und auf kurviger Bergstraße eine Höhe von knapp 900 Metern erreichen. Das Thermometer fällt auf 27 später auf sehr angenehme 24°C. In Curitiba, der fast 2-Millionen Metropole des Bundesstaates Paraná, das wir noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, führt uns das Navi ohne Umwege zum Haus von Juliano und Michelle, die uns sehr herzlich empfangen.

in Brasilien bekommt Edith ihren ersten Mate-Tee angeboten

herrliche Strände entlang der Küstenstraße….

….laden zum Bade

die „Liberty“?? Sollte ich mich verfahren haben?

die Bergen boten uns etwas moderatere Temperaturen

Michele und Juliano waren fantastische Gastgeber in Curitiba

12.3.2012

Obwohl  Michele und Juliano uns drängen noch einen weiteren Tag in Curitiba zu bleiben, müssen wir weiter, da wir in zwei Tagen in Rio sein wollen. Die ersten hundert Kilometer führt die Autobahn durch dicht bewaldetes Bergland. Der tropische Urwald reicht bis an den Seitenstreifen. Abseits der Großstädte ist kaum Verkehr und so haben die riesigen, bunten Schmetterlinge, die in bizarrem Flug immer wieder die Straße kreuzen, eine gute Chance die andere Seite zu erreichen. Kapuzieneraffen, Totenkopfäffchen, Papageien, Jaguare, Ozelote und Co., die diesen unendlich anmutenden, undurchdringlichen Urwald sicher bewohnen, sehe ich leider nur in meiner Fantasie. Nach über einer Stunde beginnt sich die Bewaldung entlang der Straße aufzulockern. Lichtungen, Bananenplantagen, Maispflanzungen bestimmen jetzt das Bild. Eine gute Gelegenheit sich zum Mittagessen mit ein paar Bananen einzudecken. Die sind zwar deutlich kleiner als die normalerweise bei uns im Laden angebotenen, aber unglaublich süß und schmackhaft. Für die Weiterfahrt decken wir uns noch mit Bananen-Chips ein. Gegen vier Uhr nachmittags, es beginnt gerade leicht zu regnen, erreichen wir die 19-Millionen Stadt Sao Paulo. Noch vor dem einsetzenden heftigen, tropischen Gewitter erreichen wir unser Hotel. Bis wir zum Abendessen und zur ersten Caipirinha bereit sind ist der Spuk vorbei.

Pause bei fast 40°C im Schatten

Stop an einer Bananenplantage

den Käfer findet man hier noch relativ häufig im Einsatz

13.3.2012

Auf der Fahrt nach Rio de Janeiro überqueren wir einige Kilometer hinter Sao Paulo zum zweiten Mal auf diesem Trip den Wendekreis des Steinbocks. Anfangs ist die Landschaft hügelig und bergig, später als wir uns Rio nähern wird’s hochgebirgig. In der „Serra“ zur Linken sind die Berge über 2700 m, auf der rechten Seite bis 2000 m hoch. Gegen 15 Uhr erreichen wir unser nördlichstes Ziel in Brasilien, Rio de Janeiro, die 16-Millionen Metropole des gleichnamigen Bundesstaates. Mit traumwandlerischer Sicherheit führt uns das Navi durch das Straßengewühl zu unserer Unterkunft in Santa Tereza, der Casa Aurea. San Tereza ist ein angesagtes Künstlerviertel auf einem Berg inmitten des Zentrums, am ehesten vergleichbar mit Montmartre in Paris. Es liegt aber auch unweit einer Favela, so dass sich schon mancher Taxifahrer geweigert hat dort hinzufahren, weil er es für eine Favela hielt. Hier treffen wir Julian, der seit einigen Jahren hier lebt. Seit seiner frühesten Jugend war ich Hausarzt der Familie. Jetzt ist er selbst Mediziner und arbeitet an der Universität von Rio. Daneben geht er noch einigen künstlerischen Aktivitäten nach. Zusammen besuchen wir, nur einen Steinwurf von unserer Pousada entfernt, eine sehr urige mit einem bunten Völkchen völlig überfüllte Eckkneipe, wobei mehr als die Hälfte der Leute auf der Straße stehen.

14.3.2012

Zur Zeit ist auch eine Gruppe sehr engagierter, kanadischer Schüler hier, die für zwei Wochen an einem sozialen Projekt teilnehmen, wobei sie für eine Familie in den Favelas ein Haus aufbauen. Abends spielen sie stimmungsvoll Gitarre. Zum Frühstück erscheint ein Paar Pinselohräffchen auf der Brüstung der Treppe um sich seine tägliche Bananenration zu holen. Heute besuchen wir die weltberühmten Strände von Rio. Stundenlang fahren wir über die Ramblas an zauberhaften, schneeweißen Stränden vorbei. „Christo Redentor“, der Erlöser, der hoch über der Stadt schützend seine Arme ausbreitet, der „Pao de Azugar“, wie der Zuckerhut hier heißt, die Copacapana, Ipanema, all das wovon man schon als Kind geträumt hat, plötzlich hautnah erleben zu können, ist ein erhebendes Gefühl für uns.

Relaxen im ausgedienten Friseurstuhl nach der schweißtreibenden Fahrt

Pinselohräffchen

Christo Redentor

…breitet schützend seine Arme über Rio aus

der Zuckerhut

Ipanema morgens

Strand von Ipanema

schattenspendende Palmen am Strand

erfrischende Kokosmilch

Prainha, „das Strändchen“, ein Surferparadies

angesagte Künstler-Bar in Santa Tereza

nächtliches Panorama von Julians Terrasse in Santa Tereza

15.3.2012

Mit 16 Millionen Einwohnern (Metropolregion) ist Rio die zweitgrößte Stadt Brasiliens. Der Name der Stadt Rio de Janeiro bedeutet „Januar-Fluss“ und beruht auf dem Irrtum von Gaspar de Lemos, der die Bucht am 1. Januar 1502 entdeckte, dass es sich hierbei um die Mündung eines großen Flusses handle. Bis 1960 der Regierungssitz nach Brasilia verlegt wurde war Rio die Hauptstadt Brasiliens.

Ein perfekter Tag in Rio beginnt an einem der Strände Copacabana, Ipanema oder Leblon. Man bestellt einen „Cafezinho“ (Espresso) und dazu ein „Pão de queijo“ (kleines Käsebrötchen). Danach ist man perfekt gerüstet das Strandleben zu geniessen. Am Strandabschnitt  „Posto 9“ findet man Rios „Mauricinhos e Patricinhas“ (die Reichen und Schönen), „Posto 11“ ist für Familien, weitere Abschnitte sind Schwulen und Lesben vorbehalten. Dort lässt man sich dann den einen oder anderen „Caipirinha“ servieren und bis zur Mittagszeit ist alles Sonne und Samba. Ein beliebtes Strandessen ist „Açai“, ein Gemisch aus purpurnen Beeren, Honig, Bananen und „Guaraná“, einem amazonischen Verwandten des Kaffees. Dies tut man am Besten im „Bibi Suco’s“. Alternativ kann man auch in eine der viele „Churascarias“ gehen (all-you-can-eat Steakhouse). Der Nachmittag ist für Sightseeing reserviert. Zunächst einmal geht es zum „Corcovado“ (der Bucklige), auf dessen Spitze der „Christo Redentor“ (Christus der Erlöser) steht. Danach könnte man eine geführte Tour durch eine Favela machen, zum Beispiel durch das historische Santa Tereza (brauchen wir nicht wir wohnen eh schon da). Man sagt, dass New York niemals schläft, aber Rio schläft genauso wenig. Man beginnt den Abend mit brasilianischen Tapas und kreativen Cocktails im Botafogo Hotspot, der Meza Bar, um danach nach Lapa, Rios angesagtem Lifestyle Bezirk, zu ziehen. Viele Samba-Clubs gibt es hier. Professionelle und Amateurbands spielen jede Nacht in Clubs wie Carioca da Gema, Estrela da Lapa und Rio Scenarium.

Den heutigen Tag verbringen wir damit den „Christo Redentor“ auf dem „Corcovado“ zu besuchen. Ein alpiner Aufstieg mit vielen Kehren bei tropischen Temperaturen macht uns ein wenig zu schaffen, aber es lohnt sich. Die Aussicht vom  Sockel des „Christo“ ist nach allen Seiten grandios. Später fahren wir hinunter an die Copacabana, danach an den Strand von Ipananema um uns unter die „Schönen und Reichen“ zu mischen und einmal dabei gewesen zu sein! Auf der Rückfahrt kehren wir noch in unser Szenekneipe auf einen Caipirinha ein.

auf halber Höhe des Corcovado

Christo Redentor

ein faszinierendes Gesicht

Panorama von Rio mit Zuckerhut

Seiltänzer an der Copacabana

Kunst am Strand

Wir sind jetzt seit 14 Tagen in Brasilien. Vor unserer Reise hatte ich größte Bedenken wegen der Kriminalität, die dieses Land zu Weltruhm gebracht hat. 4000 Tote durch Schusswaffen in 6 Monaten im Jahre 2008, das ist schon was! Berichte von Patienten und anderen Reisenden malten ein düsteres Bild von Brasilien. Es ist noch nicht aller Tage Abend, aber ich denke ich sollte meine Ansichten überdenken. Sowohl mit der Polizei, als auch mit der brasilianischen Bevölkerung haben wir nur die allerbesten Erfahrungen gemacht. Natürlich beherzigen wir an neuralgischen Punkten die grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen und haben ein waches Auge. So haben wir von unseren Dokumenten nur Kopien bei uns, keine Kreditkarten und das Geld nur lose in der Tasche. Alles was ich bei mir trage könnte gestohlen werden und es brächte mich nicht in Bedrängnis. Keinen Augenblick habe ich an den angesagten Stränden ein Gefühl der Unsicherheit. Wir lassen unsere Sachen, einschließlich Kamera am Strand liegen um ins Wasser zu gehen, nichts passiert. Ganz offensichtlich hat die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft bezüglich der Kriminalität einiges Positive bewirkt.

16.3.2012

Es schüttet wie aus Eimern, seit Langem der erste Regen in dieser Region. Gegen Mittag lässt der Regen nach und wir fahren hinunter in die Stadt, wo wir ein wenig „Window-Shopping“ machen. Abends gehen wir wieder in „unsere Szenebar“ an der Ecke. Am einem Tischchen auf dem Gehsteig, an dem bereits eine Dame steht, können wir unsere Caipirinhas abstellen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich mit ihr eine sehr interessante Unterhaltung in deren Verlauf wir erfahren, dass sie Kinderbücher illustriert. Ich bitte sie um ihre Blog-Adresse. Ihre Aquarelle, die wir später im Internet finden, sind allerliebst. Für alle Interessierten hier die Adresse: Elisabeth Teixeira

17.3.2012

Heute ist wieder ein perfekter Strandtag und deshalb werden wir das Strandleben und abends unsere Eckkneipe genießen, bevor wir uns morgen auf den Weg machen. Hier ein paar Impressionen:

Copacabana

Copacabana

Tagesabschluss

Grillparty neben der Bar

18.3.2012                                           Kilometerstand:   25 114 km

Abschied von Rio. Es dauert eine „kleine Ewigkeit“ bis wir Rios Favelas hinter uns lassen können und die bergige Küstenstraße Richtung Süden erreichen. Das scheitert fast, als wir am Straßenrand einen jungen „Carioca“, so nennt man die Einwohner Rios, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen an einem Polizeiauto lehnen sehen, der von zwei Polizisten mit dem Maschinenpistole im Anschlag in Schach gehalten wird. Verstärkung ist weit hörbar im Anmarsch. Hier ist nicht gut sein und Edith drängt vehement zur Umkehr, was nicht sehr sinnvoll ist da der Weg zur nahen Autopista wesentlich kürzer als der Rückweg ist. Als Vorsichtsmaßnahme und Angebot an Edith fahre ich hier in der Straßenmitte und versichere ihr auch bei „Rot“ über die Kreuzung zu fahren, wenn eine Situation „brenzlig“ würde.  Petrus meint es gut mit uns, die Temperaturen sind jetzt etwas moderater, immerhin noch 29° C. Zeitweise fällt das Thermometer sogar auf angenehme 25 Grad, optimal zum Motorradfahren. Die 255 km nach Parati, einem in Brasilien bekannten Badeort, sind relativ rasch geschafft, obwohl ich mich, nach der eindringlichen Warnung eines brasilianischen Freundes, weitgehend an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halte, zumindest vor den, immer vorher angekündigten, fest installierten Radarfallen. Gegen 15 Uhr erreichen wir Parati (manchmal mit „y“ geschrieben,gesprochen Paratschi), ein kleines Städtchen mit ca. 30 000 Einwohnern und einer sehr gut erhaltenen, bezaubernden, historischen Altstadt aus dem 17. Jh. Die Straßen sind mit ehemals von Sklaven verlegten, sehr großen und groben Steinen gepflastert. Die Häuser sind eingeschossig, weiß getüncht, die Türen und Fenster sehr geschmackvoll bunt eingerahmt. Parati liegt zwischen dem Atlantik, der bei Sturmflut die Straßen überschwemmen kann und dem tropischen Regenwald  mit reicher Fauna und Flora. Beim Gang durch die Altstadt laufen uns auch prompt Totenkopfäffchen über den Weg.

auf dem Weg von Rio nach Parati

Berge und Inseln sind von tropischem Regenwald bedeckt

Rio Parati

Rio Parati

historische Altstadt von Parati

Historische Altstadt

ziemlich müder junger Brasilianer

Heimweg, abends am Fluss

19.3.2012                                                  Kilometerstand:

Die ersten hundert Kilometer führt die Küstenstraße durch dichtesten Regenwald, der nur sehr selten den Blick auf einsame Strände oder felsige Steilküsten freigibt. Im Städtchen Ubatuba, dessen Name mich eher an einen Drachen in einem Kindermärchen erinnert, beginnt ein extrem steiler Anstieg in die „Serra do Mar“ von 0 auf etwa 1000 Meter. Unser Tagesziel Jundiai, eine 400 000 Einwohnerstadt im Metropolgebiet São Paolo, erreichen wir am frühen Nachmittag. Dort werden wir auf’s Herzlichste von Ion, einem Rechtsanwalt, den wir auf unserem Trip beim BMW-Dealer in Buenos Aires kennengelernt haben, und seiner Freundin Aline empfangen, die uns am Abend ein leckeres, landestypisches Dinner bereitet. Anderntags kümmert sich Ion, der sich extra einen Tag aus seiner Kanzlei verabschiedet, in rührender Weise um all unsere Belange. Er führt mit bewundernswerter Geduld zahlreiche Telefonate mit den nächsten Hotels auf dem Weg ins Pantanal und macht die Reservierungen im Passo de Lontra (Pantanal) und dem darauf folgenden Hotel in Bonito. Abends gehen wir auf seinen Wunsch in ein deutsches Restaurant und bestellen dort sein Lieblingsgericht eine Schlachtplatte! Wir bestellen zu Dritt nur eine und werden damit kaum fertig, so reichhaltig ist in Brasilien das Essen!

21.3.2012

Wir bewältigen den 1. Abschnitt der 1400 Kilometer langen Strecke von Jundiaí in’s Pantanal. Wenn nicht immer Palmen am Wegesrand stünden, könnte es auch eine Landschaft irgendwo in Niedersachsen oder Norddeutschland sein. Jedenfalls ändert sich auf den ersten etwa 500 km , bis Araçatuba so gut wie nichts. Im Supermercado spricht uns eine deutschstämmige Brasilianerin in akzentfreiem Deutsch an, die uns anschließend die angebotenen einheimischen Früchte erklärt. Wie wir erfahren ist sie Professorin an der hiesigen veterinärmedizinischen Fakultät. An der Landschaft ändert sich auch auf dem Weg zum zweiten Etappenziel, Campo Grande, einer 900 000 Einwohnerstadt, kaum etwas.

23.3.2012

Als wir Campo Grande am frühen Morgen verlassen, sieht der Himmel wenig verheißungsvoll aus. Es könnte sein, dass Gabi heute endlich die so sehnlich gewünschten Fotos von schweren Gewitterwolken zu sehen bekäme (nachdem sie die Bilder von sonnigen Stränden nicht mehr sehen kann!). Sicherheitshalber ziehen wir schon vor dem Start unsere Regenhosen an, da das erfahrungsgemäß mit Stiefeln im strömenden Regen mehr als lästig ist. Nach dem Verlassen der Stadt nimmt der Verkehr deutlich ab und, was soll ich sagen, der Himmel klart auf. Stundenlang fahren wir auf einer wunderschönen Asphaltstraße durch den Urwald, tief hinein ins Pantanal, wo wir nach ca. 400 km am vereinbarten Treffpunkt, dem „Buraco das Piranhas“ (Piranja-Loch) ankommen. Ab hier ginge eine Sandstraße zu unserm Urwaldhotel am „Rio Miranda“. Lieber Klaus, lieber Ion, vermutlich seit ihr die Strecke in der Trockenzeit gefahren! Zum Glück hatte ich zuvor mit dem Hotel vereinbart, dass Edith mit dem VW-Bus abgeholt wurde, denn die Piste besteht, nachdem es zuvor tagelang geregnet hatte, hauptsächlich aus schmierigem und glitschigem Lehm und ist nicht einfach zu fahren. Einzige Abwechslung bietet der Blick von den zahlreichen wackeligen Holzbrücken in die Gewässer, die sie überspannen, in denen zahlreiche hungrige Kaimane zu sehen sind, die auf nur einen Fahrfehler warten. Ohne Zwischenfall erreichen wir nach etwa einer halben Stunde das Resort. Kaum habe ich die Zündung ausgeschaltet, fallen Myriaden von Mücken über mich her und versuchen mich vom Moto zu ziehen. Es war schrecklich, das reinste Blutbad! Dazu muss man wissen, dass ich Mücken mehr fürchte als Kaimane! Nach Erreichen des Apartments erfolgt nach erfrischender Dusche die „Ganzkörperbehandlung“ mit „Deet“ (einem sehr effektivem Anti-Mückenmittel) und das Anlegen langärmeliger und langbeiniger Kleidung.  Danach wage ich mich wieder unter die blutrünstigen „Säugetiere„. Wir machen bei Sonnenuntergang bis in die tiefe Nacht eine zweistündige Bootsfahrt auf dem Rio Miranda mit dem Scheinwerfer auf der Suche nach Krokodilen. Wir stöbern Etliche auf, die man schon aus weiter Ferne an ihren bernsteinfarben aufleuchtenden Augen erkennt. Irgendwann lässt Carlos, unser Guia, den Bootsmotor abstellen. Wir treiben geräuschlos den Fluss hinunter. Nur der „Gesang“ der kleinen Urwaldfröschchen erfüllt die Luft. Ab und an kann man das Plätschern ein Stromschnelle vernehmen. Nur selten dringen andere Geräusche ans Ohr. Über uns das sternenklare Firmament. Wir verharren ganz andächtig, genießen das stille Dahintreiben und wagen nicht zu sprechen.

24.3.2012

Mit dem erwachenden Tag werden wir schon kurz vor 6 Uhr von einem fröhlichen Stimmengewirr hunderter verschiedener Vögel geweckt, deren Gesang wir später auf dem Weg zum Frühstückspavillon den verschiedenen Arten zuordnen können. Heute steht ein Ausflug auf eine „Fazenda“, so heißen hier die Haciendas, auf dem Plan. Im „Safari-Jeep“ geht es auf staubiger Piste über 30 km durch den Urwald in Richtung Corumba (Grenzstadt zu Bolivien). Auf dem Weg dorthin kreuzt eine Unzahl verschiedener Tiere die Sandpiste. Aus weiter Entfernung kann man schon entscheiden, ob es sich um einen Urwaldbewohner oder ein Haustier handelt. Während beispielsweise ein Hund auf der Straße entlang liefe, versucht das Wildtier so schnell wie möglich wieder seine Deckung zu erreichen, erklärt uns Carlos, unser Guia. Zunächst huscht eine Großfamilie von Nasenbären über den Weg. Wir lernen etliche neue Vogelarten kennen einschließlich eines ganz süßen, kleinen Falken, der sich extra für uns in Positur wirft (dessen Name mir jedoch nicht mehr erinnerlich ist). Fasziniert bleiben wir auf einer Holzbrücke stehen, die über einen Tümpel führt, an dessen Rand eine große Anzahl von Geiern sitzt, die ebenso wie die vielen am Ufer in der Morgensonne dösenden und im Wasser treibenden Kaimane auf Beute warten. Wir treffen auf eine kleine, etwa 80 cm lange, angeblich für uns nicht giftige, Schlange, die der Fahrer für ein entsprechendes Foto am Schwanz hochzieht und dabei den Kopf geschickt von sich fern hält (man weiß ja nie!). Sie lebe von kleinen Vögeln, die sie mit ihrem Gift lähme. Also doch giftig!?? Für Sperlinge auch?? Na ja, wir haben’s nicht versucht zu ergründen. Nach zweistündiger Fahrt geht’s zu Fuß weiter durch dichten Wald in dem Carlos uns den Weg mit der Machete frei schlägt. Schließlich erreichen wir einen großen See an dessen Rand sich hunderte von Wasservögeln niedergelassen haben. Beim weiteren Annähern erkennen wir, dass sich fast ebenso viele Krokodile im See tummeln. Viele Kleinere und Größere, die Größten bis zu 3 Metern lang, liegen am Ufer und lassen sich, oft mit weit geöffnetem Maul, von der Mittagssonne ihren wechselblütigen Körper aufheizen. Wir können uns auf einen oder zwei Meter nähern, bis sie die Flucht ergreifen und mit lautem Klatschen ins Wasser springen oder auch leise hinein gleiten. Lustig zu beobachten ist ein feuerroter Schmetterling, etwas größer als unser heimisches Pfauenauge, der ständig um ein Krokodil herumfliegt, sich mal hier, mal da niederlässt. Angeblich trinkt er die Tränenflüssigkeit der Echse. Wieder im dichten Dschungel zeigt uns Carlos einen Baum, dessen Äste man nicht berühren sollte. Zur Demonstration klopft er mit seiner Machete ganz sachte auf einen Ast und im Nu zeigen sich zahlreiche Ameisen, bereit ihren Baum zu verteidigen. Wenn man von einigen dieser kampfbereiten Winzlinge gebissen würde, bekäme man ein 24 Stunden anhaltendes Fieber. Wir glauben es ihm und machen beim weiteren Marsch einen großen Bogen um diese Bäume. Auf der Fazenda angekommen werden wir mit Getränken und einem leckeren Mittagessen versorgt. Ich dränge Carlos, er möge uns die so seltenen und nur noch hier im Pantanal in nennenswerter Zahl lebenden Hyazinth-Aras zeigen. Schon von Weitem hört man ihr lautes Geschrei, ein heiseres „Ara ara“, das ihnen auch zu ihrem Namen verholfen hat. Es gelingt uns auch einige hübsche Fotos von diesen interessanten, dekorativen Vögeln zu schießen. Das leuchtende Königsblau ihres Gefieders harmoniert wundervoll mit dem satten Sonnengelb der Umrahmung der Augen und des Unterkiefers. Nur schwer können wir uns von den „Arara Azul“, wie sie hier heißen, wieder trennen, aber der Tag neigt sich und wir müssen die Heimfahrt antreten.

25.3.2012

Heute ist nach dem Frühstück Piranha-Angeln angesagt. Edith verzichtet und geht nur zum Fotografieren mit. Carlos bereitet die Angeln mit den Ködern, Rindfleischbrocken, vor. Die Angeln bestehen nur aus einem 2,5 m langen Bambusstab, an dem eine 4 Meter lange Nylonschnur mit Blei und Haken hängt, keine Rolle oder sonstiger Schnick-Schnack, eben eine Urwald-Angel! Es dauert keine 5 Minuten bis ich den ersten Piranha am Haken habe. Und so geht es auch weiter, sobald der Köder die Wasseroberfläche erreicht stürzen sich sofort mehrere Fische auf ihn. Meistens fressen sie jedoch den Köder ab ohne am Haken hängen zu bleiben. Das Gebiss ist messerscharf, so dass beim Entfernen der Haken aus dem Maul größte Vorsicht geboten ist. Nach etwas über einer Stunde habe ich mehr als zehn Piranhas gefangen. Bis auf die vier Größten werfen wir alle wieder zurück in den Fluss. Auch wenn Carlos mir versichert man könne, sofern man keine blutende Verletzung habe, ohne Weiteres im Fluss baden, werde ich das garantiert nicht ausprobieren. Diesen Kick brauche ich nicht, schon gar nicht nach den Geschichten, die mir unser Guia zuvor erzählt hat. Wenn die Farmer in der Trockenzeit eine große Herde durch den Fluss treiben müssen, sei die Gefahr groß, dass die Tiere sich dabei verletzten, die dadurch angelockten Piranhas angriffen und damit eine unkontrollierbare Panik unter den Rindern auslösten, was zu größeren Verlusten führen könne. Es sei daher üblich eine weniger wertvolle Kuh absichtlich zu verletzen, so dass sie blute und sie ein ganzes Stück flussabwärts von der Furth im Wasser festzubinden. Das locke die Piranhas der ganzen Umgebung an, welche die Kuh in weniger als einer halben Stunde bis auf die Knochen aufgefressen haben. Ein grausames Spiel, aber in der Zwischenzeit könne die Herde unbehelligt auf die andere Seite des Flusses getrieben werden. Wie auch immer, die selbst gefangenen und vom Koch zu Mittag zubereiteten, in schwimmendem Fett gebratenen Piranhas schmecken ganz ausgezeichnet. Am Nachmittag machen wir eine dreistündige Bootstour flussaufwärts auf dem Rio Miranda. Neben einigen Affen auf den höheren am Ufer stehenden Bäumen, Leguanen und vielen Wasservögeln, lernen wir einen Vogel kennen, den ich zunächst für eine Wasserschlange halte. Er gehört zu Familie der Kormorane. Ufernah läuft er auf dem Grund des dort nicht allzu tiefen Flusses, während Kopf und Hals, den er dabei schlangenartig bewegt, aus dem Wasser ragen. Am Abend gehen wir mit einer Flasche Syrah zum abseits gelegenen Bootssteg, genießen die Ruhe und Einsamkeit und finden am sternenklaren Himmel das „Kreuz des Südens“.  Bei aller Verträumtheit vermeiden wir es dabei die Piranhas herauszufordern indem wir die Füße im lauen Wasser des Flusses baumeln lassen.

ein respektables Gebiss

mein erster Piranha

bedarf keines Kommentars

Hyazinth-Aras

26.3.2012           Kilometerstand:  27 085  km

Sehr früh brechen zu unserem nächsten Ziel, Bonito, auf. Die Dirtroad ist diesmal sehr gut zu fahren, weil es in den letzten Tagen nicht geregnet hat und sehr heiß war. Da wir kein Risiko eingehen möchten, bleiben wir auf der Asphaltstraße, auch wenn dies einen Umweg von 100 km bedeutet. Durch das frühe Aufstehen haben wir Zeit und den Vorteil bei der relativ angenehmen Temperatur von 29 °C zu starten. Bis zu unserer Ankunft gegen ein Uhr mittags hat das Thermometer allerdings auch schon wieder 35 Grad erreicht. Die Landschaft war gekennzeichnet von riesigen Weideflächen auf denen große Rinderherden, meist Zebus, grasen. Diese Weiden sind oft übersät von zahllosen größeren und kleineren Termitenhügeln, ein wahres Paradies für die hier lebenden Ameisenbären. Leider sehen wir dieses interessante Tier nie lebend sondern nur überfahren. Da ich Ameisenbären zuvor nur im Film gesehen habe, kann ich nicht umhin anzuhalten und ihn mir etwas genauer anzusehen. Er ist von gewaltiger Größe, wiegt vielleicht 50 bis 60 kg und hat an den Vorderbeinen furchterregende Krallen, mit denen er die steinharten Termitenhügel aufbricht, die er aber auch zur Verteidigung einsetzt. Unser Hotel „Santa Esmeralda“ ist wieder einmal nur über eine über 10 km lange „Dirtroad“ erreichbar, die stellenweise in lausigem Zustand ist. Kurz vor Erreichen der Hotelanlage stehen zu allem Überfluss zwei Kühe und ein Respekt einflößender kapitaler Stier mitten auf dem ohnehin schon engen Weg. Die Situation gerät zur Mutprobe. Wer hat mehr Nerven? Ich halte kurz an um herauszufinden wie dieses muskelbepackte schiere Kraftpaket, das keine Anstalten macht den Weg freizugeben, so drauf ist. Ich gebe den Entschlossenen, denn schließlich hat das „Kraftpaket“ auf dem wir sitzen 110 PS! Was ist dagegen schon eine „BS“ (Bullenstärke)? Also ehrlich gesagt ist mir schon etwas mulmig als ich den Motor gewaltig aufheulen lasse und dabei mit schleifender Kupplung und aufgeblendeten Scheinwerfern etwas nach vorne rolle um meine Entschlossenheit zu unterstreichen. Ganz offensichtlich habe ich den Bullen mit meinem Auftritt beeindruckt, denn er räumt, nicht ohne sich noch einmal grimmig umzudrehen mit seinen beiden Begleiterinnen das Feld. Wir sind beide sehr erleichtert, denn es gab keinen „Plan B“, da ein Wendemanöver auf dieser schmalen Piste auf die Schnelle nicht möglich gewesen wäre. Vom Hotel sind wir begeistert. Der Manager begleitet uns durch die Anlage. Ein kristallklarer, rauschender Fluss mit großen Fischschwärmen, die Forellen ähnlich sind, meandert sich mitten hindurch. Kapuzineraffen turnen in den Palmen, vor unserem Bungalow zieht ein Kauz-Pärchen sein Junges in einer Höhle auf und lässt sich ohne Scheu fotografieren. Wir finden ein richtiges Paradies vor, in dem wir auch den Rest der Woche ausspannen wollen.

bewacht unseren Bungalow

mehr geht nicht!

Hochseilakt

Wer hat denn das Schild angebracht?

Mischehe: roter und gelber Ara

ein Mann muss ja nicht schön sein, aber wenn man’s nun mal ist!

Tukan

beneidenswerte Wimpern

unser Bungalow

zunehmender Mond auf der Südhalbkugel, mal andersrum

auf dem Weg zum Rio Miranda

Bad mit den Fischen im kristallklaren, warmen Rio Miranda

urige Dusche mit sonnengeheiztem unglaublich heißem Wasser

Siesta am Pool

 

2.4.2012                          Kilometerstand: 27 708 km

Heute früh haben wir unser romantisches „Urwaldparadies“ verlassen um in Richtung Foz de Iguaçu aufzubrechen. Auf den ersten 100 Kilometern geht es durch dichten Urwald, der nach und nach von Weideflächen unterbrochen wird bis er schließlich ganz in eine Savannen-Landschaft übergeht in der intensive Rinderzucht betrieben wird. Nach weiteren hundert Kilometern beginnen Zuckerrohrfelder unvorstellbaren Ausmaßes im Wechsel mit nicht minder riesigen Maisfeldern. An der Tankstelle in Maracajú treffen wir einen Holländer der perfekt deutsch spricht. Er besitzt eine Fazenda und ist bereits seit vierzig Jahren hier. Die hier hauptsächlich angebaute Feldfrucht sei Soja, erklärt er uns. Nach der Soja-Ernte werde auf diesen Feldern dann Mais angepflanzt und wenn man Glück habe und kein Nachtfrost käme hatte man so zwei Ernten im Jahr. Kurz vor Erreichen unseres Tageszieles Guaíra überqueren wir auf einer Brücke den an dieser Stelle sicherlich mehr als einen Kilometer breiten Rio Paraná der mehr als hundert Kilometer weitere südlich, am Dreiländereck Brasilien-Argentinien-Paraguay,  über die gigantischen Wasserfälle von Iguaçu nach Paraguay fließt. Mit der Überquerung des Wendekreises des Steinbocks haben wir etwa 100 Kilometer zuvor die Tropen verlassen und sind jetzt wieder, obwohl wir nicht weiter westlich gefahren sind, in einer neuen Zeitzone angekommen. Morgen geht’s weiter nach Foz do Iguaçu.

Zuckerrohr

3.4.2012

Zunächst einmal ging es landschaftlich mit nicht enden wollenden Mais- und Zuckerrohrfeldern weiter. Später überquerten wir einige Male Arme des aufgestauten Rio Paraná. Schon kurz nach Mittag erreichen wir Foz do Iguaçu, wo wir 2 Tage bleiben wollen um und die berühmten Wasserfälle von Iguçu anzuschauen, die man sowohl von brasilianischer als auch von argentinischer Seite gesehen haben sollte. Unser frühes Eintreffen in Foz ermöglicht es uns die brasilianische Seite der Fälle, die in beiden Ländern Bestandteil eines Nationalparks sind,  noch heute zu besuchen. Mit dem Moto müssen wir zu nächst 30 km bis zum Eingang des Parks und von dort noch einmal 20 km mit dem Bus zu den Fällen fahren, deren Aussichtsplattformen man dann über verschiedene Trails erreicht auf denen man massenhaft Nasenbären begegnet, die zum Teil recht aufdringlich um Futter betteln. Bei erreichen des ersten „Miradors“ (Aussichtspunkt) sind wir einigermaßen enttäuscht. Zwar sehen wir die Fälle fast in ihrer gesamten Ausdehnung von fast 3 Kilometern, aber die Wassermengen, die sich über hunderte verschiedener Felsabbrüche in die Tiefe stürzen halten sich für unser Gefühl ziemlich in Grenzen. Schon im Pantanal haben wir gehört, dass es dieses Jahr zu wenig geregnet habe und der Wasserstand des Rio Miranda zu dieser Jahreszeit wenigstens zwei Meter höher sein müsste, aber so hatten wir uns das dann doch nicht vorgestellt. Als wir uns dann dem oberen Teil der Fälle nähern weicht die Enttäuschung, denn hier fallen dann mit gewaltigem Getöse unendliche Wassermassen mit ohrenbetäubendem Lärm über 80 Meter in die Tiefe. Dass der Himmel heute ausnahmsweise etwas bedeckt ist und es gelegentlich sogar etwas nieselt bemerken wir bei dem Wassernebel, den die Fälle erzeugen, kaum.

Fälle auf brasilianischer Seite

4.4.2012                     Kilometerstand: 28 508 km

Wir frühstücken an dem sehr reichhaltigen Buffet in aller Ruhe, da wir heute nur die argentinische Seite der Fälle und das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Erde „Itaipu“ besuchen wollen. Vermeintlich haben wir alle Zeit der Welt und lassen uns daher auch noch auf ein sehr ausführliches Gespräch mit einem Motorad-begeisterten argentinischen Ehepaar ein. Er ist Orthopäde in Buenos Aires und möchte eine solche Tour mit seinem Motorrad in Europa machen. Gegen 11 Uhr endlich starten wir Richtung Grenze, die rasch erreicht ist. Entgegen unserer Information gibt es dort keinen bewachten Parkplatz. Ich will das Motorrad nicht mit nach Argentinien nehmen, da das zuviel Aufwand bedeutet, denn ich muss es dann zweimal innerhalb weniger Stunden ein- und ausführen. Ich gehe zum brasilianischen Zoll und frage ob ich das Moto zwischen den Zollfahrzeugen abstellen kann. No way! Aber ich bekomme einen sehr schönen Platz in der Nähe und unter den Augen der Zollbeamten zugewiesen. Ein weiteres Problem, ich darf eigentlich das Land nicht ohne mein Moto verlassen! Der nette Zöllner verschwindet befragt seinen Vorgesetzten zu diesem Problem und der nickt es ab. Er erklärt uns noch, dass wir Brasilien ohne Formalitäten (Stempel im Pass) verlassen und auch wieder einreisen dürfen, was alles erheblich verkürzt und erleichtert. Mit dem Bus fahren wir dann ins argentinische Puerto de Iguazú und von dort aus zu dem auch wieder 30 Kilometer entfernten Park. Als wir über einen bestimmt einen Kilometer langen Metallsteg, vorbei an gewaltigen Zuflüssen, in denen sich Krokodile, Schildkröten und riesige Welse tummeln, die „Garganta del Diablo“, den Teufelsschlund, erreichen, ist unsere Faszination beim Anblick dieser unvorstellbaren Wassermassen, die hier mit einem „Höllenlärm“ in die Tiefe stürzen unbeschreiblich. Ein Naturschauspiel sonder Gleichen, das weder mit Worten noch mit den Fotos, die wir machen, ausreichend geschildert werden kann. Wir sind so ergriffen, dass es wirklich schwer fällt uns wieder zu trennen. Im Gegensatz zu gestern scheint die Sonne am wolkenlosen Himmel unerbittlich, aber das Erlebte hat den Schweiß gelohnt, den es gekostet hat. Zu allem Überfluss fällt der Zug für den Rückweg wegen eines Defektes aus, den wir daher zu Fuss antreten. Zurück am brasilianischen Zoll finden wir unser Moto, wie erwartet, unversehrt vor. Wir fahren noch rasch zum Kraftwerk „Itaipu“, wo wir leider feststellen, dass wir eine halbe Stunde zu spät ankommen. Die letzte Führung war um 16.30 Uhr. Schade, aber so lassen wir in einem Straßencafé den wunderschönen Tag mit einem „Choppi“ (gezapftes Bier) ausklingen. Morgen Früh geht’s auf nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays, wo man endlich wieder spanisch spricht!!!

Teufelsschlund

mit Regenbogen

„Ladies and Gentlemen“ auf argentinisch ?

 

 

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