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Mittelamerika

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Belize

09.11.2013

Angelo, ein 19-jähriger Schüler aus Venezuela, der uns gestern beim Abendessen mit seiner ansteckenden Fröhlichkeit bedient hat, lässt es sich nicht nehmen uns heute Früh zu verabschieden, obwohl er bis 4 Uhr morgens gearbeitet hat. Er jobbt im Hotel um sich das Geld für seine mehrwöchige Traum-Tour mit dem Zelt durch Chiapas zu verdienen. Wenngleich man den Wetterbericht für den heutigen Streckenverlauf unter katastrophal einordnen müsste, scheint beim Start in Chetumal die Sonne, weit und breit sind keine dunklen Wolken auszumachen. Wir rollen zur nahen Grenze, wo wir dem mexikanischen Grenzbeamten die Visa, die lose im Pass liegen, und je 25 US$ für die Ausreise übergeben müssen. Zum Trost bekommen wir einen Stempel in den Pass. Als ich mein Deposit für die „Importación Temporal“ für das Moto, 400 $ die ich bei der Einreise hinterlegen musste, wieder haben möchte, erklärt er mir, dass das nur am neuen Grenzübergang, der etwa einen Kilometer entfernt läge gehe, da der Zoll dorthin umgezogen sei. Obwohl schon als „Emigranten abgestempelt“ fahren wir wieder zurück nach Mexiko und am neuen Grenzübergang vor. Ganz „cool“ erklärt uns die Dame, dass wir ohne das Visum, das wir ja am alten Grenzübergang abgenommen bekamen, hier nicht ausreisen könnten. Auch die Ausreisestempel in unseren Pässen können sie weder überzeugen noch erweichen. Lange Diskussion auf Spanisch, denn sie ist nicht gewillt englisch zu sprechen. „No hablo inglés“, behauptet sie und verzieht verächtlich den Mund als ich nachhake, „y alemán?“. Sie holt den „Jefe“ (Chef), ein auf den ersten Blick sympathischer und kompetent erscheinender Mann, der nach kurzer Schilderung der Situation zum Telefon greift und die Situation in meinem Sinne klärt. Im Zollgebäude erschrecke ich angesichts einer riesigen Schlange vor dem Einreiseschalter. Doch es gibt Gott sei Dank einen anderen nur für Fahrzeug-Importe. Die Dame begleitet mich raus, macht ein Foto von der Fahrgestellnummer und verabschiedet mich. Die wenige hundert Meter entfernte belizische Grenzstation macht einen wenig professionellen Eindruck. An der Ecke lungern drei junge Leute herum, von denen einer in einer Schubkarre liegt und vor sich hin döst. Genau so habe ich mir das relaxte „Easy-Going“ in Belize vorgestellt. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Schwierigkeiten bereitet nur das Auffinden der Desinfektionsstelle, denn ohne die Bescheinigung einer Desinfektion des Motorrads gibt es keine Einreise. Mit einer Spritze wie man sie im Garten gegen Blattlausbefall einsetzt besprüht er unser Moto. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich die Prozedur daran wie der katholische Priester seine Schäfchen mit Weihwasser segnet. Kaum ist er fertig setzt der von „Weather Pro“ versprochene tropische Regen ein, der den Erfolg der Prozedur sehr in Frage stellt, aber der Form ist Genüge getan und wir haben die Bescheinigung. Nachdem wir die obligate Haftpflicht-Versicherung für das Moto abgeschlossen und dafür 20 US$ „geopfert“ haben scheint uns auch der Regengott wieder hold zu sein, denn die nächsten 100 Kilometer fahren wir im Trockenen auf einer nur mit wenigen Schlaglöchern und Topes versehenen fast kerzengeraden Straße, vorbei an Bananenplantagen und großen Zuckerrohrfeldern. Die „Topes“ heißen hier übrigens „Bumps“, da man in Belize, als einzigem lateinamerikanischen Land, englisch spricht. Es wurde erst 1981 selbstständig, vorher gehörte es unter dem Namen „Britisch Honduras“ zu Großbritannien. Den größten Bevölkerungsanteil bilden die Kreolen, Nachkommen afrikanischer Sklaven und britischer Seeräuber. Ein Drittel der Bewohner sind Mestizen mit europäischen und indigenen Wurzeln, weitere 10% sind Mayas. Im Süden leben die Garifunas, die von südamerikanischen Indígenas und afrikanischen Sklaven abstammen. Kaum haben wir die Grenze überschritten ist die Hautfarbe der Bewohner deutlich dunkler als in Mexiko und die Leute machen einen fröhlicheren, lockereren Eindruck, es wird viel gewunken und gelacht. Als wir unser „Eco-Hotel“ erreichen bekomme ich zunächst mal einen ziemlichen Schreck. Von der Straße führt ein unbefestigter vom tagelangen Regen aufgeweichter Weg dort hin. Ein von tropischen Pflanzen gesäumtes Labyrinth leitet zu einem strohgedeckten Restaurant, durch das Edith dann irgendwie zur Rezeption findet. Die Hütten liegen mitten im dichten Dschungel. Die Luft ist erfüllt vom Zirpen der kleinen Frösche. Wir sind ganz offensichtlich die einzigen Gäste, weshalb wir das Moto auf den schmalen Wegen auch bis vor unsere Hütte fahren dürfen. Abendessen spätestens um 6 Uhr, da die Mädels heim müssen. Dann erfahren wir, dass es auch zum Essen weder Bier noch Wein gibt. Trotz der Beschreibung eines Ladens ganz in der Nähe finden wir nur kleine Palmstroh-Hütten rechts und links der Straße, in denen neben Früchten alles Mögliche angeboten wird. Als wir an einer dieser Hütten halten erklärt man uns, dass hier das beste Bier Belizes angeboten wird. Wenn das nicht verlockend ist! Wir werden gebeten vor der Hütte Platz zu nehmen und nach allen Regeln der Kunst ausgefragt. Reggae Musik dröhnt aus einem Kofferradio, ein junger Mann sitzt vor drei Trommeln und schlägt den Takt dazu, hin und wieder benutzt er dabei auch zwei neben ihm liegende Schildkrötenpanzer. Der Alte, der mir das Bier verkauft, sieht aus wie ein Verwandter von Bob Marley. Im Verlauf unseres Gesprächs erzählt er ganz stolz, dass er die Trommeln selbst schnitzt. Pünktlich kurz vor 6 Uhr kehren wir wieder zurück ins Restaurant, wo wir das vegetarische Abendessen genießen, zu dem exotische Säfte und Tees gereicht werden. Danach sind wir, nachdem wir Frosch und Tausendfüßler aus unserer Hütte nach draußen gebeten haben, wieder unter uns.

am Straßenrand

am Straßenrand

unser Dschungel-Hotel in Belize

unser Dschungel-Hotel in Belize

wenigstens regnet es nicht beim Start

„Sperling im Nebel“, wenigstens regnet es nicht beim Start

Guatemala

10.11.2013

Es gäbe Einiges in Belize zu sehen, so hatten wir eine Einladung nach Punta Gorda zu fahren, das im äußersten Süden liegt, von wo aus man auf vorgelagerte kleine Inselchen übersetzen kann, die man dann ganz für sich hat. Aus Zeitgründen haben wir das gestrichen. Auch den sehenswerten Belize Zoo, der auf unserer Route liegt, besuchen wir nicht, da es in Strömen regnet. Erst als wir die Grenze nach Guatemala erreichen lässt der Regen nach. Geldwechsler stürmen auf uns ein, aber wir haben zusammen nur noch knapp 100 US$. Das Problem, es gibt hier nirgendwo einen Geldautomaten und vor allem kostet die Ausreise aus Belize schon mal 25 US$ / Person als Naturschutzabgabe deklariert. Bleiben unterm Strich nur noch 45 US$, die wir in Quetzales tauschen. Natürlich muss unser Moto auf guatemaltekischer Seite zunächst einmal von Ungeziefer und Parasiten, die wir möglicherweise aus Belize mitgebracht haben gereinigt und desinfiziert werden. Der „Chico“ desinfiziert zwar nur die rechte Seite nimmt dafür aber den vollen Preis. Auch die Einreise kostet natürlich, Gott sei Dank nur etwa 180 Quetzales (etwa 17 €). Also bleiben uns noch ein paar Quetzales übrig. Für eine Versicherung würde das auf keinen Fall reichen, aber die verlangt auch niemand von uns. Auf meine Nachfrage erklärt man mir, dass ich die möglicherweise im hundert Kilometer entfernten Flores bekäme. Die Strecke beginnt verheißungsvoll mit perfektem Asphalt, was sich jedoch leider nach gut einem Drittel drastisch ändert. Es folgen drei mehrere Kilometer lange Teilstücke bei denen der Asphalt entfernt und durch Kalkschotter ersetzt wurde. Die starken Regenfällen der letzten Zeit haben die mit tiefen Löchern übersäte Piste in eine gefährliche Rutschbahn verwandelt. Als wir unsere Urwaldunterkunft in der Nähe von Tikal erreichen sehen wir aus wie die Schweine. Noch in unseren Regenklamotten spritzen wir uns erst mal von oben bis unten mit dem Gartenschlauch ab, bevor wir unser Zimmer am See mit eigenen Krokodilen beziehen.

im Hintergrund der Badesee mit den Krokodilen

im Hintergrund der Badesee mit den Krokodilen

11.11.2013

Da wir bei den Temperaturen von um die 30° C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit keine Lust haben in unseren Motorradklamotten im sehr weitläufigen Urwald herumzulaufen um uns die Maya-Ruinen von Tikal zu erschließen entscheiden wir uns für einen Guía, der uns auch noch nach Flores bringen soll, um endlich an einem ATM Geld holen zu können und zum Zweiten eine Versicherung für’s Moto abzuschließen. Am zweiten ATM sind wir erfolgreich. Zwar zeigt uns Giovanni, unser Guía, das malerische, auf einer kleinen Insel gelegene Flores, aber eine Versicherung findet sich hier nicht. Er tröstet mich mit der Erklärung, dass hier nur öffentliche und im Tourismus eingesetzte Fahrzeuge versichert seien. Bei einem Unfall rufe man eh’ nicht die Polizei, das kompliziere die Situation nur! Na schön, dann auf nach Tikal, das wir nach 40 Kilometern, auf denen es mehrfach wolkenbruchähnlich regnet, erreichen. Wir fahren noch weitere 12 Kilometer durch ein Naturschutzgebiet bis zum Parkplatz und Ausgangspunkt unserer Tour. Es gibt viel Wildlife zu sehen zu früher Stunde, Nasenbären, Tukane, wilde Truthähne, die irgendwie einem Pfau ähneln. Vielleicht verwenden die Latinos ja deshalb für beide Tiere das gleiche Wort, „Pavo“, wobei der richtige Pfau den Beinamen „real“, also „königlich“ trägt.  Obwohl etliche Schilder vor Pumas und Jaguaren warnen kreuzt keiner von beiden unseren Weg. Tiefer im Dschungel zeigt uns Giovanni Klammeraffen (Spider-Monkeys), die übermütig in den Baumkronen turnen. Er führt uns absichtlich auf steilen, schmalen, oft glitschigen, schwierig zu begehenden Pfaden zu den verschiedenen Ruinen, da er uns ein echtes Urwald-Gefühl vermitteln möchte. Wer die 72 Stufen des Tempel Nr. 4 nicht erklommen hat, war nicht in Tikal erklärt er uns, er  selbst dürfe ihn aus Glaubensgründen nicht besteigen 😉 (er sei Katholik!). Die Ruinen der Tempelanlage, deren erste Tempel 700 v.Chr. entstanden, sind wirklich beeindruckend. Manche sind nur in ihren Konturen erkennbar, da sie vollständig von Bäumen und anderen Pflanzen überwuchert sind. Andere sind wunderschön restauriert, so beispielsweise die Gebäude, die den Hauptplatz mit Tempel Nr. 1, dem Tempel des großen Jaguar, umgeben.

der lief uns leider nicht über den Weg

der lief uns leider nicht über den Weg

… dafür aber dieser hübsche Tukan

… dafür aber dieser hübsche Tukan

ein wilder Truthahn, der im Gegensatz zur domestizierten Form auch noch fliegen kann

ein wilder Truthahn, der im Gegensatz zur domestizierten Form auch noch fliegen kann

Templo IV

Templo IV

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she did it! On Top of Templo IV

she did it! On Top of Templo IV

Templo I, der "Tempel des Großen Jaguar"

Templo I, der „Tempel des Großen Jaguar“

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Die Nordseite des „Großen Platzes“

im Süden des "Großen Platzes" steht die Akropolis

im Süden des „Großen Platzes“ steht die Akropolis

hoch über unseren Köpfen turnen Klammeraffen durch die Baumkronen

hoch über unseren Köpfen turnen Klammeraffen durch die Baumkronen

die Affendame interessiert sich nur kurz für uns

die Affendame interessiert sich nur kurz für uns

12.11.2013

Seit dem Verlassen Mexikos haben wir zwei kleine Probleme. Ein Fehler in der Elektronik des Motos hat zum Ausfall des Anti-Schlupf- Systems und des ABS geführt. Das ist zwar nicht so dramatisch, denn vor vielen Jahren sind wir ja auch ohne diese „Helferlein“ gefahren, aber man hat sich halt dran gewöhnt. Wollte ich das jetzt in Guatemala City beheben lassen, wäre das sicher mit einer längeren Verzögerung unserer Tour verbunden. Das zweite Problem ist das Kartenmaterial für’s Navi, das in den USA und Mexiko so perfekt war wie wir es von Europa gewöhnt sind. Für Mittelamerika gibt es leider nur die OSM (Open Street Maps), die bei Weitem nicht so exakt sind. Genau das wurde mir heute Früh zum Verhängnis. Gott sei Dank regnet es zum Start nicht und somit kann man Leute auf der Straße fragen. Auf Wegweiser, die einem den rechten Weg zeigen, wie wir das von Europa oder Nordamerika gewohnt sind, hofft man vergebens. Und so dauert es doch eine geraume Zeit bis wir das relativ kleine, aber unübersichtliche Kaff San Benito in richtiger, also nördlicher Richtung verlassen können. Als kurz darauf heftiger Regen einsetzt, kommen mir Zweifel ob ich Chac, dem Regengott, nicht doch ein Opfer bringen sollte. Ich könnte ja vielleicht ein Huhn überfahren, aber bei diesem Mistwetter suchen die ihre Körner auch lieber im Stall. Der Weg führt durch ungezählte von Maya-Dörfern mit Hunderten von „Tumulos“, so heißen hier die „Topes“. Wegen einer fortgespühlten Brücke müssen wir auf eine Lehmstraße ausweichen, die über eine Behelfsbrücke führt. Wir fahren durch Sumpf- und Weideland, gelegentlich sehen wir Orangen- und Ananasplantagen, deren Früchte am Straßenrand feilgeboten werden. In der Ferne begleiten uns im Westen die Ausläufer der mexikanischen „Meseta Central de Chiapas“. Zwei Stunden später erreichen wir einen Fluss, den man nur mit einer abenteuerlichen Fähre überwinden kann. Der Antrieb besteht aus einer zur Hälfte abgesägten Tonne, in die ein Außenborder eingehängt und die an der linken Seite der Fähre festgemacht ist. In dieser Tonne sitzt der „Skipper“ und lenkt die Geschicke der Fähre. Nach erfolgreichem Übersetzen über den Rio Pasión arbeitet auch das Navi wieder korrekt. Die Landschaft wird schöner und abwechslungsreicher, was man vom Wetter nicht behaupten kann. Über die „Sierra de Chama“ erreichen wir das gualtemaltekische Hochland in dem Kaffee angebaut wird. Kurz hinter Cobán beenden wir den heutigen Tag und hoffen auf einen längst fälligen Wetterumschwung.

"don't pay the ferry-man until you reach the other side…"

„don’t pay the ferry-man until you reach the other side…“

13.11.2013

Die erste Hälfte unserer heutigen Tour führt uns wieder über viele Kurven auf und ab durch eine wunderschöne Vulkanlandschaft mit ungewöhnlichen Bergformationen, die oft wie viele aneinander gereihte Zuckerhüte erscheinen. Erst als wir die „Sierra de las Minas“ verlassen hört der Regen endgültig auf und Guatemala zeigt sich in seinen Landesfarben blau-weiß-blau. In der Mittagshitze versuchen wir in Guatemala City mit wechselndem Erfolg den richtigen Weg zu unserer im Süden der Stadt gelegenen Unterkunft zu finden. Auf diese Weise machen wir eine „kleine Stadtrundfahrt“ bevor wir am Lago de Amatitlán unser Moto absatteln können.

entlang der Sierra

entlang der Sierra

ungewöhnliche Bergformationen

ungewöhnliche Bergformationen

14.11.2013

Der Tag fängt sehr verheißungsvoll mit strahlendem Sonnenschein an, wenngleich der Wetterbericht für unseren Zielort unweit von San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador, für 18 Uhr Gewitter vorhergesagt ist. Aber bis dorthin sind es ja noch etwa 160 Kilometer. Wir genießen eine wunderschöne, bewaldete Vulkanlandschaft. Die 120 Kilometer bis zur Grenze nach El Salvador sind rasch bewältigt. An der Grenze werden wir von einem Empfangskomitee von Schleppern und Geldwechslern überfallen. Es ist durchaus üblich sich in Zentralamerika von diesen Schleppern beim Erledigen der Grenzformalitäten helfen zu lassen. Aber wir lassen uns, das ärgert mich nachhaltig, von denen nach allen Regeln der Kunst über’s Ohr hauen! Na ja, so zahlen wir halt unser Lehrgeld! Jedenfalls sind wir relativ rasch fertig.

Edith bewacht stundenlang in sengender Hitze die Grenze

Edith bewacht stundenlang in sengender Hitze die Grenze

konnte auch nicht wirklich erheitern

konnte auch nicht wirklich erheitern

El Salvador

Danach rollen auf der Brücke über den Grenzfluss, „Rio La Páz“ nach El Salvador. Zunächst ist Alles ganz entspannt. Nur noch mit den Motorrad-Papieren zum Zoll für die „Importación Temporal“. Geht zunächst mal auch noch ganz gut. Ein freundlicher, williger Beamter tippt so gut er eben kann die Daten in den Computer ein. Plötzlich schaut er auf, das System ist abgestürzt! Mit „un momentito“ versucht er mir souveräne Ruhe zu demonstrieren. Eine halbe Stunde später schickt er mich raus und versichert mir mich unverzüglich zu verständigen sobald das „Sistema“ wieder arbeitet. Das Moto, von Edith bewacht, steht noch am Grenzschlagbaum. Für Kurzweil sorgt ein vielleicht 50 cm langer Leguan, der hoch in den Baumwipfeln turnt. Plötzlich kann er sich nicht mehr halten und landet klatschend auf dem Asphalt. Sofort schnappt ihn sich ein Grenzpolizist und hält das zappelnde Tier mit eisernem Griff. Als ich ihn frage was denn nun damit geschehe antwortet er „in die Suppe“ und seine Kollegin bestätigt, „..si, es muy rico“ (schmeckt hervorragend!). Irgendwann kurz vor 12 Uhr mittags waren wir angekommen, mittlerweile ist es 16 Uhr. Wir kennen die gesamte Grenztruppe mittlerweile persönlich mit Vornamen.  Wir müssen bis zu unserem Tagesziel noch 140 Kilometer fahren und das möglichst im Hellen. Um 17.30 Uhr wird es hier dunkel. Mittlerweile haben die Grenzbeamten Schichtwechsel und die Vögel beziehen schon scharenweise ihre Nachtquartiere in den Baumwipfeln. Da kommt die erlösende Nachricht „Sistema“ funktioniert wieder. Der Beamte gibt noch mal all meine Daten ein, schickt sie ab und …..  –  erneut ein Systemabsturz!! Edith ist kaum noch aufzuheitern. So lernen wir eben auch die zweite Schicht der Beamten etwas näher kennen. Ein Salvadorianer beschreibt uns noch eine bessere Straße zu unserem Ziel und für den Notfall noch ein passables Hotel ganz in der Nähe. Die Grenze wird um 19 Uhr abends geschlossen. Dann kurz vor 17 Uhr werde ich wieder gerufen. Gott sei Dank bin ich der erste, hinter mir warten noch einige Mittelamerikaner! Was soll ich sagen, das Papier ist ausgedruckt und unterschriftsreif!! Endlich können wir starten, nicht ohne noch zweimal angehalten zu werden, da wir noch einen weiteren Stempel auf dem Papier brauchen. Zum Glück ist die Straße für hiesige Verhältnisse recht gut. Pünktlich um halb sechs beginnt die Dämmerung. In diesen Ländern sollte man aus den verschiedensten Gründen nicht nachts fahren! Als wir uns San Salvador nähern verfinstert sich der Abendhimmel, Blitze erhellen ihn immer wieder gespenstisch und der Regen lässt, wie vorhergesagt, auch nicht lange auf sich warten. Es regnet in Strömen, der Verkehr wird immer dichter und stockender. An manchen Stellen laufen tiefe Bäche über die Straße. Im Stockfinsteren biegen wir dann auf die Straße nach La Libertad am Pazifik, der wir noch 30 Kilometer folgen müssen. Als hätten wir heute nicht schon genug erlebt, versagt uns 10 Km vor unserem Ziel das Navi seinen Dienst. Das ist der Hammer! Aber es gelingt uns indem wir dreimal Passanten fragen (der Regen hatte mittlerweile aufgehört) unser Ziel gegen 19 Uhr in tiefer Dunkelheit zu erreichen. Uff!!

Nachdem man uns erst einmal über die Mauer gemustert hat, öffnet uns der Wachmann mit umgehängter Pumpgun das eiserne, stacheldrahtbewehrte Tor. Der „Dueño“ empfängt uns mit ausgesuchter Freundlichkeit, wir dürfen noch vor dem Einchecken unser Zimmer beziehen und unserem Bedürfnis zu duschen und uns umzuziehen nachkommen. Zurück an der Rezeption werden wir mit einem eiskalten Bier empfangen und beschließen spontan einen weiteren Tag zu bleiben.

Entspannung am Pazifik

Entspannung am Pazifik

es weihnachtet sehr

es weihnachtet sehr

15.11.2013

Da wir für heute bereits ein Hotel in San Miguel gebucht hatten, erklärt sich der Dueño bereit es telefonisch umbuchen zu lassen. Nachdem wir an der gualtemaltekischen Grenze unsere letzten Dollars loswurden sind wir wieder mal „out of money“. In Hotels und Geschäften geht zwar Alles mit Master- oder Visa-Card aber an den Grenzen geht’s nur mit „Efectivo“ (Bargeld). Also bin ich ganz angetan, dass sich Arním, so heißt der „Dueño, bereit erklärt mit mir in den Ort zu fahren um an einem ATM Geld zu holen. Mit den „Cajeros Automaticos“, so heißen die hier, habe ich in Mittel- und Südamerika schon leidvolle Erfahrungen gesammelt. Vor einigen Wochen in Mexico City wollte der Automat meine Karte zunächst gar nicht mehr herausgeben! Erst nach mehreren Beschwichtigungsversuchen ließ er sich schließlich erweichen und spuckte sie wieder aus. Der Cajero Automatico hier in Puerto La Libertad hat auf Anhieb funktioniert und mir die gewünschte Menge US-Dollars ausgespuckt. Ich war zunächst auch sehr erstaunt, aber die Salvadorianer haben keine eigene Landeswährung. Den Rest des Tages verbringen wir unter Palmen am Pool. Der Strand ist vulkanisch, das heißt schwarz, und dadurch ab 11 Uhr glühend heiß und ohne Schuhe nicht mehr zu betreten. Gegen Abend haben Strand und Wasser eine sehr angenehme Temperatur, die uns den Sonnenuntergang am Pazifik genießen lässt.

16.11.2013

Heute starten wir etwas später, da ich mich noch bei einer Gruppe Nicaraguanern, die wir beim Frühstück treffen, nach dem Zustand einer Straße erkundigen möchte, die eine erhebliche Abkürzung wäre, auf meiner Karte aber als Nebenstraße gekennzeichnet ist. Nachdem sie einstimmig den sehr guten Ausbau dieser Straße bestätigen machen wir uns auf den Weg. Das Navi arbeitet nur noch auf Batteriebetrieb, so dass ich es immer wieder ausschalte wenn die Streckenführung klar ist. Es bereitet aber kaum Schwierigkeiten in San Salvador die Panamericana zu finden auf der wir durch eine wunderschöne Vulkanlandschaft fahren. Die Straße ist in für lateinamerikanische Verhältnisse sehr gutem Zustand. Es gibt keine „Tumulos“ und die Dörfer, die wir passieren, machen einen ausgesprochen gepflegten Eindruck. Es ist Erntezeit und so bieten die Bauern ihre Früchte an hunderten von Ständen an der Straße an, Ananas, Kokosnüsse, Papayas, Orangen, Kürbisse und natürlich „Frijoles“ (Bohnen) in allen Farben. Ganze Dorfgemeinschaften schlagen nach alter Väter Sitte mit Dreschflegeln auf Stroh, das sie vorher am Straßenrand über hunderte von Metern verteilt getrocknet haben. Den durch das Dreschen gewonnenen Reis verteilen sie dann in gleicher Weise beiderseits der Straße um ihn in der glühenden Sonne zu trocknen. Das gibt uns natürlich die Sicherheit, dass es heute ganz bestimmt nicht regnen wird.

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Reisernte

Reisernte

Trocknen des Reis

Trocknen des Reis

Am frühen Nachmittag erreichen wir San Miguel, eine 200 000 Einwohner Stadt am Fuße des gleichnamigen noch immer sehr lebhaft tätigen, zweitausend Meter hohen Vukans, der von unserem Hotelzimmerfenster aus zum Greifen nahe ist.

Volcán San Miguel

Volcán San Miguel

17.11.2013

Leider bekommen wir heute früh die Nachricht, dass in unserem Haus ein kapitaler Wasserschaden durch eine undichte Leitung im Obergeschoss entstanden ist. Auch wenn unser Sohn Patric schon alles Nötige in die Wege geleitet hat möchte Edith natürlich vor Ort sein. Deshalb versuchen wir so schnell wie möglich San José / Costa Rica zu erreichen, von wo aus sie am Donnerstag den Heimflug antreten wird, während ich weiter nach Panamá fahre um von dort aus den Heimtransport des Motos zu organisieren

Honduras

Der Grenzübergang nach Honduras ist relativ einfach. Wir hätten ihn auch in weniger als zwei Stunden geschafft, wäre da nicht ein ganzer Reisebus von Japanern vor uns. Bis der Grenzbeamte die Schriftzeichen aus deren Pässen abgemalt hat, das zieht sich!

Grenze El Salvador - Hoduras

Grenze El Salvador – Hoduras

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Auf der relativ guten asphaltierten Panamericana werden wir nur gelegentlich von dann jedoch gewaltigen Schlaglöchern gebremst. Die gepflegten Dörfer liegen im Gegensatz zu den Staaten die wir seit Mexico durchfahren haben nicht direkt an der Straße, sondern etwas versteckt hinter Büschen und Bäumen in einer Entfernung von vielleicht 75 Metern. Vermutlich bleiben uns aus diesem Grund die Tumulos bis auf ganz wenige Ausnahmen erspart. Dafür gibt es andere „Reductores de Velocidad“ (Tempobremsen), Rinder Esel, Pferde und anderes nicht angepflocktes Großvieh versperrt ganz oder teilweise die Straße. Ganz entzückend empfinden wir einen Bullen, der sich mit dem Hinterteil auf der Mittellinie stehend genussvoll von seiner Lieblingskuh mit der Zunge den gestreckten Hals kraulen lässt. Das wäre unter dem Titel „Landliebe in Honduras“ ein toller Schnappschuss, aber die Zeit drängt, denn angeblich schließt der Grenzübergang um 15 Uhr. Bis dorthin begleitet uns eine malerische Kette noch aktiver Vulkane. Wir schaffen es Honduras trotz zweier Grenzaufenthalte von jeweils etwa 2 Stunden an einem Tag zu durchqueren, werden dem herrlichen Land auf diese Weise aber keinesfalls gerecht.

Nicaragua

Auch nach der Grenze setzt sich die traumhafte Vulkanlandschaft fort.  Die Panamericana ist hier wesentlich besser als ihr Ruf. Abgesehen von ganz kurzen Teilstrecken ist sie in exzellentem Zustand und frei von Tumulos. In León, 100 Kilometer vor Managua beenden wir die Tour, da wir nicht im Dunkel nach einem Hotel suchen wollen. Wir finden ein kleines Hotel, wo wir für 13 US$ übernachten können!

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Bilderbuchvulkan

Bilderbuchvulkan

18.11.2013

Heute wollen wir bis Rivas am Lago Nicaragua fahren von wo aus wir morgen die Grenze nach Costa Rica überschreiten und in die Hauptstadt San José fahren werden wo für Edith die Fahrt, anders als geplant, leider ein Ende findet. Die 200 Kilometer bieten faszinierende Ausblicke auf Vulkane entlang des Lago Managua und Lago Nicaragua.

Vulkane am Lago Managua

Vulkane am Lago Managua

freundlicher Empfang bei der Verkehrskontrolle

freundlicher Empfang bei der Verkehrskontrolle

Wir fahren ins Örtchen San Jorge, am riesigen Lago Nicaragua, direkt gegenüber der Insel Ometepe, die aus zwei noch tätigen Vulkanen besteht, deren letzter Ausbruch 2010 war. Das ursprünglich geplante Übersetzen fällt leider dem nun straffen Zeitplan zum Opfer. Als Trost genießen wir am späten Nachmittag den Ausblick auf die beiden Vulkane Concepción und Madera bei einer kühle Brise, die über den See weht und die 35° C etwas erträglicher macht. Den Abend lassen wir in den bequemen Hängematten vor der Tür unser schönen, komfortablen und billigen Unterkunft ausklingen.

Isla Ometepe im Lago Nicaragua

Isla Ometepe im Lago Nicaragua

"gebackener Karpfen" à la Nicaragua

„gebackener Karpfen“ à la Nicaragua, ein Mojarra

der Volcán Concepción qualmt

der Volcán Concepción qualmt

sehr bequeme Hamacas (Hängematten) nach denen das Hotel benannt ist

sehr bequeme Hamacas (Hängematten) nach denen das Hotel benannt ist

blühendes Zuckerrohr

blühendes Zuckerrohr

Costa Rica

19.11.2013

Die Kosten für das Verlassen Nicaraguas beschränken sich auf ein paar Dollars. Natürlich muss das Moto wieder desinfiziert werden. Vielleicht hilft’s ja und es treten bis Panama keine weiteren Krankheiten auf. Bei der Einreise nach Costa Rica fällt zunächst mal auf, dass wir nicht von Helfern und Geldwechslern bestürmt werden. Zunächst geht Alles recht flott, aber die „Importación Temporal“, die vorübergehende Einfuhr des Motos, ist wie schon oft eine langwierige Prozedur. Man benötigt „zig“ Kopien von allen Dokumenten, die ich natürlich alle schon zu Hause gemacht habe. Dann bekommt man einen Stempel in den Pass und muss nun die Seite mit diesem Stempel fotokopieren lassen! Jeder Beamte, das ist aber an allen Grenzen das gleiche, ist ausgewiesener PC-Spezialist und bedient die Tastatur nach dem „Vietkong-System“, jede Sekunde ein Anschlag! Es ist aber auch wirklich nicht einfach die Motornummer aus der Zulassung abzuschreiben, eine unlogische Folge von Buchstaben und Zahlen. Nach knapp zweieinhalb Stunden haben wir auch diese Grenze geschafft. Schon auf den ersten Kilometern fällt auf, dass hier Alles anders ist als in den anderen zentralamerikanischen Staaten und Mexiko. Die Panamericana ist in perfektem Zustand, keine Schlaglöcher noch Tumulos! Zu beiden Seiten der Straße sind oft große, sehr gepflegte Rasenflächen angelegt, die es mit jedem Golfplatz aufnehmen könnten, vorausgesetzt es wären 9 oder 18 Mauselöcher drin. In gewissen Abständen finden sich Raststätten mit wirklich einladenden, sauberen Restaurants, wie wir das seit Laredo nicht mehr erlebt haben. Wir sind in der „Schweiz Zentralamerikas“ angekommen! Das bezieht sich nicht nur auf die Berge der Kordilleren und die Sauberkeit, das Land ist auch deutlich wohlhabender als seine nördlichen Nachbarn. Der Name „Costa Rica“ (reiches Land) beruht auf Berichten des Christoph Kolumbus, der 1502 als erster Europäer ins Land kam und bei seiner Rückkehr von großen Goldschätzen berichtete, die jedoch nie gefunden wurden. Erst der Anbau und Verkauf von Kaffee im 19. Jahrhundert und später der Export von Bananen im großen Stiel machten das Land wohlhabend. Durch die vielen Nationalparks mit ihrer unglaublichen Vielfalt an Fauna und Flora ist heute wohl der Tourismus zu einem sehr wichtigen Standbein der Wirtschaft des Landes geworden, dessen Namen „Costa Rica“ man auch mit „wunderschöne Küste“ übersetzen könnte, nachdem „rico“ nicht nur reich sondern auch wunderschön heißt. Was einem in jedem Land in Grenznähe auffällt ist die massive Präsenz von Militär. Nichts von alledem bei der Einreise nach Costa Rica. Hier wurde bereits 1949 das Militär komplett abgeschafft und die Neutralität erklärt. Was für eine wunderbare Idee. Das Geld wird für in die Erziehung und das Gesundheitswesen investiert! Bei Staatsbesuchen bilden Schulkinder mit Fähnchen das Spalier statt bewaffneter Soldaten.

Bis Baranca begleitet uns nordöstlich in der Ferne die „Cordillera Guanacaste“ mit einigen bis zu 2000 Meter hohen Vulkanen. Danach erfolgt der Aufstieg ins „Valle Central“ in dem die 350 000 Einwohner zählende Hauptstadt San José liegt, im Norden, Osten und Süden umrahmt von Vulkanen der „Cordillera de Central“ und der „Sierra Talamanco“ mit bis über 3000 Meter hohen Vulkanen. Wir beziehen unser Hotel in der Nähe des Flughafens, von wo aus Edith am Donnerstag den Heimflug antritt.

20.11.2013

In San José gibt es nach allgemeiner Ansicht nichts wirklich Wichtiges das man gesehen haben müsste und so verbringen wir den Tag mit Reisevorbereitungen und damit unsere bisherige Reise von Alaska bis hierher mit einer gewissen Wehmut Revue passieren zu lassen. Wenige hundert Meter von unserem Hotel befindet sich das „Hard Rock Café“ von San José. Da wir „Hard Rock Cafés“ in aller Welt immer nur von außen gesehen habe, beschließen wir dorthin zum Abendessen zu gehen, auch wenn wir damit den Altersdurschnitt deutlich anheben! Ein wirklich „cooles“ Etablissement. Wir bestellen „Costillas de Cerdo“, also Spareribs. Der sehr sympathische Ober warnt uns „es muy grande“, woraufhin Edith ihre Bestellung auf eine halbe Portion reduziert. Trotzdem haben wir beide unsere Portionen nicht einmal zur Hälfte geschafft, obwohl sie unglaublich lecker zubereitet waren. Die Reste, die wir in Original „Hard Rock Café“ Tüten nach Hause tragen, schenken wir unserem nicaraguanischen Zimmermädchen, das morgen dazu noch seine ganzen Kolleginnen einladen will.

sehr lecker aber nicht zu schaffen!

sehr lecker aber nicht zu schaffen!

21.11.2013                                

Pünktlich um 7 Uhr bringt ein Shuttle, dem ich auf dem Moto folge, Edith zum nahen Flughafen. Dort bekomme ich auch gleich meinen ersten Anschiss von einem Polizisten, weil ich das Moto auf einer gelb markierten Fläche abstelle, wo es niemanden stört, außer den Polizisten natürlich. Ja wo sind wir denn? Wir sind doch nicht in irgend so einem lateinamerikanischen „Schlamperstaat“ wo jeder machen kann was er will! „No hay problema Señor“, ich parke artig um. Beim Einchecken begleite ich Edith zum Schalter, wo die Stewardess, in der Annahme ich flöge auch mit, auch das zweite Gepäckstück (es ist nur eines pro Person zulässig!) durchlässt. Die Maschine hebt pünktlich ab. Jetzt komme ich mir ein wenig wie amputiert vor. Über vier Monate waren wir meist nur wenige Zentimeter voneinander getrennt, so dass man schon fast hören konnte was der Andere denkt. Auf dem Moto konnten wir Dank des Kommunikationssystems mit einander diskutieren, uns auf Interessantes am Wegesrand aufmerksam machen. Wir mussten alle Entscheidungen gemeinsam treffen, welches Hotel, Restaurant, etc., auch wenn wir unterschiedlicher Ansicht waren. Jetzt darf, nein jetzt muss ich Alles allein entscheiden. Das geht schon gleich richtig los. Das Mittagessen fällt flach, da ich zu unschlüssig bin! Als ich abends gerade dabei bin abzuwägen ob ich mir im Supermarkt eine riesige Papaya holen sollte oder der Einfachheit halber noch mal ins „Hard Rock Café“ gehe platzt eine Gruppe von vier jungen Leuten ins Foyer. Die Besitzerin des Hotels fragt mich ob sie mir eine junge Dame vorstellen darf, die Mitbesitzerin eines Baumhaus-Hotels im Urwald ist. Sie ist in Begleitung eines dänischen Fernsehteams, das in diesem Hotel für eine Fernsehserie Aufnahmen gemacht hat. Erica, so heißt die junge Dame, zeigt mir sehr verlockende Bilder der Anlage. Als sie mir dann noch einen Aufenthalt zum halben Preis anbietet ist das Hotel schon gebucht. Wir bestellen für alle Pizza und trinken dazu auf Kosten des Hauses einen guten Rotwein.

22.11.2013                                  Kilometerstand:   73 454  km

Wie ich das heute schaffen soll ohne meinen „Schlagloch- und Tumulo-Detektor“ weiß ich noch nicht. Es wird hart werden! Als ich mich nach ausgiebigem Frühstück mit gigantischem tropischem Früchteteller auf den Weg machen will lässt mir Doña Cecilia, die Hausherrin, noch ein riesiges Lunchpaket mit Sandwiches, Früchten und Säften zurechtmachen, vermutlich aus Sorge angesichts meiner Figur, dass ich die 150 Kilometer bis an die Pazifikküste nicht durchhalten könnte.

Abschied von San José

Abschied von San José und Doña Cecilia

Eine Stunde lang geht es in engen nicht enden wollenden Serpentinen bergauf, bergab. Obgleich es eine Sekundärstraße ist, an der viele sehr gepflegte Dörfer liegen, gibt es weder Schlaglöcher noch Tumulos. Bei relativ angenehmen Temperaturen zwischen 25 und knapp 30° C lasse ich die tropisch bewaldete Berglandschaft auf mich wirken und genieße die Langsamkeit auf einer fast leeren Straße. Das ändert sich als ich mich der Küste nähere. Schicke Restaurants, Bars und Outdoor-Shops säumen die Straße. Meine Unterkunft liegt im National-Park „Manuel-Antonio“ weshalb man immer wieder Warnschilder sieht, die dazu ermahnen keine Affen zu überfahren. Ein Hotel wirbt „bei uns gibt es mehr Affen als zahlende Gäste“!

Palmen-Plantagen

Palmen-Plantagen

perfekte Infrastruktur

perfekte Infrastruktur

Mein Hotel ist eigentlich mehr etwas für selbstversorgende Backpacker aber immerhin habe ich das Zimmer mit Meerblick und direktem Zugang zum 30 Meter entfernten Strand. Als die Sonne gerade im Meer versinkt, zeichnen die Wolken am Horizont vor hellblauem bis glutrotem Hintergrund die Skyline einer fernen Stadt, während die kleinen tropischen Fröschchen mit ihrem lauten Zirpen im ständigen Wettstreit mit der Brandung des Ozeans liegen.

Strand bei

Strand beim Manuel Antonio NP

23.11.2013

Kapuziner-Äffchen kamen zum Frühstück vorbei

Kapuziner-Äffchen kamen zum Frühstück vorbei

Erst um Elf, viel später als geplant, mache ich mich auf den Weg. Zunächst sind es Kapuziner-Äffchen, die mich aufhalten und dann muss ich auch noch Bargeld am ATM abheben, da es in der Tree-House Community keinen Strom geben soll und in Folge dessen auch keine Kreditkarten-Abbuchung funktioniert (was sich später als unzutreffend herausstellt, denn im Base Camp gibt es Strom). Die Sonne brennt gnadenlos vom stahlblauen Himmel und schafft es jetzt schon auf 32° C. Nachdem ich Quepos verlassen habe führt die schnurgerade Straße zunächst durch endlose Palmen-Plantagen, die bald abgelöst werden von dichtem Urwald. Ganz gelegentlich gibt der Wald einen Blick auf die malerische Küste des Pazifik frei, der ich bis Palmar folge.

im Hintergrund der Pazifik

Flussmündung in den Pazifik

Die Gipfel der Bergkette, die mich im Westen begleitet, ziert dräuend eine schwarze Wolkenkrone, die mir bald darauf mit einem kurzen aber heftigen Schauer zeigt wozu sie fähig ist. Es ist ein angenehm warmer Regen, weshalb ich auch darauf verzichte meine Regenklamotten überzuziehen. Nach 100 Kilometern erreiche ich bei Palmar Norte wieder die Panamericana. Kurz vor meinem Ziel holt mich der Regen wieder ein und diesmal scheint er es ernst zu meinen. Die tief schwarzen Wolken und der einsetzende Regen überzeugen mich die Regenklamotten überzuziehen, was mehr als lästig ist. Wie immer, als ich mich perfekt für Starkregen gerüstet auf’s Moto setzte hört der Regen auf und die Sonne strahlt wie zum Hohn. In Florída, einer winzig kleinen indigenen Gemeinde, verlasse ich die Panamericana und biege in eine „Ripio“ Road (Schotter) ein. Auf Empfehlung von Erica halte ich an der Tienda um Wein zu kaufen, da es auf der Finca Bellavista keinen gäbe, was sich später als nicht ganz richtig herausstellt. Der Besitzer der Tienda holt einen chilenischen Cabernet Sauvignon vom Feinsten für nur 10 $, nicht zu fassen, aus dem Hinterstübchen und präsentiert ihn als sei es heiße Ware. Wenige hundert Meter weiter werde ich schon erwartet. Ich kann mein Moto in einer Garage parken um die letzten 3 Kilometer der sehr steilen und ohne Allrad nicht zu bewältigenden „Gravel Road“ mit dem Taxi zu fahren. Der Taxifahrer kann jeden Preis nehmen, da es keine Alternative gibt und das tut er auch! 20 $ für 3 Kilometer! Als Erstes nehme ich ein Bad im nahen Rio Bellavista, dessen Wasser zwar erfrischend aber trotzdem für einen Gebirgsfluss unerwartet warm ist. Kaum zurück in meinem Bungalow beginnt ein anhaltender Tropenregen.

meine Hütte

meine Hütte

Nachdem ich mein Bett mit dem Moskitonetz nachtklar gemacht habe gehe ich zur „Happy Hour“ in den Gemeinschaftsraum, wo bereits Gäste aus Deutschland, USA und Kanada warten. Es ergeben sich interessante Gespräche die später beim Dinner fortgesetzt werden. Gegen Neun, in absoluter Dunkelheit, machen wir uns mit Taschenlampen bewaffnet auf den Weg zu unseren Hütten. Das Zirpen der Fröschchen, das Rauschen des nahen Gebirgsbaches und das Geräusch von Blatt zu Blatt fallender Tropfen, obwohl es schon lange nicht mehr regnet, wiegen mich sanft in den Schlaf.

24.11.2013

Heute ist Sonntag, weshalb es erst um halb Neun Frühstück gibt. Es ist ein sehr reichhaltiges Büffet mit Früchten „ad libidum“. Danach laden mich Peter und Tara, ein Paar aus Toronto, ein sie in ihrem Tree House zu besuchen. Der Weg dorthin führt durch dichten Dschungel über eine schmale Hängebrücke bergauf, bergab auf steilen, engen Pfaden. Das zweistöckige Baumhaus, das hoch über einem tosenden Wasserfall thront, ist das schönste der Anlage. Vom Schlafzimmer mit 360° Rundumblick aus können wir andere Gäste beobachten, die sich per Zip-Line von Baumkrone zu Baumkrone schwingen. Nach dem fantastischen Mittagessen beginnt wieder einmal ein tropischer Regen, so dass ich beschließe zu relaxen. Pünktlich zur Happy Hour trifft sich Alles wieder in der gemütlichen Bar um Bilder und Erfahrungen nicht nur vom heutigen Tag auszutauschen.

Happy Hour

Happy Hour

Das Abendessen nehmen wir zusammen mit Rob unserem Koch ein, der interessante Geschichten zu erzählen weiß. So erfahren wir, dass Jack, der fette Truthahn im Hof, ungeduldig auf „Thanksgiving“ wartet und das ist am 28. also bereits in 4 Tagen, denn dann gibt es für ihn „Guaro“ (ein billiger lokaler Rum) bis zum Umfallen. Die Machete, die ihn einen Kopf kürzer macht, wird er dann weder sehen noch spüren. Die gleiche stressabbauende Methode wird auch bei Piggy, dem 100 kg Schwein angewendet, die eine ganze Flasche Rum trinken darf, bevor sie in die ewigen Jagdgründe entschwindet. Der Sinn der Geschichte sei, dass man den Tieren den mit dem Schlachten verbunden Stress erspart, womit man eine Adrenalin-Ausschüttung verhindert, was dem Geschmack des Fleisches zu Gute kommt. Wie auch immer, der Koch schwärmt vom Geschmack und es ist eine humane Methode das Zeitliche zu segnen.

Jack, der Truthahn

Jack, der Truthahn

25.11.2013

Nach einem ausgedehnten und bei strahlendem Sonnenschein und 100% Luftfeuchtigkeit schweißtreibenden Dschungelspaziergang nehme ich ein Bad im Fluss. Nach dem Mittagessen lädt Mateo mich auf einen Sky Walk ein. Über sieben „Zip Lines“ geht es in schwindelnder Höhe von 20 bis 30 Metern durch den Urwald und über den Wasserfall des Rio Bellavista.

Zip Lining

Zip Lining

Vor der letzten Zip Line setzt ein unglaublicher tropischer Regen ein, der uns zwingt im Schutz eines Baumriesen etwas abzuwarten. Als der Regen unwesentlich nachlässt bringen wir auch die letzte Zip Line hinter uns und kommen nach einer 20-minütigen Wanderung nass bis auf die Haut im Base Camp an. Eigentlich wäre das Alles kein Problem, wenn ich nicht morgen Früh weiterfahren wollte und hier bei der Luftfeuchtigkeit irgendetwas trocknen würde. Heute sind wieder einige neue Leute aus USA eingetroffen, auch Mat, der Besitzer, ist von seinem Ausflug an den Golfo Dulce zurück und so gibt es jede Menge Gesprächsstoff zur Happy Hour und zum Diner.

zweistöckiges Baumhaus, das Schlafzimmer ist im 1. Stock

zweistöckiges Baumhaus, das Schlafzimmer ist im 1. Stock

26.11.2013

Check Out nach dem Frühstück und mit dem Truck runter zur Garage, wo das Moto schon ungeduldig wartet ,da es noch nicht weiß was auf es zu kommt. Mein Ziel ist heute der Nationalpark Corcovado, der auf der den Golfo Dulce umschließenden Halbinsel liegt und mit die größte Biodiversität der Welt bieten soll. Nach etwa 80 Kilometern ist Puerto Jiménez erreicht. Nachdem mit Mat, der Dueño der Tree House Community versichert hat, dass die Straße nach Carate, einem Air Strip, mit dem Moto kein Problem sei und die restlichen 3 Km zur Lodge auch nicht, buche ich vom bei Travellern angesagten Restaurant Carolina aus über Booking.com die Luna Lodge. Von hier aus kann ich auch ein Lebenszeichen in Form einer Mail nach Hause senden. Laut Booking,com ist die Lodge nur 19 Kilometer von Puerto Jiménez entfernt. Nach den ersten 20 Kilometern merke ich, dass die Kilometerangabe vermutlich Luftlinie sind. Na ja, tausende Schlaglöcher auf der Schotterpiste und einige Flussdurchfahrten habe ich schon hinter mich gebracht, so kurz vor dem vermeintlichen Ziel mag man ja nicht umkehren. An einem etwas  breiteren Fluss muss ich warten da gerade ein Bagger sich an der Piste zu schaffen macht. Das gibt mir Gelegenheit mich mit dem vor mir wartenden Tico (so nennt man die Costa Ricaner) zu unterhalten. Von ihm erfahre ich auch, dass noch etliche Flussdurchfahrten auf mich warten. Die 3 Kilometer nach dem Air Strip sind die Hölle. Beim Belag der Piste wechselt schmieriger Lehm (es hatte vormittags ausgiebig geregnet) mit gröbstem Gestein . Die Ab- und Auffahrten des Flusses sind enorm steil und stehen oft in fahrtechnisch schwierigen Winkeln zueinander. Es gelingt mir trotzdem alle Wasserdurchfahrten zu bewältigen. Erst die letzte Auffahrt nötigt mich das Moto hinzulegen. Nachdem der Tico, der mich die letzten Kilometer vor mir herfahrend begleitet hat hilft das Moto wieder aufzuheben kann ich die noch fehlenden 200 Meter unter die Räder nehmen. Völlig erschöpft falle ich am Ziel fast vom Moto und schwöre mir die Strecke nicht wieder zurück zufahren. Die Dueña begrüßt mich  mit einem eiskalten Glas Wasser und bietet mir, vermutlich aufgrund meines erbarmungswürdigen Zustandes ein Upgrade auf ihren schönsten und nächsten Bungalow an, was ich dankbar annehme.

Sonnenaufgang früh um sechs Uhr

Sonnenaufgang über dem Dschungel von meiner kleinen Terrasse aus

Nach einer wiederbelebenden Dusche und einem erfrischenden Bier kann ich auch den Tropenregen, der jetzt niedergeht entspannt auf meiner kleinen Terrasse genießen. Nach dem Abendessen beschließe ich morgen eine geführte sechsstündige Dschungelwanderung zu machen. Bei einem Gläschen Cabernet Sauvignon lasse ich den Abend im Schaukelstuhl auf meiner Terrasse ausklingen. Nur meine kleine Hausfledermaus leistet mir dabei Gesellschaft, wobei sie mir gelegentlich mit schnarrendem Flügelschlag direkt am Gesicht vorbei fliegt.

27.11.2013

Wie beim Militär: 5.30 Uhr Wecken, 6.00 Uhr Frühstück und 6.30 Uhr Antreten mit Marschgepäck! (Wasser Lunchpaket). Die Horrorpiste bis zum Air Strip geht’s im Allrad, danach per pedes weiter etliche Kilometer am Strand entlang, wo wir viele frische Schildkötenspuren, Zeugnisse nächtlicher Eiablagen, leider auch einige von verschiedenen Tieren geplünderte Gelege finden. Trotz so früher Stunde brennt die Sonne bereits mit unglaublicher Intensität. Wir treffen Volontäre, welche die frischen Schildkrötengelege zählen und erreichen nach etwa eineinhalb stündigem Marsch den Eingang des National Parks Corcovado, wo sich jeder bei Betreten und Verlassen des Parks registrieren lassen muss, vermutlich damit man am folgenden Tag weiß weiß wer dem Wildlife zum Opfer gefallen ist (Jaguar, Puma und Co). Ganz so schlimm wurde es dann doch nicht für mich. Oscar, mein einheimischer Guia, zeigt mir den Balsabaum, dessen Holz viele von uns vom Modellbau kennen und erklärt mir, dass dessen Früchte von den Affen geschätzt werden und die Blätter von den Indígenas gegen Schmerzen und Fieber verwendet werden. Ich vermute, dass sie wie die Rinde unserer einheimischen Weide Salicylsäure enthalten, den Wirkstoff des Aspirins. Der Pfad durch den Dschungel ist größtenteils eben und gibt dort wo er in Strandnähe verläuft oft wunderbare Ausblicke auf den sich in faszinierenden Grün- und Blautönen präsentierenden Pazifik frei. Hoch über uns hat sich eine Boa Constrictor kunstvoll um eine Astgabel gewickelt offensichtlich um sich von ihrer letzten Mahlzeit zu erholen. Nur das geübte Auge eines Guia ist in der Lage so etwas zu entdecken so gut ist die Boa in schwindelnder Höhe getarnt.. Er demonstriert mir die Fußspuren eines Pumas und die Überreste seiner Beute, eines Opossums. Leider bleibt mir das Erlebnis einen Puma, Ozelot oder gar Jaguar zu sehen verwehrt. Dafür können wir Klammeraffen (Spider Monkey) und Kapuziner-Affen in großer Zahl sehen. Auch ein Ameisenbär klettert auf in luftiger Höhe auf der Suche nach Termitenbauten, die vermutlich aufgrund des ständigen Regens auf Astgabeln angelegt sind. Gleich daneben labt sich ein Faultier an den Blättern des Baumriesen. Um diese Beiden zu beobachten müssen wir etwa 100 Meter flussaufwärts im Flussbett waten. Das Wasser des kristallklaren Flusses ist zwar relativ warm, der Untergrund aber unangenehm steinig und uneben. Aber was tut man nicht Alles für ein Erlebnis in der Natur, auch wenn die Fotos dann oft nicht so sind wie erwartet. Nach drei Stunden Marsch gehen wir hinunter an den menschenleeren Strand und legen eine kurze Pause ein. Auf dem weiteren Weg begegnet uns ein Nasenbär auf Nahrungssuche. Es gelingt mir zwei Verwandte des Quetzal, des heiligen Vogels der Maya, vor die Linse zu bekommen. Oscar zeigt mir wie er an Bananen oder Palmenblättern erkennt, dass sich darunter Fledermäuse verbergen. Sie knicken das Blatt mit ihren scharfen Zähnen in der Mitte und formen sich so ein Dach, das sie vor dem Regen schützt. Natürlich begegnen wir zahllosen Vögeln, wie Falken, Geiern, Tukanen und dem hier in großer Zahl lebenden hellroten Ara, der sein sehr dekoratives hellrot, gelb und blau gefärbtes Gefieder wohl zum Ausgleich für seine ordinär laut krächzende Stimme bekam. Nach siebenstündiger Wanderung werden wir ziemlich erschöpft gegen Viertel nach Zwei wieder am Strip abgeholt.

einsame Strände am Corcovado NP

einsame Strände am Corcovado NP

eines von vielen geplünderten Schildkrötengelegen

eines von vielen geplünderten Schildkrötengelegen

Spider Monkey (Klammeraffe)

Spider Monkey (Klammeraffe)

Boa Constrictor

Boa Constrictor hoch über unseren Köpfen um die Äste gewickelt

Eule

Eule

Faultier in schwindelnder Höhe

Faultier in schwindelnder Höhe

Klammeraffe

Klammeraffe

Fledermauspärchen

Fledermauspärchen

merkwürdige Formation einer Luftwurzel

merkwürdige Formation einer Luftwurzel

Termitenbau um eine Astgabel

Termitenbau um eine Astgabe

gelegentlich verlief der Pfad in Strandnähe

gelegentlich verlief der Pfad in Strandnähe

Überbleibsel aus Goldgräberzeiten

Überbleibsel aus Goldgräberzeiten

dieses und das folgende Bild: Verwandte des Quetzal

dieses und das folgende Bild: Verwandte des Quetzal

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Kaputzineraffe

Kaputzineraffe

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Die 1 kg schwere Kröte

Die 1 kg schwere Kröte

28.11.2013

Eigentlich hätte ich heute ausschlafen können, aber da habe ich wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gegen halb Sechs beginnen die Brüllaffen ihren „Wechselgesang“ mit dem sie ihre Reviere markieren. Der ohrenbetäubende Lärm ist kilometerweit zu hören, so dass die Papageien ein wenig später ihren Einsatz im gemischten Chor nicht verpassen. Sie fliegen immer paarweise, nie ohne sich dabei lautstark zu unterhalten.

Hellroter Ara

Hellroter Ara

Ich habe also reichlich Zeit nach dem Duschen den Kolibris, welche die blühenden Sträucher um meine kleine Terrasse unaufhörlich besuchen zu beobachten. Einer dieser 6 bis 7 Zentimeter großen Winzlinge, er trägt ein metallic grünes Barrett, scheint der Platzhirsch zu sein. Eifersüchtig vereitelt er jeden Versuch seiner Konkurrenten vom Nektar seiner Blüten zu naschen.

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mein "Haus-Kolibri"

mein „Haus-Kolibri“

Nach dem Frühstück und einem ausführlichen Telefonat mit Edith, die ja leider all das nicht mehr mit mir teilen kann, weil sie die Restaurierungsarbeiten zu Hause begleitet, versuche ich den Rücktransport des Motos auf die Straße zu organisieren. Morgen Früh um 7.30 Uhr werde ich mit dem Moto auf einem Truck den Rückweg über die unsägliche Piste antreten, deren zu querende Wasserläufe in den letzten Tagen deutlich angeschwollen sind. Danach werde ich aufsatteln und die knapp 160 Kilometer bis zur Grenze in Angriff nehmen.

upgegradete Dschungel-Hütte

upgegradete Dschungel-Hütte

29.11.2013                 Kilometerstand:  74 081  km

Wie gewohnt sorgen auch heute die Brüllaffen dafür, dass ich das Klingeln meines Weckers nicht verschlafe. So bleibt mir nach dem Packen noch reichlich Zeit mich von meinen kleinen gefiederten Freunden auf der Terrasse zu verabschieden.

Abschied von meinem Kolibri

Abschied von meinem Kolibri

Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt stehen die Jungs mit ihrem potenten Pick Up auf der Matte. Bei aller lateinamerikanischen Improvisation gehen sie sehr professionell gezielt zur Sache. Im Nu ist das Moto sicher verzurrt und die Fuhre startklar.

Verzerrung des Motos

Verzurrung des Motos

Lana, die Dueña der Dschungel-Lodge, besteht darauf, dass ich dem Pick Up auf dieser rauen Piste in ihrem bequemen Land Rover folge. Nach etwa 40 Kilometern und nach Durchfahren aller Wasserläufe manövrieren sie den Pick Up im rechten Winkel zur Piste gegen eine Böschung von wo man das Moto problemlos auf die Straße bringen kann.

Abladen des Motos

Abladen des Motos

Ich verlasse die Halbinsel auf der malerischen Straße um den Golfo Dulce und bin nach über einer Stunde wieder an der Panamericana auf der ich nach weitern 60 Kilometern den Grenzort Paso Canoas erreiche. Er erinnert mehr an einen gigantischen Basar, denn an eine geordnete Grenze, die man auf den ersten Blick auch gar nicht ausmacht. Eine große Kreuzung nach allen Seiten von bunten Verkaufsständen gesäumt an denen ein munteres Treiben herrscht, Autos, die sich ihren Weg im Schritttempo durch eine bunte Menschenmenge bahnen und Polizisten, die als schmückendes Beiwerk das Chaos zieren. Natürlich fahre ich in dieser  unübersichtlichen Szenerie erst einmal zu weit und bin schon in Panama, – also wieder zurück zur Ausreise. Einen ambulanten Süßiwaren-Händler bitte ich auf das bepackte Motorrad aufzupassen während ich das Moto abmelde und meinen Stempel in den Pass bekomme, was sich als relativ problemlos erweist. Als ich meinem Parkwächter meine letzten 3000 Colones, das sind etwa  5 €, aushändige, kommt ein englischer Biker auf mich zu um mich zu fragen wie ich das Moto heim transportiere. Wir vereinbaren im Mail-Kontakt zu bleiben, damit ich ihm den Preis für das „Shipping“ meines Bikes mitteilen kann.

Panamá

Auf der panamaischen Seite sieht zunächst mal Alles ganz easy aus. Nach einigen Stationen lande ich bei der Migración. Die hübsche junge Dame hinterm Schalter mustert meinen Pass, dann mich und möchte plötzlich 500.- US$ von mir sehen! Wie bitte, sie will 500 $ von mir haben? Nein nicht haben, sehen möchte sie das Geld! Ich habe aber nur 120 $. Ich reise doch nicht durch Lateinamerika mit soviel Bargeld in der Tasche. Ich zeige ihr meine Kreditkarte, was sie aber in keiner Weise beindruckt. Sie besteht darauf Efectivo (Bargeld) oder eine Confirmación (Bestätigung) von meiner Bank in Deutschland, dass ich soviel Geld besitze. Letzteres scheint mir ein unmögliches Unterfangen, wie sollte ich am Freitag Abend meine Bank erreichen? Also ist ein ATM die einfachste Lösung. Vor dem ATM wartet eine Schlange von wenigstens 50 Leuten, die Alle das gleiche Problem haben. Mein Guía zeigt mir einen anderen ATM vor dem nur 4 Leute warten und wo ich den geforderten Betrag auch rasch bekomme. Zurück zur Migración komme ich diesmal an einen anderen Schalter, Stempel in den Pass, Gesichtsscanner, fertig. Auf die Frage ob er meine „Dollares“, die ich so mühsam angeschafft habe nicht sehen möchte, winkt er lächelnd ab. Aber jetzt geht’s erst richtig los, ich muss zum Zoll für die „Importación Temporal“. Hinter der Scheibe, vor der eine große Traube von LKW-Fahrern in feucht-schwüler Luft schwitzend auf ihre Abfertigung wartet, tänzelt ein etwa 50-jähriger Zollbeamter mit Panama-Hut sehr geziert im Paso Doble auf und ab um die Zollunterlagen der einzigen Mitarbeiterin, die diesen Namen auch verdient, zur Bearbeitung vorzulegen. Hin und wieder werden ein paar Namen aufgerufen und anschließend vielstimmig wiederholt in die Halle geschrien, weil die Betreffenden in ihrer Verzweiflung längst das Weite gesucht haben. Bei dem Lärm der in der Halle mit laufendem Motor wartenden Lastzüge ist es extrem schwer etwas hinter der Scheibe des Schalters Gesprochenes zu verstehen. Geschlagene eineinhalb Stunden warte ich auf den begehrten Stempel auf meinem Papier, Zeit genug um etliche Bekanntschaften zu machen, sich über die Gepflogenheiten an lateinamerikanischen Grenzen auszutauschen und sich den gekonnten Tanzschritt unseres Zollbeamten einzuprägen. Der letzte Schritt für den perfekten Grenzübertritt in Zentralamerika ist die „Fumigación“, die Desinfektion des Motos, die zwar nur einen Dollar, aber wieder Zeit kostet, Ausfüllen eines Formulars am Computer von einem ausgewiesenen PC-Experten, mehrere Stempel und Unterschriften. Fertig, jetzt muss ich nur noch bei zwei Kontrollposten, die im Abstand von einigen hundert Metern stehen Pass und Einfuhrpapiere vorzeigen und schon bin ich durch, über drei Stunden nach meinem Eintreffen! Auf den folgenden 100 Kilometer ist die Panamericana autobahnähnlich ausgebaut, so dass ich nach etwa einer Stunde mein Tagesziel David erreiche, wo ich das heute Erlebte bei einem kühlen Getränk absacken lassen kann.

30.11.20113

Heute stehen 360 Kilometer bis Playa Coronado auf dem Programm, der für mich letzten Station vor Panama City. Wie schon seit der Grenze führt die Panamericana, die auf den ersten 100 km nach David in hervorragendem Zustand ist, hier durch ebenes Gelände, danach wird es mittelgebirgig und der Straßenzustand übelst, so dass man ständig Schlangenlinien fährt um die komfortabelste Spur zu finden. In einer Entfernung von 30 bis 40 Kilometern begleiten mich die Ausläufer der Codillera Central, die etwa in Höhe meines heutigen Zieles, Playa Coronado, ausläuft. An der Grenze konnte ich in Erfahrung bringen, dass für Panama ein Tempolimit von 100 Km/h gilt. Meist halte ich mich in großzügigen Grenzen daran, dennoch muss man beim Überholen auf der heute nur zweispurigen Straße den Gashahn gelegentlich etwas aufdrehen. So kommt es wie es kommen muss. Eine Motorradstreife erwartet mich und winkt mich raus. Wir wechseln ein paar freundliche Floskeln, er prüft meine Papiere und meint schließlich ich sei 113 km/h gefahren und in einer „Zona Poblada“ (ein Bereich in dessen Umgebung Menschen wohnen, kein Ort) dürfe man nur 80 fahren. Er erklärt mir dann noch, dass man in einem „richtigen Ort“, also wo z.B. ein Mc Donalds ist, nur 50 fahren dürfe. Er demonstriert dann ganz wichtig seine Radarpistole. Ich glaube so ein Modell haben sie eine Zeit lang in der „Kinderstube“ in Erlangen zum Verkauf angeboten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Gerät funktioniert, aber dafür hat er mein Tempo recht gut geschätzt! Ich denke er weiß, dass jeder Ausländer der die Grenze passiert hat mindestens 500 $ in der Tasche hat und daran möchte er partizipieren. „Colaboración“ nennt man das hier. Wie viel darf’s denn sein möchte ich wissen als er seinen Quittungsblock vorbereitet. „Cincuenta Dolares“, 50 $ möchte er von mir. „Demasiado mucho“, zu viel, halte ich entgegen, dafür dass es das erste Mal ist, sogar viel zu viel, denn ich muss ja noch tanken und vor Allem das Moto nach Deutschland bringen. Und wenn ich Weihnachten nicht zu Hause bin, wo zehn hungrige Mäuler darauf warten, dass einer die Weihnachtsgans bezahlt und zubereitet, dann wird das ein sehr trauriges Fest. Er schluckt kurz, ob denn 30 $ auch zu viel seien? Na ja ich habe leider nur 20 $ Noten und wechseln kann er auch nicht. Er ermahnt mich noch, das Geld nicht so offen in der Hand zu halten, „los conductores“ (die vorbeifahrenden Autofahrer könnten das ja sehen!) schließlich nimmt er die zwanzig Dollar und gibt mir dafür etwa im gleichen Wert noch jede Menge guter Ratschläge mit auf meinen weiteren Weg. Nach viereinhalb Stunden erreiche ich mein Hotel bei Playa Coronado, wo leider das Internet gerade ausgefallen ist. Das wird sich hoffentlich morgen ändern. Jetzt gehe ich erst mal runter zum Strand, es wird sicher das letzte Mal in diesem Jahr sein, denn ich kann mir nicht denken, dass der „Lago di Dechsi“ in Erlangen schon die richtige Temperatur hat.

01.02.2013                            Kilometerstand:   74 444  km

Zur Linken passiere ich die letzten Ausläufer der „Cordillera Central“ die nach etwa  50 Kilometern, der Hälfte der heutigen Etappe, praktisch „im Sande verläuft“. Die autobahnähnlich ausgebaute Panamericana führt kurz vor Panama City bei Paraiso mit der gewaltigen „Centennial-Brücke“ über den Panama-Kanal. Ich muss hier unbedingt anhalten um ein Foto zu schießen. Leider spinnt mein Navi heute total, oder die angegebenen Koordinaten sind völlig verkehrt. Also fahre ich ohne Plan erst mal ins Zentrum.

die Panamericana führt auf dieser Brücke über den Panamakanal

die Panamericana führt auf dieser Brücke über den Panamakanal

Panama Kanal

Panama Kanal

Bei Mc Donalds stelle ich das Moto ab, da man dort immer WiFi hat, denn ohne Stadtplan dieses kleine Hotel zu finden dürfte nicht einfach werden. Alexandre, ein Biker aus Lausanne, der seit Jahren in Panama City lebt und dort mit seiner Partnerin gerade einen Kaffee trinkt, bietet mir seine Hilfe an. Die beiden begleiten mich spontan zum Hotel. (Merci beaucoup Alexandre!). Gerade schreibt mir Paul, dass er Alexandre auf seiner PanAm Tour im Dezember vor 3 Jahren an einer Tankstelle getroffen habe wobei dieser ihm einen panamaischen Wimpel mit auf den Weg gegeben habe. Ist das nicht total verrückt? So klein ist die Welt! Mit dem Abladen des letzten Gepäckstücks setzt ein unglaublicher Platzregen ein, der die Straßen sofort massiv unter Wasser setzt, – Schwein gehabt!

Alexandre aus Lausanne, der in Panama wohnt, lotst mich durch die Innenstadt zum Hotel

Am Ziel, Alexandre aus Lausanne, der in Panama wohnt, lotst mich durch die Innenstadt zum Hotel

Panama mit seinen 3,4 Millionen Einwohnern ist flächenmäßig knapp so groß wie Österreich aber nur halb so dicht besiedelt. Das entlang des 9. Breitengrades nach Ost-West ausgerichtete Land ist die schmalste Stelle Zentralamerikas und bildet das Bindeglied zwischen dem nord- und dem südamerikanischen Kontinent. Die „Carretera Panamericana“ endet hier im undurchdringlichen Dschungel des „Darién Gap“. Der 1914 fertiggestellte Panama-Kanal durchschneidet das Land in Nord-Süd Richtung. Die Idee an dieser Stelle eine Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik zu schaffen um die nicht ungefährliche Umschiffung Kap Horns zu umgehen ist uralt. Anfang des 16. Jahrhunderts ließ Carlos I. die Möglichkeit prüfen hier einen Kanal zu schaffen. Schließlich wurde der Erbauer des Suez-Kanals, Ferdinand de Lesseps, von Kolumbien, dessen Provinz Panama zu diesem Zeitpunkt war, 1878 beauftragt den Kanal zu bauen. Nach hohen Verlusten, 22000 Menschen starben durch Gelbfieber und Malaria, wurden die Arbeiten knapp 10 Jahre später eingestellt. Im Jahre 1903 verkaufte Panama gegen den vergeblichen Widerstand Kolumbiens die Rechte am Kanal an die USA und erklärte seine Unabhängigkeit. Ein Jahr später begann der Weiterbau, zehn Jahre danach konnte das erste Schiff den Kanal befahren. Die USA, die sich zunächst die Rechte über die Kanalzone, einem beiderseits 8 km breiten Streifen, für alle Zeit vertraglich gesichert hatten übergaben erst 1999 unter Präsident Carter die volle Souveränität über den Kanal an Panama. Nachdem der damalige panamaische Präsident unter ungeklärten Umstände bei einem Flugzeugabsturz um’s Leben kam trat Noriega seine Nachfolge an und errichtete eine blutige Diktatur, die darin gipfelte dass er 1989 den USA, die Panama mit einem Handelsembargo belegt hatten, den Krieg erklärte! Wie nicht anders zu erwarten ging es dumm für ihn aus. Nachdem er seine 18-jährige Haftstrafe abgesessen hatte wurde er an Frankreich ausgeliefert, wo er für weitere 10 Jahre in Haft bleibt. Heute ist Panama ein demokratisch regiertes Land, das sich gerade in einem sehr ruhigen Wahlkampf befindet, den man eigentlich nur aufgrund der Plakate wahrnimmt.

02.12.2013

Heute ist Montag und ich sitze in der Falle. Ich wollte heute Morgen den Transport des Motos organisieren, habe schon Alles entsprechend verpackt um dann zu erfahren, dass heute in Panama ein nationaler Feiertag ist. Ganz überraschend übrigens, denn es gibt hier ein Gesetz das es vorschreibt, dass Feiertage die auf einen Donnerstag fallen kurzerhand auf den folgenden Montag verlegt werden, damit die Panamaer ein langes Wochenende haben. So ein Feiertag war am 28. November, Pech für mich!

Aber auch Gelegenheit viele unerledigte Sachen abzuarbeiten und die Dinge zu sortieren, die ich mit dem Moto zusammen auf die Reise schicken möchte um nur noch Handgepäck zu haben. Am frühen Nachmittag treffe ich mich mit Phil, meinem Biker-Freund aus London, der sich zwecks Verschiffens seines Bikes an meine Fersen geheftet hat, auf ein Bierchen im Straßencafé. Wir beschließen morgen gemeinsam um 9 Uhr bei „Panamá Soluciones“ auf der Matte zu stehen.

03.12.2013

Als ich heute früh, noch etwas verschlafen, das Bad betrete stehe ich erst einmal im Wasser. Der Wasserzulauf der Toilettenspülung ist undicht und sorgt schön langsam für eine Überschwemmung. Duplizität der Ereignisse, wie bei uns zu Hause! Nur geht das hier erheblich glimpflicher ab. Bei „Panamá Soluciones“ stellt sich heraus, dass Señor Fuentes mit der ich seit Tagen Mails austausche eine sympathische Señorita ist, – auch Recht. Sehr zügig aber auch humorvoll macht sie Phil’s und mein „Paperwork“ fertig und bestellt uns für Morgen zum Flughafen wo die Bikes auf eine Palette geschnallt und mit Plastikfolie eingepackt werden, „listo“ (fertig). Allerdings habe ich dann morgen Nachmittag keinen fahrbaren Untersatz mehr. Trotzdem werde ich noch einige Tage hier verbringen müssen, da es scheinbar nur einmal wöchentlich einen Direktflug nach Frankfurt gibt. Eigentlich wäre jetzt Zeit genug zum Friseur zu gehen. Aber nach meinen schlechten Erfahrungen vom letzten Mal in Santa Fe / New Mexico habe ich diesbezüglich erhebliche Bedenken. Ich bat die Friseuse meine Haare nur ein wenig zu kürzen, damit ich auf dem Moto besser sehen könne wohin ich fahre. Ich möchte nicht aussehen wie ein „Marine“, informierte ich sie. Als ich nach der „Intensivbehandlung“ auf die Straße trat war ich entsetzt als mich zwei des Wegs kommende junge Marines sehr zackig grüßten, vermutlich weil sie mich für einen Veteranen der „Leathernecks“ hielten!

04.12.2013                        Kilometerstand:  74 630  km

Nach knapp 24 000 Kilometern auf dem nordamerikanischen Kontinent nimmt unser Moto heute die letzten 35 km unter die Räder, erst durch den dichten und wie immer chaotischen Verkehr der Innenstadt, vorbei an ungezählten Wolkenkratzern, dann entlang der Pazifikküste bis zum Flughafen wo Phil und ich einen Stempel in unsere Pässe bekommen, die bestätigen, dass die Motos wieder ordnungsgemäß ausgeführt sind, da wir sonst nicht ausreisen dürften. Ansonsten sieht man hier Alles sehr locker. Von unseren Vorschriften, sauberes Bike, maximal 4 l Sprit, Batterie abklemmen, kennt man hier nichts. Also lasse ich die Batterie angeschlossen und Sprit ist auch noch genug drin. Das Windschild montiere ich allerdings ab da sich der Flugpreis nach dem Volumen berechnet. Danach wird das Moto auf eine Palette gespannt und einschließlich all meines Gepäcks mit Folie umwickelt, – ready for „Take Off“! Heute Nacht geht’s ab nach München. Ich werde morgen Früh noch zum „San Blas Archipiélago“ fahren, das aus Hunderten kleiner und kleinster Inseln vor der panamaischen Karibikküste besteht. Die dort lebenden Kuna-Indianer genießen weitgehende Autonomie. Mehr dazu wenn ich wieder zurück bzw. zu Hause bin, da auch die entsprechenden Kabel zur Übertragung der Fotos schon auf dem Heimweg sind, damit ich nur mit Handgepäck reisen kann.

Demontage von Windschild und Spiegeln

Demontage von Windschild und Spiegeln

fertig zum Abflug!

fertig zum Abflug!

05.12.2013

Bereits um sechs Uhr morgens werde ich am Hotel abgeholt und zu einer Agentur im Süden der Hauptstadt gebracht vor der schon mehrere Gruppen, meist junger Leute, auf die Einteilung zur Fahrt zum San Blas Archipel warten. Auf den ersten 80 Kilometern folgen wir im  Allrad Jeep der Panamericana in Richtung Darién Gap um dann im rechten Winkel auf die sehr steile und kurvige Straße nach Carti abzubiegen, vor wenigen Jahren noch eine raue Schotterpiste, die aber mittlerweile vorbildlich geteert sogar mit einer Brücke über den klaren Gebirgsfluss punkten kann. Nach weiteren 80 Kilometern „Achterbahnfahrt“ durch dichten Dschungel erreichen wir eine kleine Grenzstation. Stolz im Wind flatternd kündet eine rot-gelb-grüne Flagge, dass wir Guna Yala, das Land der Kuna Indianer betreten, das aus einem schmalen 200 Kilometer langen Küstenstreifen, der sich bis an die kolumbianische Grenze erstreckt und dem San Blas Archipel besteht. Wir müssen unsere Pässe vorzeigen, die akribisch geprüft werden. Bis 2010 hatten die Kuna noch ihre Revolutionsflagge, ein spiegelverkehrtes Hakenkreuz auf gelbem Grund. Das Hakenkreuz symbolisierte einen Oktopus, in der Mythologie der Kuna den Schöpfer der Welt.  Wenige Kilometer weiter warten an einer Lagune einige Boote, die uns zu uns zu verschiedenen Inseln des Archipels bringen werden. Von den knapp 400 Inseln des Archipels sind nur etwa 60 bewohnt. Die 30000 Einwohner sind tief in ihrer Tradition verwurzelt. Das Land gehört Allen, es darf weder verkauft noch verpachtet werden, nur Kuna dürfen hier leben. Sie haben 1925 in einem revolutionären Kampf die panamaischen Polizisten und Militärs von ihren Inseln vertrieben und sich damit ihre Unabhängigkeit von Panama erkämpft, die sie bis heute bewahren konnten. Mit dieser Autonomie erreichten sie einen einmaligen Status unter den indigenen Völkern Lateinamerikas. Die Gesellschaftsform ist das Matriarchat, sie pflegen ihre eigene Sprache. Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Kokosnuss das Zahlungsmittel. Der Fischfang in den fischreichen Korallenriffen, wo sie auch Langusten, Krabben und Muscheln finden, ist neben den Erträgen der Kokospalmen eine wesentliche Lebensgrundlage. Gelegentlich fahren sie auch in ihren Einbäumen zum Festland um dort im dichten unberührten Dschungel auf Jagd nach Leguanen oder auch kleinen Säugern zu gehen. Beeindruckend sind die bunten Trachten der Kuna-Frauen, die man leider nicht fotografieren darf. Sie tragen die traditionelle „Mola“, eine kunstvoll, aufwendig gestickte Bluse, einen bunten Wickelrock sowie mit Perlenketten umwickelte Unterarme und Waden, ein rotes Kopftuch kennzeichnet die Verheirateten.

Kuna Indianer wartet an der Lagune

Kuna Indianer wartet an der Lagune

von der Lagune ins offene Meer

von der Lagune ins offene Meer

Die erste bewohnte Insel

Die erste bewohnte Insel

Kuna Frauen in ihren bunten Trachten beim Plausch

Kuna Frauen in ihren bunten Trachten beim Plausch  (näher ging nicht!)

Unser Boot ist international besetzt als es ablegt,  mit Kolumbianern, einem mexikanischen Pärchen im Honeymoon, einem italienischen Paar und mir als Deutschem. Über eine Stunde dauert die Fahrt zu unserer kleinen Insel „El Diablo“. Ich schätze sie war nur unwesentlich größer als mein Grundstück zu Hause. Die vier oder fünf Hütten der Einwohner haben Wände aus locker miteinander verknüpften Bambusstäben und sind mit Palmenstroh gedeckt. Für Übernachtungsgäste gibt es noch einige kleinere Hütten direkt am Wasser, die in gleicher Weise konstruiert sind. Alles sehr „basic“ aber romantisch, sofern man zu zweit ist. Zum Mittagessen gibt es frisch gefangenen gegrillten Fisch, zum Nachtisch Ananas vom Festland, wo es eine kleine Finca gibt, aus der die Früchte stammen. Leider kann ich nicht bis abends bleiben, denn dann gibt es Langusten „satt“. Nachmittags um vier werde ich wieder zum Festland gebracht, damit ich meinen Flieger morgen Früh nach Frankfurt nicht versäume. Bis dahin genieße ich noch das klare, warme Wasser und lasse mich von Farbspiel, das die karibische Sonne auf dem Meer treibt, verzaubern, –  schneeweiße, feinste Sandstrände, hellgrünes bis tief blaues Wasser, Palmen, die sich sanft im Wind wiegen.

jeder Kuna besitzt einen Einbaum

jeder Kuna besitzt einen Einbaum

"Pesca del Día"

„Pesca del Día“

Languste im Schatten einer Palme auf's Dinner wartend

Languste im Schatten einer Palme auf’s Dinner wartend

zur Siesta wie geschaffen

zur Siesta wie geschaffen

im Einbaum auf Langustenjagd

im Einbaum auf Langustenjagd

Touristen Hütte Innenansicht

Touristen Hütte

Touristenhütte Innenansicht

Touristenhütte Innenansicht

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PanAm 2011 – 2013

 

Es war ein Traum den wir tatsächlich lebten, eines so intensiven Lebens, dass nicht einmal ein schwerer Unfall, der uns auf halber Strecke ereilte, es vermochte die Sehnsucht nach der Fortsetzung dieses Traumes erlöschen zu lassen. Zwischen Arktis und Antarktis folgten wir von Alaska nach Feuerland dem Lauf der Sonne auf ihrer Wanderung nach Süden. Wir lebten im Einklang miteinander und im Gleichklang mit der Natur in deren Rhythmus wir reisten. 

 

 

6 Kommentare

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  1. Derhutzt Euch nicht 🙂

  2. Einen schönen letzten Abend über den Gipfeln und viel Erfolg morgen beim Verladen und der Abfahrt mit dem Cummins Diesel. Ps: Moped ordentlich vertäuen!! Grüsse und weiterhin gute Fahrt- aus der Iguana Lodge, Felix

  3. Wonderful pictures in your last post. Gorgeous birds and animals. Its a real treat to see. Thanks.
    We are now back in France – until tomorrow. You are better in the warmth of Central America.
    All the best, Fiona and Richard (also travelling through San Miguel de Allende back in October).

    • Fritz Kastellan auf 03.12.2013 bei 14:32
    • Antworten

    Hallo Peter,

    zu Deinem vorletzten Reisebericht gestatte mir eine kleine Korrektur vorzunehmen, nachdem meine Frau als Österreicherin fast der Schlag gerührt hat. Österreich hat 8,5 Mio. Einwohner und ist damit mehr als doppelt so groß wie Panama.

    Trotzdem wünsche ich Dir eine gut Heimreise und das alles gut klappt mit der Versendung des Mopeds.

    Nix für ungut.

    Fritz

    ooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo

    Lieber Fritz,

    Deine Frau hat natürlich Recht! Ich hatte mich da etwas missverständlich ausgedrückt, denn ich meinte flächenmäßig, was ich jetzt nachträglich korrigiert habe.

    Peter

  4. Im Bad war ja auch kein Wasser; es war im Pool 😉

    ooooooooooooooooooooooooooooo

    ja, so lange wollte ich jetzt hier nicht warten !!

    • Peter Remedios auf 11.03.2014 bei 17:53
    • Antworten

    Hi Peter,

    We finally had a chance to visit your blog and review your various tours and photos. You’ve certainly had some incredible adventures! Such travel is something that we aspire to, so your journeys are quite an inspiration. Again, it was a pleasure to meet you in Costa Rica (Finca Bellavista) and if you’re ever in Toronto (you mentioned that only your bike has ventured to our fair city to date), please do let us know. It would be a privilege to see you again (and hopefully meet your wife as well). Until then, take care.

    Your friends,

    Peter & Tara Dos Remedios
    Toronto, Canada

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