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Victoria

 

 

27.10.2015                                   Kilometerstand: 28 000 km                          Batemans Bay  –  Lakes Entrance

Auf dem Princess Hwy geht weiter Richtung Süden. Nur die begeisternde, ungewohnt abwechslungsreiche Landschaft vermag uns mit den sibirischen Wetterbedingungen zu versöhnen. Das Thermometer fällt vorübergehend bis auf 14°C, gleichzeitig ist es windig später sogar stürmisch. Zur Linken bieten sich immer wieder interessante Ausblicke auf kleinere und größere Buchten, später führt der Hwy weg von der Küste durch die Ausläufer der Snowy Mountains auf ungewohnt kurviger Streckenführung bergauf, bergab. Die liebliche Landschaft mit ihren saftig grünen Wiesen erinnert stark an unser Voralpenland. Leider Hat man auf diesem relativ engen Highway kaum einmal Gelegenheit zum fotografieren schöner Motive anzuhalten, weshalb oft die Schilderung mit dem Foto nicht im Einklang steht. Nach 400 Kilometern Fahrt unter oft regenschwangeren Wolken zeigt sich dann auf den letzten Metern vor unserem Ziel Lakes Entrance doch noch die Sonne.

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28.10.2015                              Kilometerstand:  28 450 km                                                Lakes Entrance

Der Ort ist nach einem Durchbruch durch den Ninety Mile Beach benannt, der die 400 qkm große, von Flüssen aus den Snowy Mountains gespeiste  Gippsland Seenplatte mit der Tasmanischen See verbindet. Das dicht bewachsene Dünensystem des   Ninety Mile Beach, das wir uns heute in einer fünfstündigen Wanderung erschlossen haben, erinnert stark an die Kurische Nehrung. Das war gleichzeitig der ultimative Test für die Einsatzbereitschaft meines Sprunggelenkes. Die Norfolk Island Pine Trees erinnern mit ihrer auffälligen Wuchsform entfernt an die in den Anden  Patagoniens vorkommenden Araukarien, mit denen sie auch genetisch verwandt sind.

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Fischereihafen von Lakes Entrance

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Strandpromenade mit „Norfolk Island Pine Trees“

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Fußgängerbrücke über’s Inlet zum Ninety Mile Beach

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feinster Sandstrand erinnert an die Côte d’Argent…

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… nur dass der Ninety Mile Beach etwa 150 km misst

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Strand am Inlet

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Schwäne auf dem Inlet

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die schwarzen Schwäne leben zu Tausenden auf der Gipsend Seenplatte

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ein wunderschöner Tag geht zu Ende

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29.10.2015                                                   Lake Entrance

Heute Nachmittag versuchen wir uns auf einem Katamaran die enorme Ausdehnung der Gippsland Lakes zu erschließen von der wir schließlich sehr beeindruckt waren. Die Seenplatte ist nicht nur ideales Habitat für zahllose Seevögel sondern auch für gestresste Großstädter, die sich auf einer der zahlreichen Inseln oder an den Ufern kleiner Buchten oft beachtliche Refugien eingerichtet haben.

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der Entrance, Zugang der Seenplatte zur Bass Strait der Tansanischen See

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Flagge der Christlichen Seefahrt Australiens

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ganz pfiffige Hängematten-Halterung

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Painsville in einer kleinen Bucht des Lake King gelegen

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Painsville

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30.10.2015                                  Kilometerstand: 28 450 km                                Lakes Entrance  –  Melbourne

Den Plan zwei Tage im Wilsons Promontory NP mit seinem reichen Wildlife verbringen zu können müssen wir leider wegen „No Vacancy“ aufgeben. Keine Unterkunft, weder im Park noch außerhalb im Umkreis von 60 Kilometern. Also fahren wir ohne Umwege nach Melbourne.

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Auf dem Weg dorthin besuchen wir in Bairnssdale die St. Mary’s Church, die für ihre prächtigen Deckengemälde bekannt ist. Da gerade eine Messe stattfindet können wir keine detaillierteren Aufnahmen machen.

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Am frühen Nachmittag suchen wir unsere gebuchte Unterkunft, ein B&B, in Melbourne. Wir sind nicht schlecht erstaunt als uns das Navi vor ein prachtvolles Haus im viktorianischen Stil führt. Es liegt an der Bucht von Melbourne, Port Phillip Bay. Unser Gastgeber hat mir telefonisch Anweisungen gegeben, wie wir ins Haus kommen und mich auch davon in Kenntnis gesetzt, dass uns dort ein ganz braver „Bulldog“ erwartet. Auch das Interieur des Hauses sprengt unsere Vorstellungen von einem B&B.

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Außenansicht unseres B&B in Melbourne,  gesamte 1. Etage rechts

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Innenansicht: Entrée unseres B&B

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Blick vom Balkon des B&B auf die Bucht von Melbourne (erinnert an „Promenade des Anglais“ in Nizza)

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„Daphne“, die Hüterin des B&B

Gary und Dimple sind reizende Gastgeber, wir dürfen die gesamte Wohnung einschließlich des riesigen Balkons nutzen, nur sollten wir wegen des Hundes auf jeden Fall unser Zimmer und das Bad geschlossen halten. Daran hätten wir uns auch halten sollen, dann wäre es mir sicher erspart geblieben in Abwesenheit der Beiden kurz vor Mitternacht die Wohnung mit dem Staubsauger auf Vordermann zu bringen. Die Tür unseres Schlafzimmers war versehentlich offen geblieben, was Daphne natürlich nicht entgangen war. Müsli mag sie scheinbar für ihr Leben gern. Also macht sie sich über Ediths Vorräte her, frisst sie so gut es eben geht und verteilt den Rest einschließlich der zerfetzten Schachtel auf dem Boden im gesamten Wohnbereich während wir nichts ahnend den lauen Abend auf dem Balkon genießen.

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wir genießen unseren ersten Abend in Melbourne

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Aufräumarbeiten vor dem Zubettgehen

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zum Nachtisch wird noch die Ecke unseres Bettes bearbeitet

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danach hängt völlig erschöpft die Zunge fast bis zum Boden

vom Geräusch des Staubsaugers lässt sie sich nicht weiter stören. So geht unser erster Tag in Melbourne zur Neige.

 

31.10 – 6.11.2015                                 Kilometerstand:  28 800 km                                        Melbourne

Gary erzählt, dass dieses Haus in den Zwanzigern kein Hotel, wie im Giebel zu lesen ist, sondern ein verrufenes Pub für Seeleute war. Natürlich fanden sich auch die passenden Damen ein. Was sich in der ersten Etage einer solchen Spelunke abgespielt haben mag darüber möchte er gar nicht spekulieren. Auf jeden Fall war die Seafront in diesem Bereich noch bis vor etwa zwanzig Jahren eine „No Go Area“ in die noch nicht einmal die Polizei gekommen sei.

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leckeres Frühstück am Strand vor unserem B&B, gegrillte Avocado mit pochiertem Ei

Melbourne, die Stadt am Yarra River ist mit ihren 4 000 000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria. In den Straßen nördlich des Federation Square, Flinders, Collins und Bourke Street und den vielen „Lanes“, engen Steitensträßchen, von denen die meisten mit Schirmen oder Markisen überdacht sind, herrscht reger Betrieb und babylonisches Sprachengewirr. Geschäfte aller Kategorien und Preisklassen, Pubs, Cafés, kleine Restaurants  existieren hier auf engstem Raum nebeneinander. Straßenmusiker und Gaukler tragen zur fröhlichen Stimmung bei. Die Architektur  des Federation Square, dem zentralen Platz Melbournes, ist aus allen Perspektiven ausgesprochen gewöhnungsbedürftig.

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Melbourne CBD, Geschäftszentrum am Yarra River

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Downtown aus dem 88. Stock

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Federation Square vom Eureca Skyscraper, mutet von oben an wie verbeulte Container!

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Federation Square

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Bourke Street

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Halloween forever

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für dieses Graffiti eines Aboriginal sollte der Künstler schwindelfrei sein

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auch die Container mussten dran glauben

Die Melbournians sind absolut sportbegeistert. Die erste Olympiade der südlichen Hemisphäre fand 1956 hier statt. Weitere Leidenschaften gelten dem Cricket, dem einzigen Ballspiel das wegen einer Teepause unterbrochen wird, dessen Regeln aber niemand versteht, den ich je gefragt habe, dem Football, der mehr dem amerikanischen football ähnelt, jedoch nicht ganz so grob ist, Socker, gleich unserem Fußball, natürlich dem Tennis, die Australian Open, die Boris Becker und Steffi Graf mehrfach gewannen, werden jährlich hier ausgetragen, ebenso wie die Formel 1 Rennen. Das heißeste Ereignis aber, dem sogar ein offizieller Feiertag verdankt wird, ist der Melbourne Cup, das höchstdotierte Pferderennen der Welt. Dieser Cup findet am Dienstag den 3. November statt  und versetzt die Stadt in einen Ausnahmezustand. Die meisten Melbournians nehmen den Montag als Brückentag um sich auf das Ereignis vorzubereiten oder aus der Stadt zu verschwinden. Es ist Usus, sofern man nicht zum Rennen selbst geht, Parties zu veranstalten bei denen erwartet wird, dass die Damen, wie zum Rennen, mit extravagantem Hut oder mit einem „Fascinator“ (Hingucker, siehe Bilder) kommen. Zu einer solchen Party sind wir am Dienstag von Liz und Gerry eingeladen und sind voll gespannter Erwartung dort die von Gerry versprochenen „ocker Ozzies“ (verrückten Aussies) zu treffen.

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in den Hutläden herrscht reges Treiben

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die „Fascinators“ kosten richtig Geld!

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angeblich gibt es hier die besten Torten der Welt!…..

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…. stimmt! (Passionfruit Cheesecake)

01.11.2015

Morgen früh müssen wir zu BMW, der Vorderreifen ist nach über 16 000 Kilometern auf meist rauem Asphalt fällig. Danach werden wir Vorbereitungen für den Melbourne Cup und schließlich für Ediths Heimflug am 4. November treffen. Erst am 6.11. werde ich Melbourne Richtung Devonport verlassen, da ich für den 5.11. keinen Platz auf der Fähre bekommen habe.

03.11.2015

Spring Racing Carnival

Alljährlich am 1. Dienstag im November legen zehntausende von Melbournians ihr smartestes Outfit einschließlich eines Hutes an und machen sich auf den Weg zum Flemington Racecourse, im Nordwesten der Stadt, zu einem der größten Pferderennen der Welt, dem Melbourne Cup. Die „Glitterati“ wie die Schönen und Reichen hier heißen, verbringen den Tag in aufwändigen Gemeinschaftszelten, während die Anderen sich einen Platz auf dem Rasen oder der Tribüne suchen um sich am unvergleichlichen „People Watching“, einem tollen Pferderennen und an mehr als ein paar Gläsern „Bubbly“ zu ergötzen. Oaks Day, Derby Day at Flemington sind nur zwei von weiteren populären Rennen im Spring Racing Carnival.

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Bahnhof Melbourne South Cross, auf dem Weg zum „Flemington Race Course“

Wen es nicht nach Flemington zieht, der nimmt an einer der zahllosen Parties teil, die aus diesem Anlass stattfinden. Wir sind von Liz und Gerry zusammen mit 20 Gästen in ihr Haus nach Mt. Eliza eingeladen um an diesem Ereignis teilzunehmen. Das Hauptrennen startet um 15 Uhr, weshalb die Party bereits um halb Eins beginnt. Das Angebot an Getränken lässt keine Wünsche offen, der Lunch ist sehr reichhaltig und ausgesprochen lecker. Die Stimmung ist locker und ausgelassen. Kurz vor dem Rennen werden die „Sweeps“ gezogen, von denen man bis zu vier ziehen darf. „Sweeps“ sind Lose mit den Nummern der Pferde, die in unserem Fall 1 $ kosten, und auf die man für den ersten bis dritten Platz eine Prämie ausbezahlt bekommt. Entsprechend spannend ist es danach das Rennen, das ja nur wenige Minuten dauert, mit der ganzen Runde johlend im Fernsehen zu verfolgen, vor allem wenn man wie Edith mit ihrem Pferd den zweiten Platz macht und so seinen Einsatz verdoppelt.

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wer hat mein Glas geleert?

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kurz vor dem Start

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die Spannung steigt

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Edith hat auf’s richtige Pferd gesetzt

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ausgelassene Stimmung

 

05.11.2015

 

Die Hoffnung auf besseres Wetter, bei dem ich Melbourne und Umgebung heute noch ein wenig mit dem Moto erkunden könnte, zerschlägt sich mit einem gewaltigen Donnerschlag. Der Himmel öffnet seine Schleusen, ein beeindruckender Gewitterregen setzt die Straßen im Nu unter Wasser, die in unserer Seitenstraße geparkten Autos stehen fast bis zum Türschweller im Wasser, weil der Gully die Fluten nicht mehr fassen kann. Der Regen legt einen dichten, grauen Vorhang über die Bucht von Melbourne, so dass der nur 50 Meter entfernte Strand kaum noch auszumachen ist. Einzig die Palmen mit ihren dekorativen, vom Wind zerzausten Wedeln lassen Hoffnung auf sonnigere Zeiten keimen. Der richtige Tag zum Relaxen und Planen der nächsten Tage auf Tasmanien, die ja im Gegensatz zur bisherigen Tour durch das Retour Ticket auf sechs Tage begrenzt sind. Wenngleich die Nord-Süd Achse des kleinsten Bundeslandes Australiens nur knapp 300 Kilometer misst und man in nur drei Stunden die Strecke von Devonport nach Hobart, der Hauptstadt Tasmaniens bewältigen kann, so scheint ein längerer Aufenthalt auf der Insel sicher lohnend.

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nur die Palmen nähren noch  die Hoffnung auf besseres Wetter

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06.11.2015

 

Der Abschied von Melbourne fällt buchstäblich ins Wasser, weshalb ich die letzten zwei Stunden vor dem Einchecken auf der „New Spirit of Tasmania“ im Strand-Café gegenüber meines B&B verbringe. Rechtzeitig verziehen sich die Regenwolken, so dass ich den Hafen trockenen Fußes erreiche.

weiter bei Tasmanien

 

 

 

1 Kommentar

    • Fritz Kastellan auf 06.11.2015 bei 13:19
    • Antworten

    Hallo Peter,

    ich hoffe, das Wetter wird sich bald wieder zum Guten ändern, so dass Du Deine Reise, wenn jetzt auch allein, fortsetzen kannst, Ich hatte heute morgen bereits ein kurzes, freundliches Gespräch mit Deiner Frau in Eurem Vorgarten.

    Ich drücke Dir die Daumen für die nächsten Kilometer während Deines Australien-Abenteuers.

    Liebe Grüße

    Fritz

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