Namibia 2005

 

 

 

Eigentlich wollen wir schon im Februar unsere Tour durch Namibia starten. Da aber zu diesem Zeitpunkt Biggi und Klaus noch in großelterlichen Wehen liegen, beginnt sie mit erheblicher Verspätung erst am 16.4.2005.  Wie schon 2004 begrüssen uns Tafelberg und Lion’s Head bei unserer Ankunft in Kapstadt. Wir übernachten diesmal im Gouverneur Guesthouse in Camps Bay. Zum Abendessen wollen wir ins Summerville an der Strandpromenade gehen, machen aber enttäuscht wieder Kehrt, da sich das Angebot an Meeresfrüchten gegenüber dem Vorjahr erheblich verringert hat und man sich diese nicht mehr wie zuvor aus einer Vitrine mit riesigem Angebot aussuchen kann. Statt dessen gehen wir ins „Codfather“ wo wir das erwartete reichliche Angebot in allerbester Qualität vorfinden.

18.4.  Nach den nicht sehr guten Erfahrungen des letzten Jahres werden die Bikes diesmal bei „Karoo Biking“ gemietet. Es sind wenig gefahrene 1200 GS, die in der BMW-Niederlassung Kapstadt gewartet werden und die wir dort auch übernehmen. Auf der R27 geht es nordwärts über Bloubergstrand nach Yserfontein. Hier beginnt die 16 Miles Beach und der West Coast National Park. Im Gegensatz zu den eleganten Badeorten an der Garden Route ist hier die Sommerfrische der Buren. Viele Speisekarten sind nur africaans Sprechenden zugänglich. Dementsprechend  ist hier der Charakter der Küste und der Natur etwas wilder, rauher und unverdorbener aber ebenso faszinierend. Ein Eldorado für Surfer, Kiter und abgehärtete Schwimmer. Wir fahren weiter zur Lagune von Langebaan, einem einzigartigen Vogelschutzgebiet. Das paradiesische Leben hat sich in Vogelkreisen herumgesprochen. Neben den einheimischen Flamingos, Kormoranen und Pelikanen überwintern hier Hunderttausende von Zugvögeln, die teilweise von den Küsten Grönlands und des nördlichen Sibieren anreisen. Mittagessen im Strandloper in Langebaan. Hier geniessen wir ein vorzügliches Viergang-Menu mit Austern als Vorspeise und Langusten satt. Über Vredenburg fahren wir anschließend nach Paternoster. Dort übernachten wir im Guesthouse Hoekies. Zum Abendessen im nahe gelegenen Restaurant Voorstrand, gibt es natürlich wieder Austern, Crayfish und diesmal auch Pinotage auf den wir ja mittags verzichten mussten. Der Name der Stadt beruht auf der Sage, dass allnächtlich vom Atlantik das verzweifelte „Vater unser“ um Hilfe betender schiffbrüchiger Portugiesen zu hören sei, die in grauer Vorzeit bei stürmischer See vor der Küste umkamen.

19.4.  Es geht weiter entlang der Küste über St. Helena Bay, Stompneus Bay und Veldorf. Eine geplante Fahrt auf unbefestigter Piste müssen wir wegen der regendurchweichten Lehmpiste aufgeben. Die dann eingeschlagene Ausweichstrecke ist im Prinzip auch nicht besser jedoch deutlich kürzer. Trotzdem schaffen wir es unsere Beifahrerinnen wohlbehalten über den schmierigen, mit tiefen Pfützen gespickten Parcours zu balancieren. Bei der mittäglichen Rast in einem Roadhouse werden unsere Frauen von am Nachbartisch sitzenden Afrikanerinnen als „the bravest women all over the world“ bewundert. Wir verlassen die Atlantikküste, die wir erst eine Woche später in Swakopmund mit völlig anderem Gesicht wiedersehen werden. Wir cruisen durch das wichtigste landwirtschaftliche Zentrum Südafrikas. Nur 20 Kilometer von der Küste entfernt leben die reichsten Bauern der Kapregion. Riesige Obstplantagen und das grösste Weinanbaugebiet der Westküste verdanken ihre Existenz ausschliesslich dem Bewässerungssystem, das vom Olifant River gespeist wird. An dessen Ufern wurden schon im 19. Jahrhundert Weingärten angelegt. Natürlich übernachten wir auf einer Weinfarm am Ufer des Olifant River,  der „Melkboomsdrift Lodge“ bei Lutzville-Vredendal, die malerisch inmitten von Weinbergen gelegen ist. Unsere Apartements sind sehr geschmackvoll gestaltet, was die Namen, die sie tragen, wie Kuhstall, Pferdestall u.s.w., nicht erwarten lassen. Nach einem opulentem Mahl geniessen wir den hervorragenden südafrikanischen Wein unseres Weingutes.

20.4.  Trotz leichter Promille-induzierter Anlaufschwierigkeiten starten wir zeitig auf die N7, eine sehr gut ausgebauteNationalstrasse, die einzige geteerte Süd-Nord Verbindung. Wir sind im Namaqualand, in der Provinz Northern Cape und ca. 300 km von der Grenze zu Namibia entfernt. Das Wetter ist bisher herbstlich durchwachsen mit gelegentlichen Schauern und Temperaturen irgendwo zwischen 14° und 16° und entspricht damit so gar nicht meinen Vorstellungen von Afrika, die ich im vergangenen Jahr in Südafrika mit Temperaturen bis über 40°C bestätigt fand. Wir hatten in Erwartung hoher Temperaturen unsere „Airflow“-Anzüge dabei, die, wie der Name schon andeutet, Wind und Wetter ungehindert durchlassen. Nur das Überziehen der Regenjacken macht das Fahren erträglich. Die Strecke ist unspektakulär, aber dafür bessert sich das Wetter. Der Regen verabschiedet sich ein für alle Male und die Sonne zeigt uns den Weg nach Norden. Wir passieren die Provinzhauptstadt Springbok und verfahren uns anschließend auf der Suche nach unserer mittäglichen Anlaufstelle, dem „Okiep Country Hotel“, wo man uns aber geduldig erwartet. Nach reichhaltigem Mahl erreichen wir am späten Nachmittag die südafrikanische Grenze. Die Zollformalitäten sind rasch erledigt. Mit der Überquerung des Oranje River sind wir in Namibia angekommen. Auch hier ist der Grenzübertritt schnell und problemlos. Wir übernachten unweit der Grenze in Noordoever in der Orange River Lodge. Die Unterkunft ist einfach, das Essen jedoch fantastisch (Steaks vom Grill bis zu 700g!)

21.4.  Nach einem ausgiebigen Frühstück unter freiem Himmel bei strahlendem Sonnenschein packen wir unsere Mopeds und brechen auf nach Norden. Zunächst noch 110 km auf Asphalt bis Grünau. Dann biegen wir ab auf die C10 eine sehr breite Schotterpiste in hervorragendem Zustand. Um zu vermeiden, dass die Hinterherfahrenden zuviel Staub schlucken müssen, starten wir in 10-minütigem Abstand. Dies stellte sich aber dann als überflüssig heraus, da die Piste wegen des Regens der vorangegangenen Wochen noch ziemlich feucht war und daher kaum staubte.  Einen weiteren Effekt des Regens konnten wir bewundern, die Wüste blüht.

die Wüste blüht

die Wüste blüht

Nach stundenlanger Fahrt auf der wir niemandem begegnen erreichen wir „Ai-Ais Hot Springs (der Name ist aus dem Deutschen „heiß-heiß“ abgleitet).  Es ist der südlichste Punkt des Fish River Canyons, dem zweitgrößten Canyon der Welt. Hier machen wir Mittagspause, essen und nehmen ein erfrischendes Bad im Pool. Der Ort verdient seinen Namen, denn nicht nur die Schwefelquellen sind heiß, auch die Sonne brennt unerbittlich. Nachmittags machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem Nachtlager, der „Fishriver Canyon Lodge“. Das sind 40 km wunderbar glattgewalzte Piste von der dann allerdings eine ca. 1 km lange Piste mit tiefem feinen Sand zur Lodge führt. Das scheint uns mit den vollbepackten Mopeds zu gefährlich. Also lassen wir die Mädels zu Fuß gehen und kämpfen uns tapfer mehr schlecht als recht durch die widrigen Gegebenheiten. Am Ende werden wir mit traumhaften Unterkünften belohnt. Jedes Paar bezieht einen kleinen Bungalow, der eingebettet in den Felsen steht, welche zum Teil in das Haus integriert sind. Zum Sundowner steigen wir auf den höchsten der umgebenden Felsen und genießen dort den Blick auf unsere Häuschen, den Fernblick über die Wüstenlandschaft und einen wunderschönen Sonnenuntergang. Das Abendessen findet auf der Veranda eines alten Farmhauses statt. Mit Seafood ist es erst einmal vorbei. Dafür stehen Lamm, Springbock und Strauß auf der Speisekarte. Auch die Weinkarte kann sich sehen lassen.

22.4.  Wir unternehmen eine geführte Tour im Jeep zum 20 km entfernten Fish River Canyon. Seit der Fluss durch den Hardap-Damm gestaut wird tost er nur noch selten durch den Canyon. Der Trail durch die Schlucht ist eine Herausforderung für jeden Wanderer. Ein 90 km langer, anstrengender Pfad bei mörderischer Hitze. Der Trail darf nur von Mai bis September mit Permit, Gesundheitszeugnis und nur in Gruppen begangen werden. Vier Tage dauert der Hike und pro Gruppe ist nur ein Revolver erlaubt! Da es erst April ist und wir zudem keine Gesundheitsatteste dabei haben können wir uns dieser Herausforderung (zum Glück!) nicht stellen! Gegen Mittag satteln wir wieder die Bikes und brechen auf in Richtung Keetmanshoop. Der nächste Stop ist an einer Oase wo wir tanken (was man in diesem Land grundsätzlich an jeder Tankstelle tun sollte!) und eine kleine Pause einlegen. Hier erfahren wir, dass unser weiterer Weg durch die Furt eines Flusses geht, der normalerweise kaum Wasser führt, aber jetzt nach den Regenfällen der letzten Wochen eben doch. Die Wasserdurchfahrt erweist sich als nicht ganz so schwierig, da der Untergrund zwar glitschig aber betoniert ist. Nachmittags erreichen wir unser Etappenziel, die „Gariganus-Farm“, auf deren Gelände der bekannte Quiver Tree Forest (Köcherbaum Wald) ist. Beim Sundowner, für den Gabi und Jürgen das angemessene Getränk reichen, heben sich die bizarren Aloen als traumhafte Kulisse vom Horizont ab. Man begegnet diesen seltsam anmutenden Sukkulenten zwar überall im Land, aber als natürlichen Wald gibt es sie nur hier. Wir übernachten auf der Schaffarm von Coenie

Gabi mit Ottis kleiner Schwester

und Ingrid Nolte in rustikalen Bungalows auf der Warzenschweine, Geparden und jede Menge Erdmännchen frei herumlaufen. Gleich zu Anfang werden wir von Coenie vor dem größeren der beiden Warzenschweine, das auf den Namen Otti hört, gewarnt. Wir sollten die Türen zu unseren Bungalows immer fest verschlossen halten, da sich Otti sonst ohne zu zögern in unser Bett legen würde, wo er dann auch bis zum Frühstück bliebe und durch nichts zu bewegen sei diesen Platz wieder zu räumen. Otti durfte in seiner frühen Jugend als kleines Ferkel bei den Noltes im Bett schlafen. Als er größer wurde musste er das Schlafzimmer verlassen und es wurde ihm, sehr zu seinem Verdruss, in der Scheune eine alte Matratze als Lager bereitet. Natürlich bevorzugt Otti das weichere, frisch bezogene Bett im Bungalow, wo es obendrein auch nicht so zieht wie in der Scheune.23.4.  Wir besuchen den „Giant’s Playground“,ein vulkanisches Relikt, das anmutet als hätten die Kinder der Riesen ihre Bauklötze nach dem Spielen einfach so liegen lassen. Anschließend geht’s zurück nach Keetmanshoop und dann weiter durch die Wüste auf der B1 Richtung Mariental zu fahren.  Nach 200 km wird die Landschaft wieder grün, wir erreichen den Hardap Dam, mit 25 Quadratkilometern der grösste Stausee Namibias. Er speichert das Wasser des Fisch River und dient den Einheimischen als Erholungsgebiet. Nur noch eine kurze Fahrt zur Anib Lodge unserer Gästefarm für die Nacht. Die letzten 2 km vor Erreichen der Lodge kämpfen wir uns wieder durch den feinen, tiefen, roten Sand der Kalahari. Verstaubt und erschöpft lassen wir uns auf der sonnengeschützten Terrasse in die Sessel fallen. Nachdem uns eine kleine Erfrischung gereicht wurde und bevor wir unsere Apartements beziehen kommt der maximal pigmentierte Kellner mit weißer Jacke und blütenweißen Handschuhen um mit uns die Wahl der Getränke für den Sundowner zu besprechen. Hierfür präsentiert er, „comme il faut“, Jürgen, der als Sommelier unserer Gruppe für die Auswahl alkoholischer Getränke zuständig ist, die Weinflasche, damit er das Etikett lesen und würdigen könne. Das blanke Entsetzen ergreift unseren geschulten Kellner als Jürgen ihm kurzerhand die Flasche mit gekonntem Schwung entreißt, einen kräftigen Schluck nimmt und zustimmend nickt, „…der passt!“ Nur langsam kehren die Pigmente ins Gesicht unseres Kellners und bilden einen wunderschönen Kontrast zum Weiss der Skleren seiner weit aufgerissenen Augen. Als er sich wieder gefangen hat verschwindet er mit einem kurzen „yes Sir“ um den Sundowner vorzubereiten zu dem wir anschliessend im 4×4 aufbrechen. Auf dem Weg dorthin sehen wir kunstvoll angelegte, riesige Nester von Webervögeln, wir begegnen Straussen, Springböcken und Oryx-Antilopen.

24.4.  Nach dem Frühstück bewältigen wir zunächst die Sandpiste bis zur Hauptstrasse auf der wir uns dann auf den Weg nach Windhoek machen. Auf dem Weg dorthin überqueren wir den „Tropic of Capricorn“, den Wendekreis des Steinbocks. Hier beginnen die Tropen. Wir nehmen die Gelegenheit zu ausführlicher filmischer und fotografischer Dokumentation wahr. Auf dem weiteren Weg führt die Strasse entlang der Eisenbahntrasse wo wir auf Bahnhöfe mit so seltsamen Namen wie „Ebenerde“, „Heide“ oder auch einfach nur „Gebiet“ treffen.

Wendekreis des Steinbocks

Wendekreis des Steinbocks

Wir fahren durch Rehoboth, eine staubige Streusiedlung, bekannt wegen ihrer Einwohner, den „Bastarden“, auch abwertend „Hottentotten“ genannt. Es sind Nachfahren aus Verbindungen zwischen Buren und Nama-Frauen. Sie sind zurecht stolz auf ihre Identität und waren lange Zeit autonom mit eigener Verwaltung. Die Straße steigt deutlich an. Bei Aris sind wir bereits auf 1906 m Höhe, was keine deutsche Alpenstrasse erreicht! Danach geht es wieder etwas abwärts in den Kessel von Windhoek, immerhin noch 1719 m hoch und ziemlich exakt in der Mitte des Landes gelegen. Windhoek ist die Metropole Namibias, des jüngsten Staates Afrikas. Sie ist Regierungssitz und Verwaltungszentrum für eine Bevölkerung von 2,1 Millionen Einwohnern. Namibia ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Die Bevölkerungsdichte beträgt 2,6 / qkm (Deutschland: 229 / qkm). Hier ist Hektik ein Fremdwort alles geschieht  ruhig und betulich. Verkehrsstaus sind unbekannt und die Geschäfte schließen um 17 Uhr. Diesem Lebensrhythmus passen wir uns natürlich gerne an und genießen erst mal unsere Suiten in der kleinen aber feinen „Villa Verdi“ um uns anschließend, jeder entsprechend seiner Möglichkeiten verschönt, ins Nachtleben von Windhoek zu stürzen.

25.4.  Nicht zu früh begeben wir uns mit einem deutschsprachigen, belgischen Guide auf eine Tour durch Windhoek. Ein Lehrgang über die nicht rühmliche deutsche Kolonialgeschichte in Südwest. Der Weg in die 1990 erreichte Unabhängigkeit war lang und verlustreich. Trotz eines Jahrhunderts Unterdrückung und Ausbeutung der namibischen Völker steht ihr erster Präsident, Dr. Sam Nujoma, der 1994, 1999 und 2004 wiedergewählt wurde, immer noch für eine Versöhnungspolitik. Deutsch ist in Windhoek keine Fremdsprache, viele Strassen und Gebäude haben ihre ursprünglichen Namen behalten. Nur die Hauptstrasse, ehemals „Kaiser Wilhelm Strasse“ heisst jetzt „Independence Road“. Sie ist die Hauptgeschäftstrasse und Flaniermeile. Uns bleibt ausreichend Zeit zum Bummeln, Staunen, Genießen und in kulinarischen Genüssen zu schwelgen.

26.4.  Die letzte und längste Etappe unserer Tour liegt vor uns, 380 km nach Swakopmund, der „grauen Stadt am Meer“. Auf der autobahnähnlichen B1 fahren wir nach Norden, der Sonne entgegen (!!), vorbei an der einst für Schwarze reservierten Township Katatura vorbei und werfen einen letzten Blick auf die Skyline von Windhoek. Nach 70 km erreichen wir am Ursprung des Swakopflusses Okahandia das Zentrum der Hereros.

Herero-Frau

Durch mehrere Aufstände versuchte dieser Volksstamm nomadischer Viehzüchter sich der Landnahme durch die deutschen Schutztruppen zu widersetzen. Das ganze gipfelte 1904 in der „Schlacht am Waterberg“ bei der ¾ der Herero ums Leben kamen. Sie starben nicht nur im Kampf sondern verdursteten und verhungerten in der Wüste in die sie die kaiserlichen Schutztruppen getrieben hatten, – ein unrühmliches Ende deutscher Kolonialgeschichte. Die Herero-Frauen in ihren viktorianischen Gewändern sind eine Augenweide. Ihre Kopfbedeckung soll an Stierhörner erinnern, womit sie sich für die Herero-Männer, denen ihre Rinder das Wichtigste sind, attraktiver gestalten.

Am späten Nachmittag erreichten wir Swakopmund, die deutscheste aller namibischen Städte, wo noch sehr viele ehemalige Deutsche leben, was in den vielen deutschen Strassen- und Gebäudenamen seinen Ausdruck findet. An allen Ecken hört man Menschen deutsch miteinander reden. Unser Guesthouse ist für diese Nacht das „Orange House“.

27.4.   Am nächsten Tag brechen wir mit den Motorrädern zum „Sophia Dale Restcamp“ am Rande der namibischen Wüste auf. Henry May, ein Thüringer, hatte die Idee hier in der Namib einen Skiverleih aufzumachen und geführte Touren durch die Dünen anzubieten. Dieses Erlebnis wollen wir uns keinesfalls entgehen lassen. Nachkurzer Fahrt durch die Sandwüste lassen wir unser Bikes am Fuße großer Dünen stehen und schnallen die Langlaufski an. Es ist einigermaßen mühsam zu den Kämmen der Dünen aufwärts zu streben.

Langlauf in der Wüste

Langlauf in der Wüste

Gabi, Biggi und Klaus als die durchtrainiertesten unserer Truppe halten bis zum bitteren Ende, dessen Höhepunkt eine Schussfahrt ist, durch. Edith, Jürgen und ich streben vorzeitig dem „Basislager“ zu um diesen Anblick aus der Ferne zu geniessen. Auf dem Heimweg kommen wir an der „Martin-Luther Steam-Engine“ vorbei, die in einem Gebäude am Rande des Trans-Kalahari Highway ausgestellt ist. Die Herkunft des Namens beruht auf Luthers Ausruf: „hier stehe ich und kann nicht anders!“ Genauso ging es der Dampflok, die Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Deutschen nach Namibia transportiert wurde und hier keinen Meter gefahren ist, weil sie für den tiefen Sand zu schwer war.

28.4.  Die nächsten 2 Nächte logieren wir im Hotel Adler, von woaus wir abends nahe der unvollendeten Landungsbrücke ganz fantastisch dinieren, natürlich wieder Seafood und reichlich südafrikanischen Rotwein. Am nächsten Morgen steht unsere letzte Fahrt mit den Bikes auf dem Trans-Kalahari Highway an. Unser noch vom Vorabend etwas getrübter Blick wird durch den allmorgendlichen dichten Nebel, der vom Atlantik in die Wüste zieht,  noch erheblich eingeschränkt. Wobei man nicht sagen welches dieser beiden Phänomene schwerer wiegt. Zum Glück ist der Highway nach Walfis Bay kaum befahren, denn des öfteren brauchen wir, nicht nur wegen der vielen Sandverwehungen und des Seitenwindes, die gesamte Strassenbreite. Zweifelsohne tut uns die frische Seeluft gut zumal sie ja auch gut für den Teint sein soll.

Schließlich müssen wir ja einigermaßen fit sein für ein weiteres von Gabi arrangiertes Highlight, eine Bootstour

eine Ohren-Robbe auf unserem Boot

durch die Lagune von Walfis Bay nach Bird Island und Pelican Point. Auf dem Boot werden Austern und Champus gereicht, wobei wir uns diesmal beim Alkohol wegen der noch bevorstehenden Herausforderungen der Rückfahrt sehr zurückhalten. Auf unserer Fahrt begleiten uns ausgelassene Delphine und mehrere Robben, von denen einige, vom Skipper mit Fischen angelockt, vom Heck aus auf’s Boot springen und sich von uns streicheln lassen. Ebenso begleiten uns etliche Pelikane, die der Skipper als „Namibian Airforce“ vorstellte. Die Robbenkolonie, die wir schließlich erreichen, ist nicht gerade eine olfaktorische Offenbarung, so dass wir flugs wieder umdrehen. Zurück an Land steuern wir unsere Bikes, nach einer kurzen Pause an „Düne 7“, bei strahlendem Sonnenschein und ungetrübter Sicht zurück nach Swakopmund, wo wir sie endgültig abgeben.

29.4.  Am folgenden Morgen brechen wir, jetzt in ziviler Kleidung, die Motorradklamotten in großen Taschen verstaut, auf zum kleinen Flughafen von Swakopmund, wo wir auf unseren privaten Flieger warten. Für einige sehenswerte Orte in Namibia, die wir in der uns verbleibenden Zeit wegen der großen Entfernungen mit dem Motorrad nicht erreichen können, hat Gabi eine 2-motorige, 7-sitzige Cesna mit Buschpilot bestellt. Wir warten einige Zeit

waiting for the aircraft

auf dem Airfield, dessen Tower übrigens nicht besetzt ist. Nur langsam beginnt der Morgennebel sich zu verziehen, als unser Pilot uns anruft um uns mitzuteilen, dass er noch in Windhoek sei. Sobald wir jedoch im Osten ein blaues Fleckchen am Himmel sähen sollen wir ihn anrufen, dann würde er sofort starten. Es dauert nicht lange bis sich das ersehnte Blau am Himmel zeigt und wenig später landet unser Buschpilot, ein sehr sympatischer Landsmann aus München, auf dem Swakopmund Airfield. Nachdem unser Gepäck verstaut ist starten wir Richtung Süden über die endlose Dünenlandschaft der Namib, die nur gelegentlich von ausgetrockneten Flussläufen durchzogen wird um schließlich auf der Piste von Sesriem zu landen. Wir tauschen den Flieger gegen einen 8-sitzigen Allrad-Jeep in dem uns unser Pilot viele Kilometer durch eine atemberaubende Dünenlandschaft zum Sossusvlei fährt.

Deadvlei

 Ein  „Vlei“ ist eine beige Salz-Ton Pfanne und „Sossus“ bedeutet in der Sprache der Nama „blinder Fluss“. In extrem seltenen Regenjahren führt der Fluss Tsauchab Wasser, endet hier blind und bildet einen kleinen See, der rasch wieder eintrocknet. Wir gehen von hier zu dem einige hundert Meter entfernten „Deadvlei“ wo man diesen Effekt besonders gut sehen kann. Die abgestorbenen, sehr bizarr wirkenden, vertrockneten Bäume verfallen aufgrund des trockenen Klimas nur extrem langsam. Die umgebenden riesigen Dünen bilden vor allem im Morgen- und Abendlicht wegen der  Schattengebung eine einrucksvolle Kulisse. Am späten Nachmittag geht unser Flug weiter nach Lüderitz, wo wir im Nest Hotel übernachten und ausgezeichnet dinieren. Die Stadt fand ich nicht sonderlich sehenswert um nicht zu sagen hässlich!

30.4.  Anderntags unternehmen wir mit einem Permit eine geführte Tour in 2 Jeeps durch das „Sperrgebiet“ ein riesiges Gebiet in dem Minengesellschaft seit 100 Jahren nach Diamanten schürft die vom Oranje River im Verlauf von Jahrmillionen hier abgelagert wurden. Die nach 1908 errichteten Gebäude versinken allmählich im feinen Sand, Eisenbahnschienen enden im Nichts, weil sie von hohen Dünen überdeckt werden. Unsere Fahrer wissen uns mit  ihren Fahrkünsten zu beeindrucken, indem sie mit dem Jeep auf die höchsten Dünen fahren um ihn dann von der Kante wieder steil nach unten gleiten zu lassen und dabei geräuschvoll eine Sandlawine vor sich herzuschieben. Danach besteigen wir wieder unsere Cessna um nach Klein-Aus-Vista zu fliegen, wo wir bei unserer Landung einen malerischen Sonnenuntergang erleben. Nachdem wir mit vereinten Kräften unsere Maschine in die Parkposition geschoben haben besteigen wir den Jeep, der uns zu unseren Lodges bringt. Auch in diese Bungalows sind, wie schon in der Fish River Canyon Lodge, die verstreut liegenden Granitfelsen integriert. Den Rahmen der Außentür unseres Häuschens bilden Eisebahnschienen auf denen noch die Prägung „Krupp 1910“ zu lesen ist.

1.5.  Der nächste Tag beginnt mit einer Pirschfahrt zu den legenären Wildpferden der Namib. Es sind Nachfahren der den deutschen und später auch den südafrikanischen Truppen entkommenen Pferde, die sich an die extremen Bedingungen des Wüstenklimas optimal angepasst haben. Nach Angaben des uns führenden Farmers sind sie völlig wild und werden allenfalls in Dürreperioden mit etwas Wasser versorgt. Am Nachmittag geht es weiter zum letzten Ziel unserer Reise nach „Wolwedans“.

2.5.  Wolwedans besteht aus einer Reihe hoch oben auf einer Düne gelegener, luxuriöser Bungalows, die an 3 Seiten zu öffnen sind, so dass man fast wie im Freien schläft.  Die Holzhäuschen stehen auf Stelzen um Schlangen,

unser Bungalow in Wolwedans

Skorpionen und ähnlichem Getier den Zutritt zu verwehren. Strom und Warmwasserversorgung erfolgen mit Solarenergie.  Akkus für elektrische Geräte, sofern nötig, kann man einmal am Tag im weiter entfernt im Tal liegenden Versorgungsgebäude aufladen lassen. Es ist genau der richtige Platz zum Abschalten, Ausspannen und zum  Träumen, der richtige Endpunkt unserer Reise bevor wir wieder in den Alltagsstress eintauchen müssen. Heute tagsüber ist eine Pirschfahrt im Allradfahrzeug angesagt, auf der wir Strauße, Springböcke, Oryxantilopen sehen und kunstvolle Webervogelnester bewundern können. Nach einer traumhaften, romantischen Nacht unter sternenklarem Himmel mit dem „Kreuz desSüdens“ und einer unvergleichlichen Mondsichel, die wie ein Schiffchen am Himmel steht, beginnt unser letzter Tag mit dem Rückflug nach Windhoek.

3.5.  Zum krönenden Abschluss darf Jürgen, der als einziger von uns einen Flugschein besitzt, die Cessna nach Windhoek steuern, was er unter unseren anerkennenden Blicken mit Bravour erledigt. Planmässig landen wir auf

unsere Gruppe mit Pilot im „Sperrgebiet“

 einem kleinen nationalen Flughafen in Windhoek von wo der Transfer zum internationalen Flughafen schon organisiert ist, so dass wir pünklich eine Stunde vor Abflug ankommen. Ich gehe als Erster zum Abflugschalter um einzuchecken, wo mir die Stewardess erklärt, dass das Flugzeug gerade eben von der Startbahn abhebt. Als ich versuche das meinen Freunden zu erklären, zweifeln die an meinen Englischkenntnissen (ich war halt nur auf einem altsprachlichem Gymnasium!). Aber auch Gabi, unser Profi für alle Gelegenheiten, bekommt keine erfreulichere Auskunft. So verbringen wir noch einen weiteren Tag und genießen noch eine weitere Nacht im schönen Windhoek auf Kosten von Air Namibia, die mit der Umstellung auf die Sommerzeit nicht klar kam.

4.5.  Einen Tag später heben wir dann doch ab und erreichen nach etwa 10 Stunden Flug Frankfurt. Die Maschine befindet sich im Landeanflug, alles ist wie immer. Gleich müssen wir das Rumpeln der Räder hören wenn das Flugzeug Bodenkontakt hat. Noch maximal 5 Meter über Grund und plötzlich spürt und hört man die Motoren auf Vollast gehen und die Maschine zieht steil nach oben. In der Kabine herrscht absolute Ruhe, bis sich nach einiger Zeit der Captain meldet, es habe ein kleines Problem gegeben und er werde nach einigen Warteschleifen, die er nun fliegen müsse, erneut zur Landung ansetzen. Das geschieht dann auch, nur diesmal mit einem Riesenaufgebot von Feuerwehren, die uns beim Landen bis zur Parkposition mit Blaulicht begleiten. Im Nachhinein erfahren wir, dass es Probleme mit der Fahrwerksanzeige gegeben habe und so nicht sicher gewesen sei ob das Fahrwerk überhaupt augefahren war. Mit diesem, diesmal nicht von Gabi geplanten, Highlight endet eine traumhafte Motorradreise von der wir viele unvergessliche Eindrücke mitnehmen. Und bei unserer Verabschiedung kann ich mich nicht des Eindruckes erwehren, dass Gabi in Gedanken schon unsere nächste Motorradtour plant.

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