Zurück zu Australien

Western Australia, der Süden

 

 

 

 

Als ich nach 450 Kilometern am für heute angedachten Tagesziel, Cocclebiddy Roadhouse eintreffe bin ich perplex als man mir bescheidet „no vacancy!“. Die Überraschung ist perfekt, hat man mir doch in der Touristen Info in Ceduna auf Nachfrage ausdrücklich gesagt, dass eine Reservierung in den Roadhouses nicht üblich und nicht nötig sei. Tja, zum nächsten infrage kommenden Roadhouse sind es weitere 250 Kilometer. Ich lasse mir vorher telefonisch bestätigen, dass dort noch was verfügbar ist und düse los. Kurz hinter Cocclepiddy überfahre ich die nächste Zeitzonengrenze und bin damit heute in drei verschiedenen Zeitzonen unterwegs. Der Zeitgewinn gegenüber Adelaide sind 2 ½ Stunden. Vor mir liegt mit über 140 Kilometern die längste gerade Straße Australiens, wobei sich nicht wirklich etwas ändert, denn auch auf der bisherigen Straßenführung durch die Nullabor Plain sind Richtungsänderungen etwas sehr Seltenes und werden jedes Mal lange zuvor mit entsprechenden Warnhinweisen angekündigt.

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die längste Gerade Australiens

Auf den ganzen 710 Kilometern, die ich heute zurücklege, gibt es keine nennenswerte Kurve, es sind allenfalls leichte Kurskorrekturen erforderlich. Der Tempomat übernimmt die Geschwindigkeitskontrolle, einmal eingestellt ändert sich von Roadhouse zu Roadhouse nichts, zu lenken gibt es nichts, keiner der vielen Schalter muss bedient werden und wenn etwas nicht in Ordnung wäre meldete dies eines der „hundert“ LEDs, sei’s Öldruck, Reifendruck oder sonst etwas. Wie kann man diese Eintönigkeit besser überbrücken als über Lösungen von Problemen nachzudenken, die man nicht hätte wäre man zu Hause geblieben. Eines dieser Probleme besteht darin, dass bei der Ableitung des Wortes „Nullarbor“ aus dem Lateinischen meist „nullus arbor“ (auch im KnowHow Reisefürer, oder auf Hinweistafeln) für „kein Baum“ angegeben wird, meine Mutter mir aber vor 50 Jahren eingebläut hat, dass „arbor“ Femininum ist, es folglich also „nulla arbor“ heißen sollte. Was lag da näher als meinen Klassenkameraden Fips zu bitten diese Frage an unsere Klassenprima weiterzuleiten. Über Nacht war dieses schwerwiegende Problem gelöst, danke Lori! Arbor ist Femininum und folglich ist „nulla arbor“ korrekt.

Das einzige „Wildlife“ das ich zu Gesicht bekomme ist ein Emu der am Straßenrand nach Körnern sucht und sich durch mich nicht aus der Ruhe bringen lässt, der traurige Rest ist massenhaft „Roadkill“, meist Kängurus. Das Gras an der Straße scheint einfach saftiger und „grüner“ zu sein. In der Nähe des Roadhouse Balladonia, in dem ich einkehre sind im Juli 1979 große Teile des amerikanischen „Skylab“ abgestürzt, allerdings ohne jemanden zu verletzen. Die Trümmer kann man seither in einem „Museum“ der Tankstelle besichtigen und anfassen!

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über den Madura „Pass“ geht’s von 150 m auf fast 0 m

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wo hat man schon mal Gelegenheit das Skylab anzufassen?

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24.11.2015                        Kilometerstand: 33 710 km                                  Balladonis Roadhouse – Esperance

 

Die geschenkte Zeit von 2 ½ Stunden raubt mir den Schlaf und so bin ich heute schon um Sieben auf der Piste. Schon beim Aufstehen macht sich im Hals kratzender Rauchgeruch bemerkbar, der sich auf der Fahrt noch wesentlich verstärkt. Trotz der frühen Stunde zeigt das Thermometer bereits 25°C und steigt im Verlauf der nächsten Stunde kontinuierlich auf 29°. Vor einer Woche hat ein verheerendes Buschfeuer riesige Flächen um den Ort Esperance vernichtet. Nicht nur Busch auch große Teile der Ernte wurden Raub der Flammen. Leider kamen hierbei auch vier Menschen ums Leben, ein Farmer der im Auto seinen Nachbarn warnen wollte, verlor im dichten Qualm die Orientierung ebenso wie drei junge Leute aus Deutschland, Norwegen und England, die auf einer Farm im Rahmen von „Work & Travel“ arbeiteten und ein Pferd vor den Flammen retten wollten. Obwohl die Feuer mittlerweile weitgehend gelöscht sind, ist die Luft noch so diesig, dass man in weiter Ferne den Verlauf der Straße kaum erkennen kann. Der Eyre Hwy, der bisher in streng ost-westlicher Richtung verläuft, trifft hier auf den Highway zum im Süden gelegenen Esperance. Dichtes Buschland begleitet die Straße. Gelegentlich gibt es den Blick frei auf eine ausgedehnte Salzseenlandschaft. Der Rauchgeruch nimmt zu und reizt auch die Augen. Das bessert sich deutlich als stärkerer Regen die Partikel aus der Luft wäscht. Über fünfzig Kilometer geht die Fahrt durch verbrannten Busch, vernichtete Felder. Bereits kurz vor Mittag treffe ich in Esperance ein, wo ich aber erst um 13 Uhr  mein Zimmer beziehen kann. Das inzwischen kühle und nasse Wetter lädt allerdings nicht dazu ein sich die Zeit mit einem Stadtbummel zu vertreiben.

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Kreisverkehr in Norseman, Erinnerung an die Kamelkarawanen der Goldgräberzeit

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wegen danach einsetzenden Regens gibt es keine eindrucksvolleren Bilder des verheerenden Brandes von letzter Woche

 

25.11.2015                                                         Esperance

Den Namen verdankt die Stadt einer französischen Fregatte, die 1792 in dieser Bucht vor einem Sturm Zuflucht fand. Jedoch erst hundert Jahre später wurde sie nach großen Goldfunden in Norseman als Hafenstadt gegründet. Der Hafen dient heute der Verschiffung des Weizens aus der Region, was viele in der Bucht auf Ladung wartende Schiffe belegen. Außer einem kleinen Museumsdorf und einem langen, weißen Sandstrand hat Esperance keine Sehenswürdigkeiten zu bieten. Verlässt man aber die Stadt auf der Esplanade in Richtung Westen und folgt dem „Great Ocean Drive“ dann erlebt man unvergessliche Ausblicke auf menschenleere Strände mit puderfeinem, schneeweißem Sand, einsame Buchten, eindrucksvolle Felsformationen und ein faszinierendes Farbspiel des Meeres. Leider ist der Himmel heute bedeckt, so dass die Fotos diese großartigen Farbschattierungen nicht wiedergeben können. Auf dem Rückweg passiere ich auch einen von vielen großen Salzseen in dieser Gegend, den „Pink Lake“. Das Zusammenspiel zweier Algenarten, die in ihrer Blüte in hoher Konzentration Betacarotin erzeugen, führt unter bestimmten Lichtverhältnissen zu einer Pinkfärbung des Sees.

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Plastik an der Esplanade

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Buchten und Strände am „Great Ocean Drive“, im Hintergrund Inseln des vorgelagerten Archipels

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der „Pink Lake“, ein Salzsee, wird auch nach langem Warten nicht Pink!

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das machen die „Aussies“ mit der Sprache Shakespeares!

 

26.11.2015                                        Kilometerstand: 34 158 km                                           Esperance  –  Albany

 

Weizenfelder und Mähdrescher prägen das Bild des heutigen Tages. Die Ernte ist in vollem Gange und so donnern zahllose Roadtrains mit bis zu vier Trailern, voll beladen mit Getreide, über den relativ engen South Coast Hwy. Dicke Regenwolken hängen Unheil verkündend drohend tief am Himmel, so dass ich es nach zwei Stunden Fahrt vorziehe die Regenklamotten anzuziehen so lange es noch im Trocknen möglich ist, was sich später als sehr kluge Entscheidung erweist, gleichzeitig auch einen gewissen Schutz gegen die aufkommende Kälte bietet. Unbeeindruckt von alldem zieht der Tempomat, einmal auf 110 km/h eingestellt, das Moto wie am Schnürchen unaufhaltsam durch die Kurven der sanft hügeligen Agrarlandschaft, wobei im letzten Fünftel der heutigen Etappe wieder Wald und Buschland vorherrschen.

Gegen zwei Uhr nachmittags erreiche ich meine Unterkunft in Albany. Die 30 000 Einwohner zählende Kleinstadt ist großzügig und übersichtlich angelegt. Drei Berge, besser gesagt Hügel, erheben sich über die Stadt, von denen man eine wunderschöne Aussicht, wenn’s sonnig ist, sogar Fernsicht hat, Mt. Clarence, Mt. Adelaide und Mt. Melville. Mit der Fernsicht ist’s heute nicht weit her, ich bin froh dass es nachmittags nicht mehr regnet. Anschließend gehe ich ins „White Star“, Hotel, Brauerei, Restaurant und Pub mit Life Musik in Einem. Leider hat der örtliche Segelverein eine wichtige Regatta gewonnen, die heute entsprechend lautstark und feucht-fröhlich gefeiert wird. An die Aufnahme eines regulären Restaurantbetriebs zum Dinner ist unter diesen Umständen nicht zu denken bedeutet mir die Kellnerin. Schade, sehr schade, denn ich hatte mir schon etwas sehr Leckeres ausgesucht! Enttäuscht ziehe ich von dannen und lande in einem China Restaurant, wo ich die nächste Enttäuschung erlebe, die bestellte Ente war paniert, oh Graus! Ich fahre „heim“ und versuche meinen Kummer in einem Gläschen Chardonnay zu ertränken.

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Mt. Clarence

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steht ja dran

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Stirling Terrace mit White Star Hotel und Brauerei

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White Star

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Albany vom Mt. Clarence

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York Street

 

 

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27.11.2015                                         Kilometerstand: 34 654 km                                   Albany  –  Busselton

 

Eigentlich wollte ich heute gar nichts schreiben, frei nach dem Motto des Kabarettisten Dieter Nuhr, „… wenn man nichts weiß, einfach mal Fresse halten!“, denn es ist Alles wie tags zuvor, Agrarlandschaft und regenschwangere Wolken bis zum Horizont. Ich lege meine Regenklamotten schon beim Start an. Zu sehen wird es bei diesem Wetter eh nichts geben, um die trübe Stimmung etwas aufzupeppen lege ich mir, was ich bisher vermieden habe, mit dem iPod Nano Musik auf’s Ohr! Unverdrossen unternehme ich einen Abstecher zu den tollen Stränden von Denmark, aber bei dieser trüben Suppe lohnt sich kein Foto. Das mache ich dann in einem Bushäuschen von einer „Charlie Hebdo“ Karikatur. Ob die Straße nach Westen oder Nordwesten führt, es bleibt grau und regnerisch bei um die 14°C. Als der Regen nach etwa zwei Dritteln der Strecke mal wieder nachlässt folge ich einem Hinweis ins Valley of the Giants, dem einzigen Ort an dem die bis über 70 Meter hohen Red Tingel Trees vorkommen, beindruckende Giganten aus grauer Vorzeit. Über den vierzig Meter hohen „Tree Top Walk“ kann man ihren Kronen zwar näher kommen, den Anblick vom Boden aus halte ich aber für eindrucksvoller. Auch außerhalb des Tales führt die Straße meist durch dichte Karriwälder, wie diese Eukalypten genannt werden. Als ich durch ein längeres Waldstück in dem nach einem Brand zwar die Kronen schon wieder grün, die Stämme aber noch tief schwarz verkohlt sind bin ich fasziniert von der Fähigkeit der Bäume sich zu schälen und sich so ihrer verbrannten Rinde zu entledigen. Immer wieder behindert dichter Qualm frischer Brände die Fahrt, wobei der Geruch des Eukalyptus, wenn der Rauch nicht allzu dicht ist, für mein Empfinden ganz angenehm riecht. Bei Nannup, 60 Kilometer vor dem Ziel, reißt die Wolkendecke auf, das Thermometer, gerade noch 15° springt plötzlich auf 28°C. Was will ich mehr. Na ja, funktionierendes WiFi wäre nicht schlecht! Dann vielleicht Morgen in Perth, dem Endziel meiner Reise. Die an einem 30 Kilometer langen, wunderschönen Sandstrand in der Geographe Bay liegende, 14 000 Einwohner zählende Kleinstadt Busselton ist, wie ich erfahre, eines der begehrtesten Ferienziele von West Australien, was sich in den Preisen eindeutig widerspiegelt. Die neben dem Strand einzige Sehenswürdigkeit liegt aber heute Abend in dichtem Rauch, so dass man das Ende der zwei Kilometer langen Jetty kaum noch erkennen kann. Vielleicht habe ich ja morgen Früh mehr Glück.

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Graffiti in einer Bushaltestelle in Denmark

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muss man bei Regen auch noch anhalten!

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ausgehöhlter Red Tingle Tree

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„Grandma Tingle“, knorriger Stamm

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zum Größenvergleich

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Stamm schält sich nach Brand

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Yellow Tingle Tree

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dichter Qualm von kontrollierten Waldbränden

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eine Palme, sieht kuschelig aus

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und plötzlich reißt der Himmel auf

 

28.11.2015                                       Kilometerstand:   35 071 km                                          Busselton  –  Perth

Immer noch liegt Qualm über der Stadt, jedoch weniger dicht als gestern Abend. Aber es ist endlich Sommer geworden! Ich starte bei herrlichem Wetter auf dem Highway Number 1, der ganz Australien umrundet, gen Norden, meinem Endziel entgegen. Auf’s Frühstück muss ich verzichten, da ich mich gestern nicht angemeldet habe. Die hügelige Landschaft ist einer Ebene gewichen, sonst ändert sich nicht viel gegenüber den Vortagen. Doch der Verkehr ist erheblich dichter geworden, es ist Wochenende und da sind die herrlichen Strände gefragt. Apropos Strände, es wird in letzter Zeit aus gegebenem Anlass wieder vermehrt vor Haiattacken gewarnt. Ein Fischer meinte dazu, ihm tue der Weiße Hai Leid. Erst raubten wir ihm seine Nahrung, die Tunfische, und dann wunderten wir uns, dass er sich gelegentlich einen Surfer oder Schwimmer schnappt. Das Meer sei doch sein Revier, er sei dort geboren nicht wir. Das hat was.

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die 2 km lange Jetty von Busselton

An einem Roadhouse auf Highway kehre ich ein um meinen Frühstückskaffee nachzuholen. Das ist mit den verschiedenen Kaffees die angeboten werden in Australien eine Wissenschaft für sich. Eine kleine Auswahl davon bietet der Automat im Roadhouse, aber es gibt noch einige mehr. Obendrein wird man noch verwirrt durch verschiedene Fragen wie „cup or mug?“

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Qual der Wahl

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unser Start und Ziel, Skyline von Perth

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Schlangenhalsvogel sucht im Swan River nach Beute

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das Ameisenigel Baby gabs leider nur im Zoo

 

 

28.11.2015   12 a.m.                                  Kilometerstand:  35 298 km                                 Perth

Wetter: sonnig, 28°C

Gegen Mittag, noch vor dem Einsetzen des Wochenendverkehrs erreiche ich Perth unseren Start- und Zielpunkt. Leider hat Claire, unsere Gastgeberin der ersten Woche in Australien, für diese Zeit schon Gäste, so muss ich mir für diese drei Tage ein anderes B&B suchen. Ähnlich wie beim Start finde ich auch hier die Adressangabe „4/28 Wallace Street“ etwas kryptisch, es ist eben nicht Hausnummer 4 sondern 28, hieße bei uns 28d. Ich teile mir mit einem Schweizer und einem holländisch-chinesischen Pärchen ein großzügig geschnittenes Einfamilienhaus. Die sehr sympathische Gastgeberin Vicki bewohnt mit ihrer Familie das Nachbarhaus. Am späten Nachmittag mach ich mich daran Perth wiederzuentdecken. Abends lande ich im „Brotzeit“ einem bayerischen Restaurant in der Fußgängerzone Murry Street und genehmige mir eine Schweinshaxe mit Sauerkraut und ein Paulaner Lager. In einer Endlosschleife laufen auf den großen Monitoren Spiele von Bayern München und spektakuläre Aufnahmen vom Skifahren. Dass ich danach im Dunkel fast nicht mehr heimfinde liegt nicht am „Paulaner“ sondern an einer Baustelle an entscheidender Stelle mit der das Navi nicht klarkommt und mich immer wieder im Kreis herumführt, was mich schließlich stutzig macht und bewegt auf die Navigation vorübergehend zu verzichten. Eine weise Entscheidung, denn das Benzin wird auch schon knapp!

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bayerisches Lokal in der Murray Street

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und was es dort gibt

 

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29.11.2015                                                  Perth

Die vollendete Überraschung des heutigen Tages gelingt unseren vormaligen Gastgebern Claire und Anthony, die mit ihren derzeitigen Gästen Cornelia und Stephan aus Österreich vorbei kommen um gemeinsam zum Brunch zu einer Weinkellerei im Swan River Valley zu fahren. Weinprobe, Lunch, es geht recht zünftig zu. Ein echter „Geheimtip“! Hunderte belagerten Tische und Rasen, viele Familien kampieren auf mitgebrachten Decken, dazu gibt’s Livemusik. Einen schöneren Abschluss unserer fast viermonatigen Australien-Tour hätte ich mir nicht vorstellen können.

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30.11.2015                                               Kilometerstand: 35 419 km                                   Perth  –  Fremantle

 

Die letzte Fahrt nach Fremantle, einer wunderschönen Hafenstadt, etwa 25 Kilometer südlich von Perth. Es ist nicht einfach sich nach knapp vier Monaten und fast 23 000 Kilometern vom Moto zu trennen, irgendwie fühlt man sich wie amputiert, ist plötzlich auf Bahn und Taxi angewiesen. Ich schaue mich ein wenig in Fremantle um, folge den Tipps von Claire und nehme später den Zug nach Perth City, wo mich am Forrest Place bei einem Cappuccino zwei Zeugen Jehovas wenig erfolgreich versuchen zum rechten Glauben zu bewegen, nachdem sie bei meinem Tischnachbarn, einem Gambier, schon abgeblitzt waren. Ein Uber-Taxi bringt mich schließlich zurück in mein BnB im Stadtteil Belmont, von wo aus ich morgen Abend zum Flughafen fahren werde.

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Ziel erreicht

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festgezurrt, versandfertig

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Fremantle, eine wunderschöne Stadt

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der Yachthafen von Fremantle

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frustraner Missionierungsversuch auf dem Forrest Place in Perth

 

 

01.12.2015              Perth

Résumé

 

Australien, ein Land der Superlative, es ist 22 ½ mal so groß wie Deutschland, das aber 3 ½ mal so viele Einwohner hat. Kein Land der „entwickelten Welt“ erfährt in unseren Medien weniger Aufmerksamkeit und folglich dürfte kaum einem Europäer, geschweige denn Amerikaner der Name des australischen Premierministers, Malcolm Turnbull, bekannt sein, schon eher der des Staatsoberhauptes, der englischen Queen. Wir haben das Land, besser den Kontinent, nicht kennengelernt sondern im Sinne des Wortes erfahren. Die Ausmaße sind gigantisch. Es gibt viele faszinierende Highlights aber noch mehr Buschland dazwischen, sowie zahllose riesige Wüsten. Wenige Kilometer außerhalb der Städte beginnt der Busch, kurz darauf das Outback. Es erstaunt nicht, dass hier Anna Creek Station (in South Australia) mit 23 600 qkm, die größte Farm der Erde (deutlich größer als Slovenien) zu finden ist, auf der mit weniger als 20 Angestellten knapp 20 000 Rinder gehalten werden.

Etwas ganz Besonderes ist „strine“ wie die Australier ihr „australian english“ nennen, das zuweilen mit unserem Schul-Englisch nicht viel zu tun hat. So neigen sie gerne zum Verniedlichen: brekkie für breakfast, hubbie für husband, mozzie für mosquito. Aussie und Tassie nennen sich Australier und Tasmanier liebevoll. Hat man dies erst mal verinnerlicht kommt man sicher auch bald drauf, dass ein „eggnisher“ eine Klimaanlage sein könnte, ein „Airconditioner“ also. Die Begrüßung „ha ya goin“ oder „g’dai“ geht schnell in Fleisch und Blut über.

Da Australien sich sehr früh vom Urkontinenten Gondwana trennte, konnten sich Flora und Fauna völlig eigenständig entwickeln. So entstanden nur hier und auf der benachbarten Inselwelt eierlegende Säugetiere, wie das Schnabeltier, das wir leider nicht zu Gesicht bekamen und der Ameisenigel. Auch die Beuteltiere Känguru, Wombat, Tasmanischer Teufel und andere sind nur in Down Under zu finden. Es leben hier die giftigsten Schlangen, Kröten und Spinnen der Welt, sowie die tödlichsten (falls es eine Steigerung von tödlich gäbe) Meeresbewohner, wie z. B. Würfelqualle, Portugiesische Galeere, den Weißen Hai nicht zu vergessen. Etwas flapsig verkürzt könnte man sagen: alle Tiere hier haben einen Beutel, sind hoch giftig oder verfügen über ein todbringende Gebiss.

Wir haben die Aussies als ein gastfreundliches, immer hilfsbereites, fröhliches und tolerantes Volk kennen- und schätzen gelernt. Sie sind Stolz auf ihr Land, in dem sie im Einklang mit der Natur leben, stets besorgt um die Umwelt. Sie lieben ihre Unabhängigkeit, dennoch akzeptieren sie die Queen als Staatsoberhaupt. Bis weit in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts war das Verhältnis der weißen Bevölkerung zu den indigenen Australiern von Rücksichtlosigkeit geprägt. Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden, auch wenn der Umgang mit der Aufarbeitung ihrer schwierigen Vergangenheit oft ein wenig hilflos wirkt.

Mit fast 23 000 Kilometern unter manchmal nicht ganz einfachen klimatischen Verhältnissen haben wir nach vielen interessanten Begegnungen und faszinierenden Erlebnissen den Roten Kontinent umrundet und unser Ziel ohne Blessuren erreicht.

Endkilometerstand in Fremantle:       35 419 km

das heißt:

in Australien gefahrene Kilometer:    22 866 km

 

 

 

4 Kommentare

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    • Alteisenaufreisen auf 28.11.2015 bei 14:04
    • Antworten

    Hallo Peter,

    Herzlichen Glückwunsch!
    Du und Dein Motorrad, Ihr habt es geschafft!!!
    Der Kreis ist geschlossen, die Runde geschafft.
    Freut mich ganz besonders,dass alles gut gelaufen ist!

    Bleibt nur noch das Moto von den australischen Monsterfliegen zu befreien ;-), es wieder gut in der Kiste zu verstauen und auf den Heimweg zu schicken.
    Dir wünsche ich noch ein paar schöne Tage in Perth und einen guten Heimflug.

    Freu mich auf ein Wiedersehen!

    Servus Paul

    LG auch von Kathy

  1. Wir freuen uns schon sehr auf dich. Wir werden zwar die schönen Bilder und Geschichten vermissen, aber live seid ihr zwei uns viel lieber.

    Claudia, Lukas, Lara

  2. Hallo lieber Peter, ein tolles Resümee, da bekommt man richtig Lust in dieses Land auf Euren Spuren zu reisen! Einen guten und sicheren Heimflug und bis spätestens Weihnachten, lg Anja und Jörg

    • Fritz Kastellan auf 01.12.2015 bei 13:19
    • Antworten

    Hallo Peter,

    eine traumhaft schöne Reise ging zu Ende. Schade….ich habe mich immer so auf die neuesten Berichte und Bilder gefreut und bin jeden Zentimeter mit Dir gefahren, als 3. bzw. 2. Sozius.

    Das wichtigste ist, dass ihr nach so vielen neuen und interessanten Eindrücken „in one piece“ Euer Start/Ziel gesund und munter wieder erreicht habt.

    In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deiner ganzen Famile, eine gute „stade“ Zeit, ein frohes Weihnachtsfest sowie ein gutes und gesundes Neues Jahr 2016.

    Fritz Kastellan und Familie

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