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Uruguay

Der unendlich breite Rio de la Plata glänzt silbrig in der Mittagssonne

26.2.2012                       Kilometerstand:  21 555 km

Nach gemütlichem Frühstück und Bepacken des Motos sind wir pünktlich um 10 Uhr am Hafen von Buenos Aires, wo wir die Grenzformalitäten rasch hinter uns bringen. In nur einer Stunde haben wir den unglaublich breiten Rio de la Plata (Silberfluss) überquert, der sich so majestätisch, behäbig in seinem Bett wälzt, dass man keine Fliessrichtung zu erkennen vermag. Überhaupt erinnert er eher an ein Meer als an einen Fluss. Als wir in Uruguay anlanden und die Fähre verlassen werden wir zunächst durch eine große Pfütze mit Desinfektionsmittel geleitet und danach von einem Zöllner heraus gewunken. Danach werden erst alle Autos, sie haben ausschließlich argentinische oder uruguayische Nummernschilder, im Eiltempo abgefertigt. Ich habe den Eindruck sie müssen lediglich ihre Autopapiere zeigen. Alles hier wirkt so gar nicht amtlich. Nichts hier erinnert auch nur im Entferntesten an eine Grenzstation. Das Zollgebäude ist ein kleiner Container vor dem unter freiem Himmel ein paar Beamte sitzen und Kaffee trinken. Das Gefühl absoluter Lässigkeit verstärkt sich noch, als der Zöllner nach blumenreicher Entschuldigung für die „Demora“ (Wartezeit) sich anschickt unser Moto zolltechnisch zu erfassen. Er holt einen DIN-A5 Block heraus, legt ganz akkurat  Blaupapier (die Älteren unter Euch werden das noch kennen!) zwischen die Blätter und beginnt fein säuberlich mit Kugelschreiber die Daten des Motos zu notieren, die ich ihm diktiere nachdem ich ihm den deutschen Fahrzeugschein erklärt habe. Damit das Alles nicht zu amtlich wirkt, dient als Schreibunterlage die Motorhaube des Zollautos, in dem sein Kollege sitzt, froh das nicht selbst machen zu müssen.

Warten auf den Zollbeamten

Zollformalitäten unter freiem Himmel

Bei der Verabschiedung per Handschlag erfahre ich, dass die Immigrationsformalitäten, von mir völlig unbemerkt, bereits auf argentinischer Seite erfolgt sind. Ungläubig kontrolliere ich meinen Pass und finde tatsächlich den uruguayischen Einreisestempel. Bei allen bisherigen Grenzübertritten mussten wir jeweils alle möglichen Papiere ausfüllen (unsere Passnummern können wir bereits im Schlaf „herbeten“), aber hier nichts von Alledem, wie angenehm! Von dem Städtchen Colonia del Sacramento sind wir sofort eingenommen. Es ist Alles anders als im Südamerika, das wir bisher kennengelernt haben. Kein Lärm, keine Autohupen, keine Hektik. Die Autos, sogar die mit argentinischer Nummer, fahren hier im Schrittempo.  Dem Charme und Flair der historischen Altstadt, mit ihren kopfsteingepflasterten Sträßchen, den vielen Restaurants und Straßencafés kann man sich nicht entziehen. Die von den Portugiesen 1680, wegen des Schmuggels nach Argentinien, gegründete Stadt liegt strategisch günstig auf einer in den Rio de la Plata hineinragenden Landzunge, so dass man von vielen Punkten der Altstadt den Fluss sehen kann.

Historische Altstadt

Strand des Rio de la Plata nördlich der Altstadt

Strand des Rio de la Plata

Straße zum Fluss

Häuserfront in der Altstadt

Eines von vielen Restaurants

Häuserzeile im historischen Zentrum

sehenswertes, aus altenPlastikflaschen geschaffenes Schachspiel

dazugehöriger Künstler

„Italien ohne Berlusconi“, voll informierter italienischer Tourist

Gegen Ende des Abendessens, das wir in einem Straßenrestaurant einnehmen, ziehen gegen 11 Uhr dunkle Wolken auf und ein heftiges Wetterleuchten verheißt nichts Gutes. Buchstäblich auf den letzten Drücker erreichen wir unser Hotel. Als wir unter der schützenden Pergola sind bricht ein heftiger Gewitterregen los. Morgen Vormittag werden wir uns auf den Weg nach Montevideo machen, wo ich hoffentlich ein Ladekabel für meinen Rasierapparat und eine Brasilienkarte für mein Navi bekomme.

die ganze Nacht hatte es geregnet

29.2.2009                      Kilometerstand: 21 620  km

Die ganze Nacht hindurch hat es geregnet und auch heute Morgen sieht es nicht danach aus als wollte es aufhören. Dazu bläst ein äußerst heftiger Nordwind. Wir ziehen unsere Regenklamotten an und schon kann uns der Regen nichts mehr anhaben. Wieder fahren wir durch die Pampa, die aber hier ganz anders imponiert. Das Land ist nicht mehr so topfeben wie die argentinische Pampa im Osten. Es ist leicht wellig, zeigt sich in sattem Grün, immer wieder unterbrochen von großen Hecken, Baumgruppen und Baumalleen, die zu den Haziendas führen. Vielleicht liegt es ja auch am stürmischen Wetter, aber es ist keine Menschenseele zu sehen, alles ist wie ausgestorben. Auf den Weideflächen stehen aber wesentlich größere Rinderherden als wir sie in der argentinischen Pampa gesehen haben.  Fünfzig Kilometer vor Erreichen Montevideos hört der Regen endlich auf. Nach etwa zwei Stunden haben wir die gut 200 Kilometer geschafft und finden auch auf Anhieb unser reserviertes Hostel in der Stadtmitte an der Plaza de Independencia. Die Suche nach der Garminkarte für Brasilien gestaltet sich da schon wesentlich schwieriger. Gegen Abend finden wir eine Adressen wo wir sie anderntags abholen können. Unser Gang durch die im „Lonely Planet“ angepriesene „Ciudad Vieja“ (Altstadt) ruft ambivalente Gefühle in uns wach. Zwar gibt es wirklich schöne Häuserfassaden, aber nur wenige sind renoviert. Das Erste was wir in der Altstadt (vom Motorrad aus) wahrnehmen ist eine Szene wie aus dem Krimi: vier Polizisten springen aus zwei Autos, zwei sichern die Kreuzung, während die anderen beiden einen jungen Mann festhalten und dazu zwingen sich breitbeinig, mit beiden Händen an der Hauswand abstützend, hinzustellen. Als wir nach etwa 30 Minuten diese Stelle nochmal passieren müssen steht der arme Teufel immer noch so da. Von der Altstadt haben wir, nicht nur deshalb, keinen guten Eindruck. Ganz offensichtlich ist es der Stadtteil der sozial Benachteiligten, was sich auch an einem hohen Anteil indigener und farbiger Bevölkerung widerspiegelt. Der Eindruck verstärkt sich noch als wir gegen Abend einen Clochard sehen, der in einem Mülleimer ein Schälchen weggeworfener Pommes Frites findet und mitnimmt. Das Restaurant, in dem wir abendessen, betritt ein vielleicht 10-jähriger Junge mit abgerissenen Schuhen. Er geht zum Tresen und bekommt vom Kellner ein trockenes Brötchen und ein Glas Wasser. Still isst er das Brötchen, trinkt das Wasser und verlässt danach wortlos das Lokal. Etwas betroffen kehren wir zum Hostel zurück.

Blick von unserem Balkon auf die Plaza de Independencia

General Artiga, der Befreier Uruguays mit Friedenstaube auf dem Kopf

Regierungsgebäude an der Plaza de Independencia

Spiegelbild einer schönen Fassade auf der Avenida 18 de Julio

Av. 18 de Julio

Obelisk am östl. Ende der Av. 18 de Julio

„Fuerza“ und „Liberdad“ auf dem Obelisken (Stärke u. Freiheit), „Justicia“ (Gerechtigkeit) hat sich hinter der Säule versteckt

Brunnen der Schlösser an dem Liebende ein Schloss mit ihren Initialen anbringen

… und die Liebe wird für immer halten …

ein origineller Brauch

David von Michelangelo, das Original aus Marmor steht in Florenz

Strand an den Ramblas

die Skyline von Montevideo vom Süden aus

29.2.2012

Den heutigen Tag haben wir damit verbracht uns die Stadt anzusehen meist zu Fuß aber auch mit dem Moto, denn um die Ramblas abzulaufen, die Montevideo zum Meer hin einrahmen bräuchte man ewig. Die Ramblas sind sehr schöne, breite, mehrspurige Alleen. Im Norden führen sie an den Hafenanlagen vorbei und im Süden an wunderschönen, sehr gepflegten Stränden, immer wieder unterbrochen von grünen, palmenbewachsenen Landzungen. Die Stadt bietet östlich der Altstadt, von der Plaza de Independencia der Avenida de 18 de Julio folgend, einen ganz anderen Eindruck, als den, welchen wir gestern in der Ciudad Vieja bekommen hatten. Hier pulsiert das Leben, viele Straßencafés, beeindruckende, gut erhaltene oder auch restaurierte Fassaden. Am Ende der unglaublich langen Av. 18 de Julio steht ein Obelisk zur Erinnerung an die Befreiung Uruguays mit 3 Figuren, der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Stärke. Zur Ehrenrettung der uruguayischen Frauen muss ich sagen, dass keine auch nur im Entferntesten der „Liberdad“ ähnlich sah! Einen sehr schönen Brauch entdeckten wir an der „Fuente de los Candados“ (Brunnen der Vorhängeschlösser). Auf der Tafel wird versprochen, dass zwei Liebende, die hier ein Schloss mit ihren Initialen anbringen, eines Tages hierher zurückkehren werden und ihre Liebe für immer fortdauern wird.

1.3.2012                                                                                                                                               Kilometerstand:   21 820  km

Die Abfahrt aus Montevideo Richtung Punta del Este ist bei bedecktem Himmel ganz entspannt. Über die Ramblas geht es mit traumhaften Ausblicken auf Buchten und Strände nach Osten. Erst nach über 20 Kilometern haben wir die Stadtgrenze erreicht! Danach lässt der Regen nicht mehr lange auf sich warten, es schüttet wolkenbruchartig, so dass viele Autos mit Warnblinker am Straßenrand stehen bleiben. Jetzt wird mir klar warum die Pampas, oder besser gesagt, was wir bisher davon gesehen haben, so saftig grün sind! Bis auf unsere Handschuhe sind wir absolut trocken geblieben, aber dennoch einigermaßen erschöpft. Das von Paul liebenswürdigerweise empfohlene Hotel hat leider seit heute wegen Nachsaison geschlossen, aber wir haben einen sehr hübsches kleines Hotel an der Spitze der Landzunge direkt neben dem Leuchtturm gefunden. Mit unserer Ankunft hört es auf zu regnen auf und die Sonne beginnt zu scheinen.

Pampasgras säumt unseren Weg

Pampasgras in voller Blüte

Yachthafen und Skyline von Punta del Este

Der Hund war unser ständiger Begleiter

2.3.2011

Die Sonne strahlt wieder von einem fast wolkenfreien Himmel, so wie es die Flagge Uruguays versheisst. Wir haben herrlich ausgeschlafen, alles wäre perfekt, wäre da nicht mein Apple MacBook Air, das wohl gestern Abend den uruguayischen Chardonay nicht vertragen hat. Vermutlich hätte ich es besser mit Apple-Juice versuchen sollen. Jedenfalls lässt es sich nicht mehr laden und rauscht beim Laufen als wollte es mit dem nahen Atlantik konkurrieren. Jetzt habe ich ein „kleines“ Problem, kein e-Mail Programm mehr, kein Skype, kein Facebook und zum Schreiben im Blog muss ich auf Ediths Laptop zurückgreifen. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, sehen wir uns erst einmal das Steuerparadies Punta del Este aus der Nähe an. Im Yachhafen liegen superteure Yachten, meist unter US-amerikanischer oder auch argentinischer Flagge. Deren Besitzer, die mit ihrem Alter jedem Pflegeheim zur Ehre gereichen würden, quälen ihre sonnengegerbten Körper schon in aller Herrgottsfrühe zum Frühsport über die Ramblas. Der Ort macht einen unglaublich sauberen, gepflegten Eindruck und zeigt seinen Reichtum auf Schritt und Tritt. Erst gegen 11 Uhr verlassen wir Punta del Este über die Ramblas in nordöstlicher Richtung. Die Fahrt geht entlang unendlicher, traumhafter Strände, die oft von felsigen Strandabschnitten unterbrochen werden. Schon seit Punta del Este wird die Straße gesäumt von etwa drei Meter hohem, in voller Blüte stehendem Pampasgras. Bevor wir das Ziel unserer heutigen Etappe, Punta del Diablo, erreichen machen wir in Paloma Halt. Ein malerisch gelegenes Örtchen, das uns sofort an die kleinen Dörfer im Medoc, an der französischen Atlantikküste, erinnert. Bezaubernde Reet-gedeckte Ferienhäuschen inmitten eines Pinienwaldes, der die Luft mit seinem Duft erfüllt. Wir machen eine kurze Rast in einem Straßencafé und genießen die Athmoshäre bevor wir zu unserem Tagesziel aufbrechen. In Punta del Diablo stellen wir allerdings schnell fest, dass man hier nicht auf uns gewartet hat. Die vorherrschende Frisur sind verfilzte Rasterlocken, dazu trägt man wahlweise ausgeleierte Muscle-Shirts oder Schlafanzughosen. Es wimmelt von Austeigern und Selbstfindern, die an verschieden Ecken auf dem Boden sitzend ihren selbst gebastelten Schmuck und Häkelarbeiten feilbieten. Wir machen Kehrt und fahren ein paar Kilometer weiter, wo wir in dem kleinen Örtchen La Coronilla ein schönes, sauberes Hotel finden, das direkt am Strand liegt und in dem wir die einzigen Gäste sind. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang am menschenleeren Strand, bei dem uns nur der zunehmende Halbmond begleitet, obwohl es noch gar nicht dunkel ist. Als wir um 8 Uhr vom Hunger getrieben das einzige Restaurant am Ort aufsuchen hat dieses geschlossen, so dass wir uns entschließen nicht bis 9 Uhr zu warten bis es möglicherweise, nach vorherrschender Meinung der Einheimischen, öffnet sondern uns selbst zu versorgen. Alles nötige hierfür finden wir in der nahegelegenen Tienda. So sitzen wir bis spät in die Nacht bei Käse und Rotwein auf der Terrasse mit Blick auf’s Meer in dem sich glitzernd der Mond spiegelt und lauschen dem gewaltigen Rauschen der an den Strand rollenden Wellen.

Anwesen nicht ganz unvermögender Zeitgenossen an den südlichen Ramblas von Punta del Este

kurze Mittagspause

kleine, abenteuerliche,von einem Motorboot geschobene Fähre über eine Lagune

Ferienhäuschen in Pinienwald wie im französischen Médoc

rauhe Klippen

warum steckt wohl der Stecker nicht in der Steckdose?

da kann man lange klingeln!!

Lauschiger Platz zum träumen

Mate-Teetrinker

3.3.2012

Nach gemütlichem Frühstück auf der Terrasse in der schon erstaunlich warmen Morgensonne starten wir in Richtung Brasilien. Ein Grünstreifen  teilt die Grenzstadt Chuy in einen uruguayischen und einen brasilianischen Teil. Hier ist zollfreie Gebiet und entsprechend geschäftig geht es hier zu. Wir kommen hier nur zum Tanken her und weil ich einmal mit einem Hintern gleichzeitig in zwei Ländern sitzen wollte!

 

Mit der rechten Arschbacke noch in Uruguay mit der linken schon in Brasilien!

 

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