13.11.2015 Kilometerstand: 30 102 Melbourne – Geelong
Um 5 Uhr Früh ist Schluss mit schlafen. Fertig machen zum Desembarking. Pünktlich um 7.30 Uhr rollen wir von der Spirit of Tasmania. Das Wetter ist in Melbourne wenig einladend, es nieselt. Um 7 Uhr bin ich bei Southbank BMW, wo ich heute den ersten Termin habe um meinen Vorderreifen, den sie vor etwa 10 Tagen montiert haben erneut auswuchten zu lassen. Kein Problem sollte man meinen. Eine Überprüfung ergibt der Reifen sei korrekt ausgewuchtet, allein der Lenker vibriert nach wie vor auf’s Heftigste, wie der irische Monteur bestätigt. Mein Einwand es könne doch ein Fabrikationsfehler vorliegen weist der Service Manager weit von sich. Weitere Einzelheiten über die anschließenden Erwägungen und Diskussionen erspare ich mir jetzt. Jedenfalls fahre ich nach geschlagenen viereinhalb Stunden entnervt aber mit zwei neuen Reifen eines anderen Herstellers vom Hof, fest entschlossen dieses Erlebnis so schnell wie möglich zu vergessen und die Schönheiten der Prince Philip Bay zu genießen in Erwartung der angeblich schönsten Küstenstraße der Welt, der Great Ocean Road, die mich auf der anderen Seite der Bay erwartet. Der einzig positive Aspekt des langen Werkstattbesuches, die Sonne scheint! Die Überfahrt von Sorrento nach Queenscliff dauert etwa ¼ Stunde. Es wird empfohlen beim Moto zu bleiben, da es keine Möglichkeit gibt es festzuzurren. Beim Verlassen der Fähre meint man in einem südenglischen Hafenstädtchen gelandet zu sein. Ich fahre weiter nach Geelong und sinke am Spätnachmittag einigermaßen müde ins Bett.
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14.11.2015 Kilometerstand: 30 290 km Geelong – Apollo Bay
Es stehen „Sieben Sonnen“ am Himmel, also breche ich so rasch wie möglich Richtung Great Ocean Road auf, nicht ohne vorher noch einen raschen Abstecher nach Queenscliff zu machen, wo ich gestern wegen Übermüdung keine Aufnahmen mehr gemacht habe. In Torquay, dem Beginn Great Ocean Road, fahre ich zunächst die Info an um mich bezüglich der Highlights beraten zu lassen. Mit einer detaillierten Karte der knapp 300 Kilometer langen Straße und einem Handzettel aller sehenswerten Punkte versehen mache ich mich auf den Weg. Eine wunderschöne Strecke, die mal in größeren, mal in kleineren Schwüngen der Küstenlinie folgt. Die Eindrücke, die man hierbei sammelt, sind gigantisch. In sieben Stunden habe ich 200 km geschafft! Ich lasse mich fangen vom unglaublichen Farbspiel des ufernahen Ozeans der sich im Sonnenlicht in fantastisch leuchtenden Gletscherfarben präsentiert, die sich je nach Einfallswinkel des Lichtes ständig ändern. Jedes Foto ist nur eine Momentaufnahme und kein Film kann die Wirklichkeit so wiedergeben wie man sie erlebt. Oft kann man an den Stellen von denen man den einmaligen Blick hätte einfach nicht anhalten, und weiter unten ist’s dann eben nicht mehr „das Foto“! Und so habe ich heute eben gefühlte 1000 Mal angehalten, bin wieder umgekehrt, aber dann war’s eben doch nicht so wie ich’s mir gedacht habe. Am Bells Beach, Australiens berühmtesten Surfer Strand, waren heute fast hundert Surfer auf dem Wasser um „die Welle“ zu erwischen. Jedes Jahr zu Ostern findet hier der „Rip Curl Pro“ Surf Carnival statt, der internationale Mitbewerber und tausende von Zuschauern anzieht. Am Kennett River anzuhalten ist ein „Muss“, da man hier Koalas in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann, daneben noch unterschiedliche Sittiche und zahllose Kakadu, die die Touristen aufdringlich verfolgen, sofern sie dort Futter vermuten. Gegen ½ 5 Uhr suche ich mir eine Bleibe mit wunderschönem „Ocean View“. Ich liebe das eintönige Rauschen der ewig gegen die Küste anrollenden Wellen, die gewaltig schäumend, donnernd auf Strand oder Felsen schlagen und aus der Ferne klingen wie ein nie endender Zug.
15.11.2015 Kilometerstand: 29 026 km Apollo Bay – Port Campbell
Auch heute sind es nur rund 200 Kilometer für die ich mir aber, wie schon gestern den ganzen Tag Zeit lassen will. Zu großartig sind die Eindrücke, die man entlang dieser Straße erleben kann, als dass man sie im Vorbeifahren einfach nur abhaken könnte. So gilt mein erster Stopp „Maits Rest“ einem „Sub-temperate Rainforest“, oder „Gemäßigten Regenwald“, wie er im deutschen Sprachgebrauch genannt wird, im Gegensatz zum „Tropischen Regenwald“. Regenwälder sind durch eine Niederschlagsmenge von mehr als 2000 mm pro Jahr definiert. Das Bild dieses Urwaldes bestimmen, Bergeschen, Riesenfarne (Fern Trees) und gigantische Eukalyptusriesen, die, wenn sie am Ende ihres Daseins umstürzen, sofort wieder neuem Leben Nährboden sind.
Auf dem Weg zum Cape Otway begegne ich im Eukalyptushain zahllosen Koalas, die genüsslich und ruhig ein Blatt nach dem anderen verspeisen. Nur wenig später säumen viele hundert abgestorbener Eukalyptusbäume den Weg, Zeichen einer sich anbahnenden Katastrophe. Diese Eukalyptusart, „Mana Gum“ genannt (die deutsche Bezeichnung ist mir nicht bekannt), stirbt wegen ausbleibender Waldbrände (!), Veränderungen im Unterholz und zu vieler blattfressender Tiere. Da dieser Eukalyptus das einzige ist wovon Koalas sich ernähren können, ist ihr Bestand erheblich gefährdet. Man versucht dem durch gezielte, kontrollierte Brände, Neupflanzungen, sowie weitere flankierende Maßnahmen entgegenzuwirken.
Es ist heute das erste Mal, dass ich von Koalas Lautäußerungen wahrnehme. Zunächst ist es der Ärger eines Koalas dem beim Baumwechsel ein Touristenpärchen im Weg steht. Vielleicht nimmt er ja an sie wollten auf seinen Baum? Es ist ein relativ lautes ärgerliches Knurren, das unmissverständlich zum Ausweichen auffordert, vergleichbar dem eines Hundes, dem man versucht den Knochen wegzunehmen. Das gleiche erlebe ich beim Verlassen des Waldes als ein heranwachsender Koala versucht seiner Mutter auf den Baum zu folgen, die ihn daraufhin gefährlich anfaucht und knurrt. Auch durch sein Jammern lässt sie sich nicht erweichen.
Das Highlight der Great Ocean Road, das jährlich mehrere Millionen Touristen anzieht, ist ganz sicher der Küstenabschnitt auf dem auch die zwölf Apostel stehen, von denen im Verlauf der letzten Jahre drei schon wieder in den Fluten verschwunden sind. Die gewaltigen bis zu 65 Meter hohen Felstürme wurden von Wind, Sonne und Meer aus dem Kalksandstein der Küste modelliert. Auch die Küstenabschnitte vor und hinter den Aposteln bieten faszinierende Felsformationen. Formen und Farbspiel lassen den eisigen Wind, der heute direkt vom Südpol zu kommen scheint, ein wenig vergessen.
16.11.2015 Kilometerstand: 30 652 km Port Campbell – Mount Gampier
Bei strahlend blauen Himmel lasse ich mich heute von den ersten Sonnenstrahlen wecken. Es sind nur wenige Kilometer der Great Ocean Road zu bewältigen, die wichtigsten Highlights habe ich gesehen, da wird es heute etwas zügiger als in den letzten Tagen weiter gehen in Richtung Adelaide, denke ich. Aber heute ist Alles anders als tags zuvor. Dass ich so gut wie allein unterwegs bin mag an der frühen Stunde liegen, sicher aber auch daran, dass für die unübersehbaren Busladungen von Chinesen und Japanern, die zwölf Apostel das attraktivste Motiv darstellen, vor dem sie sich lautstark um die besten Selfi-Plätze drängen. Heute hört man auf dem Weg zum „Arch“, einem großen Felsbogen, den Meer, Wind und Regen aus dem Kalkstein gemeißelt haben, sogar die Vögel zwitschern. Wenig weiter kann man die „London Bridge“ bewundern, deren erster Bogen sie einst mit der Steilküste verband bis er 1990 krachend in den Fluten verschwand. Den beiden Touristen, die damals staunend auf dem Felsen standen war der Rückweg abgeschnitten. Sie wurden Stunden später mit dem Helikopter geborgen. Seither dürfen weder die Klippen noch der Strand darunter betreten werden. Die Pinguine werden darüber nicht unglücklich sein, haben sie sich doch am Fuße der Klippen häuslich eingerichtet. Ihre Fußspuren am Strand verraten, dass sie gerade gemeinsam zum Fischfang gezogen sind. Einige Kilometer weiter lockt ein braunes Hinweisschild zu „The Grotto“. Ich steige die vielen, steilen Stufen in die Grotte hinab und bin fasziniert von dem Spiel des Lichtes, an den Felsen, dem spiegelglatten, tief blauen Wasser des Pools unter dem Felsbogen, dessen Ruhe einen wunderbaren Kontrast zum Tosen des Ozeans darstellt. Wie kann man an solchen Orten nicht ergriffen sein von der Erhabenheit der Natur.
In Peterborough kann man den Blick auf die raue „Bay of Martyr“, die zu Zeiten der Segelschifffahrt berüchtigte Berühmtheit erlangte, da Stürme, Strömungen und Brandung zahllosen Schiffen und ihrer Bestzung zum Verhängnis wurden. Im weiteren Verlauf passiere ich Warrnambool. Ein Hinweis „Whale Nursery“ (Wal-Kindergarten) macht mich neugierig. In den Gewässern vor der Küste bringen Glattwale im Mai ihre Jungen zur Welt und bleiben mit ihnen dort bis sie Ende August stark genug sind wieder Richtung Südpolarmeer zu ziehen. Es soll der einzige Ort sein an dem man Wale von Land aus beobachten kann. Da ich von der Klippe aus nur drei Surfer ausmachen kann, ziehe ich enttäuscht von dannen.
Kurz hinter Nelson überquere ich die Grenze von Victoria nach South Australia. Ich will mir eine Kaffee-Pause gönnen. An der Wand des einzigen Hotel prangt in großen Lettern: „Coffee, Latte, Cappuccino, etc.“. Also bestelle ich beim Keeper „a large Flat White“, er holt ein Weinglas und sieht mich fragend an „Chardonnay?“ offensichtlich hatte er verstanden „a large glass wine!“ Na ja hilft ja alles nichts denn der Kaffee-Automat ist „out of order!“ Dann esse ich eben meine beiden Äpfel, denn nach South Australia darf man nichts von diesem „Teufelszeug“ aus Victoria mitnehmen!
2 Kommentare
Irgendwie kommt mir der Blick des kleinen Koalas bekannt vor. Mütter können ja sowas von herzlos sein 😉
Es sind mal wieder traumhafte Küstenbilder, da kann kein Reiseführer mithalten. Gute Fahrt und weiter so viele wunderschöne Eindrücke.
Claudia
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Hallo Peter,
Was die Walbeobachtung von Land betrifft, so kann ich Hermanus in Südafrika empfehlen. Dort kann man auch die Kinderstube von Walen sogar noch im September direkt von den Klippen aus beobachten – vielleicht hast Du dort mal auf einer Fahrt entlang der Gardenroute die Gelegenheit die Spiele der Meeresriesen zu sehen.
Unverhofft kommt oft.
Weiter gute Reise.
Servus
Paul
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